Lilienthal. So einiges hat sich seit 1993 in Bettina Jachens Kleintierpraxis verändert, manches aber ist so geblieben wie es immer war. „Es war immer familiär“, sagt die Lilienthaler Tierärztin, die in der Gemeinschaftspraxis mit Ehemann Gert Jachens vor 25 Jahren in die Selbstständigkeit startete. Ursprünglich als Großtierpraxis gedacht, gab es damals schon nach vier Wochen erste Anfragen für die Behandlung von kleinen Tieren. Auf dem Wohnzimmertisch impfte Bettina Jachens ihre ersten Patienten, zwei Rauhaardackel, von denen sie heute noch ein Foto besitzt. Es folgte aufgrund der Nachfrage die Aufstellung eines Behandlungstischs und Röntgenfilmbetrachters im Flurbereich vor der Wohnung. Ihre kleinen Kinder waren immer dabei, erinnert sie sich. Trotz Umzug in größere Praxisräume und veränderter familiärer Umstände hat sie Sprechzeiten nach Vereinbarung beibehalten, sodass Hund und Katze im Wartezimmer nicht nebeneinander sitzen müssen und sie viel Zeit hat, um intensiv auf die Bedürfnisse von Mensch und Tier eingehen zu können. „Das hat sich bewährt“, sagt die Tierärztin rückblickend.
Mittlerweile nimmt die Diagnostik mit Ultraschall- und Röntgengerät wie auch einem Gerät für Blutuntersuchungen einen breiten Raum im Praxisalltag ein. Arbeitete sie in den ersten Jahren allein, beschäftigt Bettina Jachens heute drei Tierarzthelferinnen und einmal pro Woche eine weitere Tierärztin. Zu ihrem Alltag gehören mittlerweile auch Trächtigkeitsuntersuchungen per Ultraschall.
Katzen mit Diabetes
Obwohl sich die Fläche der Kleintierpraxis in dem alten Bauernhaus Trupe Nr. 10 deutlich vergrößert hat, platzt Bettina Jachens Praxis heute wieder aus allen Nähten. Ihr großer Wunsch wäre ein Lagerraum für Futtermittel, da der Bereich Ernährungsberatung aufgrund zunehmender Nahrungsmittelallergien von Tieren an Bedeutung enorm zugenommen hat. „Es gibt Meerschweinchen und Katzen mit Diabetes“, so die Erklärung.
Gefühlt behandele sie mehr Katzen als Hunde, aber das könne auch einfach nur ein Gefühl sein, sagt die Lilienthaler Tierärztin. Einen guten Namen hat sie sich bei Tierliebhabern gemacht, die statt auf Ratten jetzt auf Frettchen setzen. Im Bereich der Hunde erlebte Bettina Jachens jede Mode. Waren es eine Zeit lang Golden Retriever, Labrador und Mops, führen heute die Mischungen aus zwei Rassen wie Goldendoodle, ein Mix aus Retriever und Pudel, die Beliebtheitsskala an. Bei Katzen heißt das Äquivalent Britisch Kurzhaar.
Heutzutage lassen sich Menschen ihr Tier mehr kosten als noch vor 25 Jahren, so Bettina Jachens Erfahrung, gehen aber mit einer Tierkrankenversicherung auch auf Nummer sicher. Das Selbstverständnis der Tierärzte habe sich gewandelt: Bettina Jachens sieht ihre Aufgabe auch darin, die Tierbesitzer durch Impfungen ihrer vierbeinigen Lieblinge vor tierischen Infektionskrankheiten zu schützen.
Im Schrank hinter der Anmeldung liegt das „Buch mit den lustigsten Praxisgeschichten“, in das seit 25 Jahren die witzigsten Ereignisse im Miteinander von Mensch und Tier Eingang finden. So enthält es Anekdoten über den Kater, der auf Lasagne und Pizza nicht verzichten mag, und die Frage, wie viele Antibabypillen ein Hund wohl vertragen würde. Noch heute kann sich Bettina Jachens vor Lachen ausschütten beim Lesen der Geschichte über ein vom Tod wieder auferstandenen Kaninchens oder die Episode von einem Hundebesitzer, der nicht nur seinen Hund, sondern auch die Hand der Tierarzthelferin während der Operation streichelte.