Herr Pape, vor fast dreieinhalb Jahren haben Sie als Teil des Abteilungsvorstands der Lilienthaler Wölfe den Rückzug aus der 1. Bundesliga in die Regionalliga miterlebt und auch nach außen moderiert. Hätten Sie damals damit gerechnet, dass bereits jetzt die Rückkehr in die 1. Bundesliga greifbar ist?
Daniel Pape: Ehrlich gesagt nicht. Es war schwer absehbar, wie sich der Kader entwickelt. Damals ging es tatsächlich erst einmal um die nächste Spielzeit und zu schauen, was mit dem Kader passiert, der noch da war, und was die Spieler aus der Entscheidung machen. Sechs Spieler sind dann ja auch zu Eiche Horn gegangen, um dort 2. Bundesliga zu spielen. Ich habe mich schon auf einen viel längeren Wiederaufbau eingestellt.
Beim Rückzug spielten auch die Strukturen, so etwa die damals fehlende Nachwuchsarbeit, eine Rolle. Inwiefern ist die Floorball-Abteilung jetzt besser aufgestellt – beziehungsweise bundesligareif?
Das würde ich differenziert sehen. Wir haben da natürlich viel Arbeit reingesteckt, da muss man insbesondere Felix Stierle als Jugendwart nennen, der viel gemacht hat. Das greift aber natürlich jetzt noch relativ wenig. Was wir sehen, ist, dass die Jugendteams gut arbeiten und voll sind. Das ist natürlich eher perspektivisch, aber gibt uns eine Langfristigkeit, die wir vorher nicht hatten. Das, was jetzt unseren Kader ausmacht, sind zum Großteil Spieler, die wir schon damals auf dem Schirm hatten, ein ganz kleiner Teil hat unter Jesse Backman, dem damaligen Headcoach, schon mittrainiert. Die Jungs haben diese Regionalligasaison gebraucht und genutzt, um einen Schritt nach vorne zu machen. Sie sind noch immer jung, sind aber gar nicht ein Effekt der veränderten Jugendarbeit. Sie sind durch den Rückzug richtig durchgestartet.
Welche Spieler meinen Sie damit?

Luke Plenge gehört zur Riege der Spieler, die vom Rückzug auch profitiert haben.
Das sind zum Beispiel Malte Wedde, unser Torwart Milan Urumovic, aber auch Luke Plenge und Philipp Schneider. Auch ein Jonas Schneider gehört dazu. Paul Röttger hat in der Bundesliga angefangen, hatte dann aber in der Regionalliga ein ganz anderes Standing.
Jetzt ist das Team mit diesen Jungs bis ins Playoff-Finale gegen die Unihockey Igels Dresden vorgestürmt. Ist die Mannschaft bereit für die 1. Liga?
Wir sind sicherlich spielerisch oder technisch-taktisch nicht auf dem Niveau von Erstliga-Teams. Das ist aber völlig okay, finde ich. Als Team, ich habe ja den Vergleich zu damals, vom Einsatz und vom Zusammenhalt, kann ich mir das schon vorstellen. Klar ist aber auch: Wenn der Aufstieg gelingt, muss schon noch was passieren. Dann müssen wir hart an uns arbeiten. Aber das Potenzial ist da und das Alter stimmt. Das ist das, was mich zuversichtlich stimmt. Das war auch ein Grund, warum wir gesagt haben, dass wir aufsteigen, wenn wir es sportlich schaffen.
Die 1. Bundesliga würde auch organisatorisch ein Kraftakt werden, oder?
Definitiv. Es werden mehr Spiele, dazu im ganzen Land. Wir haben zum Glück den Verein im Hintergrund, der uns unterstützt, seit es die Abteilung gibt. Auch jetzt hat er uns zugesagt, dass wir gemeinsam Lösungen finden, wenn wir den Aufstieg schaffen. Es ist ganz klar, dass das mit Eigenanteilen und vermehrten Sponsorensuchen für uns einhergeht, aber wir sind dankbar, dass der Verein hinter uns steht.
Wie schätzen Sie die Chancen gegen Dresden ein?
Playoffs sind die spannendste Zeit des Jahres. Es ist jetzt die dritte Serie, in der wir auf einen unbekannten Gegner treffen. Dresden hat die relativ starke Ost-Staffel gewonnen, von daher erwarte ich ein Duell auf Augenhöhe. Die 2. Liga Nord/West ist gefühlt etwas schwächer einzuschätzen. Trotzdem hatten wir einen Durchmarsch und haben kein Spiel verloren, das ist erst einmal ein Ausrufezeichen. Ich bin einfach gespannt.
Gegen Quedlinburg hätten Ihre Wölfe ins dritte Spiel gemusst, wenn die Füchse bis zum Ende ernstgemacht hätten. Wie ordnen Sie die Partie im Nachgang ein?
Tatsächlich hat es den Abend noch gedauert, das zu verarbeiten. Das war etwas, was man als Sportler auf gar keinen Fall erleben möchte. Dann haben wir es aber für uns abgehakt. Für uns ist wichtig, das Positive rauszuziehen, und das ist der Wachrüttler. Wir hätten gern am Sonntag noch gespielt, um zu beweisen, dass wir es verdient haben. So hatten wir nur das erste Spiel. So fehlt uns vielleicht der Push des selbsterreichten Finaleinzuges, aber das hängt uns in keinster Weise nach. Andere Leute müssen sich nun darum kümmern und bewerten, was das, was da passiert ist, für die Außenwirkung für den Floorballsport bedeutet. Ich habe das Gefühl, dass wir es geschafft haben, den Frust und diesen Ärger in positive Energie umzuwandeln.
Wie groß ist die Euphorie vor dem Finale rund um das Wolfsrudel?
Ich glaube, wir haben eine Floorball-Euphorie entfacht. Das konnte man sehr gut an den steigenden Zuschauerzahlen in den Playoffs sehen. Ich merke es auch im internen Zirkel. Da haben wir einige drumherum, die das Team unterstützen. Da spürt man, dass noch mehr Ideen kommen. Da kommen auch Leute, die sich für die Auswärtsfahrt nach Dresden anmelden, obwohl wir noch gar kein Angebot veröffentlicht haben. Es ist jetzt die geilste Zeit, das merkt man an mehreren Stellen.

Die Fans sollen im Playoff-Heimspiel gegen Dresden zum Faktor werden und die Wölfe in der Schoofmoor-Halle zum Sieg tragen.
Was für eine Atmosphäre erwarten Sie in der Schoofmoor-Halle?
Wir können uns darauf verlassen, dass wir eine gute Unterstützung haben. Ich erwarte da jetzt nichts Besonderes, sondern hoffe einfach auf ein volles Haus. Was ich so mitbekommen habe, kommen auch einige. Es könnte ja, das ist zumindest unser Ziel, das letzte Heimspiel der Saison sein. Deshalb kann ich mir nur wünschen, dass so viele kommen wie möglich. Und dann haben wir noch die Fans, die uns noch näher stehen und das Publikum anheizen. Ich hoffe, dass der Funke vom Feld überspringt.
Lilienthal und Dresden verbindet eine gemeinsame Geschichte. 2015 hielten die Wölfe in der Abstiegsrelegation gegen die Igels die 1. Liga, 2011 verlor man die Finals in den Playoffs um den Aufstieg, schaffte aber danach noch den Sprung in die Eliteklasse. Haben Sie diese Verbindung noch vor Augen?
Das habe ich noch vor Augen. Dieser geschaffte Klassenerhalt gegen Dresden war mein letztes Erstliga-Spiel. Das hat eine gewisse Besonderheit, aber für das Spiel am Sonnabend hat es keine Auswirkung. Da hat sich in den sieben Jahren doch zu viel in beiden Vereinen getan.
Wenn es gegen Dresden nicht reichen sollte, bleibt noch das Duell mit dem Sieger der Playdown-Serie der 1. Bundesliga. Haben Sie sich mit den möglichen Kontrahenten Leipzig und Kaufering bereits beschäftigt?
Nein, das haben wir nicht. Das ist gar kein Thema für uns. Wir denken von Spiel zu Spiel. Das haben wir die bisherigen Runden gemacht, und das geht genau so weiter. Wir wollen jetzt den Sack zumachen.

Als Team sind die Lilienthaler Wölfe besonders stark. Das wollen sie auch in den Finals gegen Dresden beweisen – und gemeinsam den Bundesliga-Aufstieg schaffen.
Wie wichtig wäre der Aufstieg für die Abteilung und den Verein?
Tatsächlich nicht existenziell wichtig. Ich persönlich habe den Eindruck, dass wir mit beiden Ergebnissen gut leben können. Wenn wir es in diesem Jahr nicht schaffen sollten, haben wir auf jeden Fall eine mega Erfahrung gemacht, die im nächsten Jahr, wenn das Team noch ein bisschen reifer ist, super helfen wird. Wenn es klappt, ist es sehr positiv, dass wir es geschafft haben, und dann versuchen wir, das Niveau weiter zu steigern und noch eine Schippe draufzulegen. Dann wäre natürlich auch Euphorie da und die Attraktivität im Umkreis für Spieler, aber auch für Sponsoren. Tatsächlich sind wir aber so aufgestellt, dass wir – Stand jetzt – auch in einem weiteren Jahr in der 2. Liga so gut wie keine Abgänge hätten.
Dann würde also, wenn es nicht schon jetzt klappen sollte, in der neuen Saison ein neuer Angriff auf die 1. Liga starten?
Natürlich. Wir waren lang in der 1. Bundesliga, das hat sehr viel Spaß gemacht, und da wollen wir wieder hin.