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Konzept für Lilienthal Radschnellweg ist vom Tisch

In Lilienthal sieht es nicht danach aus, dass der Jan-Reiners-Weg zu einem durchgängigen Radschnellweg ausgebaut wird. Thema war dies jetzt im Bauausschuss, als es um das neu erstellte Radwegekonzept ging.
05.07.2023, 21:00 Uhr
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Radschnellweg ist vom Tisch
Von Lutz Rode

Lilienthal. Die Ratsleute im Lilienthaler Bauausschuss haben sich am Dienstagabend erstmals in öffentlicher Runde mit dem Radwegekonzept für die Gemeinde befasst. Zwei wesentliche Erkenntnisse förderte die Sitzung des Gremiums zutage. Erstens: Die Idee, den Jan-Reiners-Weg durchgängig zu einem mustergültigen Radschnellweg auszubauen, kann vor allem aus Platzgründen zu den Akten gelegt werden. Zweitens: Was die Gemeinde tun will, um Mängel und Hindernisse an diversen Radwegen zu beseitigen, wird erst im Herbst zu den Haushaltsberatungen entschieden. Dann erst soll es auch zum Schwur kommen, ob die Politik das Konzept in Gänze mitträgt.

Alexander Goth, der für die Bernard-Gruppe aus Dresden arbeitet, stellte das Werk den Mitgliedern des Ausschusses in den Grundzügen vor. Wer es selbst lesen will, hat viel zu tun: Mit Anlagen und Karten sind es über 200 Seiten, die für das Konzept erarbeitet worden sind. Das Gutachten enthält auch die Ergebnisse einer Befahrung, die den Fachleuten gezeigt hat, dass der Zustand des Radwegenetzes an vielen Stellen zu wünschen übrig lässt oder der Radverkehr nicht so fließt, wie es sein könnte. Insgesamt haben die Fachleute einen Katalog mit 65 Vorschlägen für Gegenmaßnahmen erstellt und sie nach Dringlichkeit sortiert. Auch Strecken, die in die Zuständigkeit des Landkreises und des Landes fallen, sind darin enthalten. Die Spanne reicht vom Aufstellen neuer Schilder bis zur kompletten Erneuerung der Fahrbahn.

29 Maßnahmen stehen zur Debatte

Für die Gemeinde Lilienthal sind unterm Strich 29 Maßnahmen übrig geblieben, die in den nächsten Jahren schrittweise angegangen werden könnten, sofern die Politik grünes Licht gibt und das nötige Geld bereitstellt. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen werden aktuell auf 2,54 Millionen Euro geschätzt, doch das ist wohl eine eher wohlwollende Betrachtung. Die Baukosten sind zuletzt deutlich gestiegen, so dass die Reparaturen und Investitionen ins Radwegenetz deutlich teurer als die veranschlagten Summen werden dürften.

Zu den Vorschlägen gehört unter anderem, dass entlang des Jan-Reiners-Weges im nächsten Jahr diverse Poller entfernt werden sollen und auch die so genannte Umlaufsperre in Höhe Trupe angepasst wird. Da, wo der Jan-Reiners-Weg die Falkenberger Landstraße kreuzt, soll die so genannte Querungshilfe angepasst werden, sofern die Politik mitzieht und diesem Vorschlag folgt. Auf dem Wunschzettel steht aber auch, dass die Brücken am Fritz-Gagelmann-Weg und am Zollpfad verbreitert werden sollen oder der Mühlendeich bis 2027 ausgebaut wird. CDU-Ratsherr Marco Murken hatte auf der Liste auch den Vorschlag entdeckt, dass der Feldweg in der Verlängerung der Straße Trupe im Jahr 2026 einen neuen Belag erhalten soll. Vorsorglich kündigte er schon mal an, dass er diese Idee nicht mittragen wolle - schließlich sei dort vor allem landwirtschaftlicher Verkehr unterwegs.

Beim Thema Jan-Reiners-Weg machte Grünen-Ratsfrau Christina Klene  deutlich, dass ihr der Vorschlag der Verwaltung nicht genüge, an der Strecke lediglich Reparaturen durchführen zu wollen. Sie plädierte dafür, dass eine Erweiterung und Ertüchtigung in den Beschluss aufgenommen werden sollte, um die Strecke fahrradfreundlicher und insgesamt sicherer für Fußgänger und Radfahrer zu machen. Abgestimmt wurde darüber nicht. Das soll ebenfalls im Herbst passieren, wenn das Thema wieder auf die Tagesordnung kommt.

Gutachter spricht von hohem Niveau

Gutachter Alexander Goth erklärte auf Nachfrage des CDU-Ausschussvorsitzenden Marcel Habeck, dass sich der Radverkehr in Lilienthal bereits auf einem recht hohen Niveau befinde: Sprich, schon jetzt würden vergleichsweise viele Menschen im Alltag und auf dem Weg zur Arbeit aufs Rad steigen. Ob die nun punktuell angedachten Maßnahmen dazu führen, dass noch mehr Radfahrer unterwegs sind, zweifelte der Verfasser des Konzepts an. Diese Einschätzung blieb nicht unkommentiert. Martin Enderle vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) ließ wissen, dass es aus seiner Sicht noch eine Menge Luft nach oben gibt, um den Radverkehr in der Gemeinde zu stärken. Er geht auch davon aus, dass sich manche Lilienthaler angesichts der schlechten Wege nicht trauen, das Rad zu benutzen, obwohl sie dies gern tun würden. Dass einiges im Argen liegt, zeigt für Enderle auch der Fahrradklimatest des ADFC, bei dem  Lilienthal seit Jahren nur mittelmäßig abschneidet. Enderle nahm als sachkundiger Bürger an der Ausschusssitzung teil. Er wäre froh, wenn der ADFC bei der Planung konkreter Maßnahmen einbezogen würde.

Auch die Situation für Fahrradfahrer entlang der Hauptstraße im Ortskern wurde im Laufe der Ausschusssitzung thematisiert. Der Gutachter hat sich mit dem Nebeneinander von Rad- und Fußgängern und der manchmal irritierenden Regelung befasst, aber auch keine wirkliche Lösung parat, weil die Platzverhältnisse eben sehr beengt seien. Gesprochen wurde zudem über die Bordsteinkanten an einigen Übergängen, die Radfahrer und Rollstuhlfahrer als zu hoch ansehen, die aber nötig sind, damit sich Sehbehinderte orientieren können. Wo genug Platz ist, könnte der Bereich laut Gutachter zweigeteilt werden, um beiden Ansprüchen zu genügen. Die Kante für Radfahrer könnte abgeflacht werden, im anderen Bereich würde es weiterhin die hohen Kanten geben, damit Sehbehinderte sich sicher im Straßenverkehr bewegen können.

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