Landkreis Osterholz. Ein Gespräch kann helfen, Ängste zu nehmen und dem Gefühl entgegenwirken, allein zu sein – gerade in der aktuellen Situation, die durch die Corona-Pandemie geprägt ist. Deshalb hat, wie berichtet, ein ehrenamtliches Team die „Du-bist-nicht-alleine-Hotline“ realisiert, die ab sofort unter der Telefonnummer 01 62 / 5 38 26 05 erreichbar ist. Sie kann täglich zwischen 9 und 20 Uhr angerufen werden und steht allen Menschen offen.
Das Angebot scheint anzukommen. „Wir haben sehr viele Anrufer“, sagt Bea Krafft-Schöning, eine der Initiatorinnen. Das Bürgertelefon sei oft überlastet. Da sei die ehrenamtliche Hotline eine Alternative. Alles können Cornelia Naceur, Lehrerin, Joanna Briese, Psychologie-Studentin, Petra Schröder, ausgebildete Seelsorgerin, und Petra Gelies, Altenpflegerin und Betreuerin, die den Telefondienst übernommen haben, nicht beantworten. Dann verweisen sie an andere Stellen. Es stünden aber ohnehin Kummer und Sorgen im Vordergrund, wissen die Helferinnen. Inzwischen hat sich eine weitere Gruppe gebildet, berichtet Bea Krafft-Schöning. Sie hätten überlegt, was neben der Hotline noch gemacht werden könne, um einfacher aus der Krise herauszukommen. Das größte Problem der Corona-Pandemie sei die Notwendigkeit einer Distanz zu den Mitmenschen, die vielen offenbar immer schwerer falle. Und bei manchem stelle sich ein Gefühl der Einsamkeit ein, es entstehe eine Art Vakuum. Das wollen die Helfer füllen und haben sich eine besondere Aktion ausgedacht, die das OSTERHOLZER KREISBLATT unterstützen möchte. Das Motto lautet: „Wir halten zusammen“.
„Wer möchte, kann seinen Nachbarn oder anderen lieben Menschen ein kleines Geschenk vor die Tür stellen“, schildert Bea Krafft-Schöning den Grundgedanken. Besonders im Blick stünden dabei Menschen, die nicht oder selten herauskommen oder die aus Sorge vor einer Ansteckung keinen Besuch bekommen. „Die kleinen Aufmerksamkeiten sollen zeigen: Ihr seit ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft und werdet nicht vergessen. Wer das Gefühl hat, Teil einer Gemeinschaft zu sein, fühlt sich weniger alleine. Und alleine fühlen sich gerade sehr viele“, glaubt Krafft-Schöning. An dem Geschenk sollte ein Hinweis auf die Aktion befestigt werden.
Wer mag, kann auch ein Foto von sich und dem Geschenk machen und an redaktion@osterholzer-kreisblatt.de schicken. Der Beschenkte sollte aber nicht auf das Foto. Die Einsendungen sollten mit dem Namen des Schenkers und, falls möglich, mit einigen wenige Zeilen zu dem Geschenk versehen sein. Der Betreff der Mail sollte lauten: „Wir halten zusammen“. So können die Beiträge einfacher zugeordnet werden. Die Fotos oder eine Auswahl werden später im OSTERHOLZER KREISBLATT veröffentlicht.
Blumen, Kerzen, Basteleien
Bei den Geschenken, so die Initiatoren, solle die Grundidee im Vordergrund stehen. Es gelte zu vermitteln: Auch wenn im Moment alle zu Hause bleiben müssten, seien doch alle Teil der Gemeinschaft. Freude könne beispielsweise etwas Selbstgebasteltes bereiten, ebenso eine kleine Blume oder eine Kerze der Zuversicht.
Es sei heute noch nicht abzusehen, welche psychischen Folgen die verordnete Einsamkeit langfristig haben könne, glauben die Initiatoren. Die Anrufe bei der Hotline zeigten, wie wichtig eine Gemeinschaft und die Möglichkeit des sozialen Kontaktes sei. Nach den Worten von Bea Krafft-Schöning rufen oft ältere Menschen an, die Probleme haben, in dieser Situation klarzukommen. Junge Leute hätten eher Fragen zu allgemeinen Informationen in dieser Zeit. Es kämen Fragen wie etwa „Wie viele Leute dürfen in einem Auto fahren oder zusammen spazieren gehen?“. Senioren fragten auch schon mal nach, ob der Rat der Tochter, nicht einkaufen zu gehen, denn auch richtig sein könne. „Soll ich das wirklich nicht machen?“
„Wir agieren völlig frei von irgendeiner Partei oder Kirche, sind mehrsprachig und stehen Menschen aller Kulturkreise offen“, fügt Bea Krafft-Schöning an. Zudem gelte natürlich die Schweigepflicht für alle, die bei der Hotline tätig sind.