Heinz Heumann schaut kritisch auf die Messing-Stange, die vor ihm im Schmiedefeuer seiner Esse liegt. In der Glut nimmt das Werkstück allmählich einen Rot-Ton an und Heumann holt die Stange aus der Glut. „An der Farbe kann ich erkennen, welche Temperatur die Messingstange etwa hat“, erklärt der Schmied. Messing müsse etwa bei 700 Grad Celsius bearbeitet werden – schon 50 Grad mehr oder weniger können das Objekt unbrauchbar machen. „Im letzten Jahr schien hier die Sonne und ich habe deswegen die Farbe nicht erkennen können", erzählt er. So habe er sich mehrere Messingstücke verdorben. Doch auch in diesem Jahr ist er an den Handwerkertagen in Ströhe beteiligt, und dieses Mal läuft's offensichtlich besser.
Heumann hat die Messingstange unterdessen auf der Werkbank in eine Biegevorrichtung eingespannt und in die gewünschte Form gebracht. Mit einem Winkelmaß überprüft er die Krümmung und scheint zufrieden; er legt das Stück zu den anderen Exemplaren, die bereits auf dem Boden der Schmiede lagern. Die Messingstangen sollen später einmal die Tischplatte eines Designertischs tragen, erklärt Heinz Heumann den Umstehenden, die ihm bei der Arbeit in der Schmiede der Museumsanlage zuschauen.
Ein Stammgast in Ströhe
„Die Schmiede und Heinz Heumann gehören zu unseren größten Attraktionen bei den Handwerkertagen“, sagt der Vorsitzende des Heimatvereins Ströhe/Spreddig, Ludger Kalmer. Seit fast 40 Jahren zeigt Heumann bei der jährlichen Traditionsveranstaltung Mitte September das Schmiedehandwerk, das nach wie vor viele Menschen fasziniert. Mit den Handwerkertagen auf der Museumsanlage, die das karge Leben der ersten Moorbauern eindrucksvoll darstellt, gewährt der Heimatverein regelmäßig einen Einblick in alte Handwerkskünste, die durch die moderne Technik fast in Vergessenheit geraten sind.

Dörthe Schmidt (links) und Gundula Böttjer binden Blumenkränze.
Unter dem Dach der Remise, einem Unterstand für landwirtschaftliche Fahrzeuge oder Geräte, haben Doris Feldmann und Anke Tietjen hinter einem Waschzuber Platz genommen. Eine weiße, knielange Damenunterhose, wie sie die Urgroßmütter einst getragen haben, hängt über dem Waschbrett und wartet darauf, von fleißigen Händen mit Kernseife sauber geschrubbt zu werden. „Die Mädchen stehen am liebsten am Waschbrett“, hat Doris Feldmann beobachtet und muss darüber lachen: "Die Jungs wollen lieber die Wäschestücke durch die Mangel drehen."

Während ein paar Schritte weiter gewaschen und geschrubbt wird, haben sich (von links) Sabine Dreesmann, Heidi Strauf und Britta Wöhlert vom Spinnkreis des Heimatvereins Schwanewede an ihre Räder gesetzt.
Waschen, Wringen, Ausspülen, Aufhängen: So wurde in vielen ländlichen Haushalten zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die Wäsche gewaschen, erklären Doris Feldmann und Anke Tietjen den Besuchern. „Damals wurde die Wäsche auch noch länger getragen als heute“, erläutert Feldmann.
Große Wäsche, Kleine Wäsche
Waschtage waren in jener Zeit oft eine Gemeinschaftsaktion der Frauen einer Familie oder Hausgemeinschaft – oft an Tagen, an denen keine anderen wichtigen Arbeiten wie etwa Heuen oder Ernten anstanden oder wenn dies wegen schlechten Wetters nicht möglich war. Vermeidbare Arbeiten wurden am Waschtag so weit wie möglich zugunsten des Waschens reduziert, etwa auch indem es vorbereitetes Essen wie einen Eintopf gab, der lediglich aufgewärmt werden musste. Die Häufigkeit des Waschtags, der sich über bis zu 48 Stunden erstrecken konnte, richtete sich nach der Art der Textilien: Alle ein bis zwei Wochen gab es die Kleine Wäsche für Hemden und Ähnliches; einmal im Monat wurde Große Wäsche gemacht – Hosen, Röcke, Bettwäsche.

Werner Feldmann (links) und Marco Feldmann holen frische Brote aus dem Steinbackofen.
Am großen Steinbackofen kündet derweil der warme Duft frischen Brotes davon, dass der Backvorgang abgeschlossen ist. Jetzt sind Helmut Hilken und das Vater-Sohn Gespann Werner und Marco Feldmann gefragt: Sie müssen rasch 32 Brote aus der Hitze des Backofens holen, aus den Formen nehmen und zum Verkaufstisch bringen. Schon hat sich vor dem Stand eine Menschenschlange gebildet – die 32 heißen Brote gehen buchstäblich weg wie warme Semmeln. Kaum zehn Minuten sind vergangen, und die backfrischen Weißbrote und Roggenschrotbrote sind allesamt verkauft. „Habt ihr auch Butterkuchen?“, fragt eine Dame hoffnungsfroh. Ja, den gebe es auch, kann Werner Feldmann mitteilen. Immerhin neun Bleche des mit Butter, Mandelblättchen und Hagelzucker bestreuten Hefeteigs hat der Backofen zur fluffig-goldenen Vollendung gebracht.

Uta Meinert (von links), Angelika Leipold und Rita Brecht-Hofmann von der Deutsch-Schwedischen Klöppelgruppe aus Lesumstotel gemeinsam mit Andrea Biermann.
Die Moorkate ist der Ort, an dem die Klöpplerinnen ihre alte Kunst zeigen. Auf einem Klöppelkissen geben zahlreiche Stecknadeln das Muster vor, um die herum das dünne Garn mithilfe mit Hilfe der kleinen Klöppel geschlungen wird. So sollen einmal feine Kragenspitzen, moderne Schals und edle Applikationen für Kleidung entstehen.

Uta Meinert beim Klöppeln.
Man brauche Spaß am Handarbeiten, Geduld und reichlich Zeit für dieses Hobby, sagen Andrea Biermann, Rita Brecht-Hofmann, Angelika Leipold und Uta Meinert, die sich regelmäßig in Lesumstotel treffen. „Das jüngste Mitglied in unser Klöppelgruppe ist 42 Jahre alt, das älteste 92“, erzählt Biermann. Klöppeln, so scheint es, hält ganz offensichtlich jung.