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Kein Umzug nach Lilienthal Energiekontor stoppt Neubaupläne

Aus dem geplanten Neubau einer Konzernzentrale in Lilienthal wird nichts: Die Firma Energiekontor hat jetzt mitgeteilt, dass sie das Vorhaben auf dem Stadtwerke-Gelände nicht weiter verfolgt.
23.06.2021, 06:00 Uhr
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Energiekontor stoppt Neubaupläne
Von Lutz Rode

Lilienthal. Zerschlagen haben sich die Pläne des Bremer Unternehmens Energiekontor, das Stadtwerke-Gelände in Butendiek zu kaufen und in Lilienthal eine neue Firmenzentrale für mehr als hundert Mitarbeiter zu errichten. Der Windenergie-Konzern hat der Gemeinde und den Osterholzer Stadtwerken mitgeteilt, dass er das Vorhaben nicht weiter verfolgt. Die Zukunft des rund 20.000 Quadratmeter großen Grundstücks in der Straße Am Holze ist damit wieder offen. Stadtwerke-Chef Christian Meyer-Hammerström will nach der Absage nun in die öffentliche Vermarktung einsteigen und Gespräche mit möglichen Investoren führen.

Energiekontor wollte auf dem weitläufigen Gelände mit angrenzendem Wald eigentlich eine Art Campus errichten und seine drei Firmenstandorte nahe der Universität, in Bremerhaven und Hagen im Bremischen in Lilienthal zusammenlegen. Corona hat jedoch auch in diesem Fall alles auf den Kopf gestellt: War Homeoffice im Konzern bis dato tabu, arbeitet die Belegschaft seit dem Beginn der Pandemie zwangsläufig von zu Hause aus. Das funktioniert offenbar viel besser als gedacht, und nun sieht es so aus, als würde dieses Modell für einen großen Teil der Belegschaft zu einer Dauereinrichtung. Kurzum: Den Platzbedarf an Büros, mit dem Energiekontor ursprünglich mal gerechnet hat, gibt es nicht mehr. Maximal wird wohl nur noch die Hälfte der bisher angenommenen Kapazitäten benötigt. Eine Großinvestition in Butendiek macht daher keinen Sinn mehr.

Peter Alex, der bei Energiekontor für die Unternehmenskommunikation verantwortlich ist, verweist noch auf zwei andere Aspekte, die zur Absage beigetragen haben: In der Gemeinde Lilienthal ist der Gewerbesteuerhebesatz 2018, nachdem die Planungen begonnen hatten, von 390 auf 430 Prozent angehoben worden. Die Wirtschaftlichkeit der Investition habe dadurch deutlich gelitten. Hinzu kommt, dass die Umzugspläne unter den Beschäftigten nicht nur Jubelstürme ausgelöst haben - bei einer Befragung sprach sich zwar die Mehrheit für den Standortwechsel aus, aber eher im Verhältnis 60 zu 40 Prozent, wie Peter Alex berichtet. Die Arbeitswege und die Anbindung des angedachten Standorts stießen auf Vorbehalte. In der Konzernspitze war man zuversichtlich, dass sich diese Skepsis schon bald nach dem Umzug legen würde. Es gab Ideen, eine Art Shuttle-Service zur Straßenbahn-Haltestelle einzurichten oder den Mitarbeitern für den Weg E-Scooter zur Verfügung zu stellen.

Nun wird aus alledem nichts, was Lilienthals Bürgermeister Kristian Tangermann durchaus bedauert. Denn das Unternehmen mit seiner Ausrichtung auf erneuerbare Energien hätte der Gemeinde gut zu Gesicht gestanden. Der Rathaus-Chef macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er einen Konzern dieser Größenordnung auch gern als Gewerbesteuer-Zahler begrüßt hätte. An der Lilienthaler Ratspolitik lag es nicht: Sie hatte erst im Februar beschlossen, dass für die Ansiedlung von Energiekontor ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll.

Stadtwerke-Chef Christian Meyer-Hammerström sieht die Sache eher geschäftlich-nüchtern: Dass nach zwei Jahren exklusiver Verhandlung mit Energiekontor über den Grundstücksverkauf nichts herauskomme, sei zwar schade, aber nicht zu ändern. "Das ist jetzt Geschichte", sagt er und will den Blick lieber nach vorn richten. Die Stadtwerke werden ihren eigenen Baubetriebshof in Butendiek aufgeben und mit der Gemeinde Lilienthal  kooperieren. Das Gelände des kommunalen Baubetriebshofs im Gewerbegebiet soll von den Stadtwerken mitgenutzt werden. Ein neues Verwaltungsgebäude wird gebaut, und auch Material und Maschinen sollen dort künftig ihren Platz finden.

Parallel zu diesen Planungen soll nun auch die Vermarktung des bisherigen Stadtwerke-Geländes angeschoben werden. Der Stadtwerke-Chef will mit möglichen Investoren über deren Ideen sprechen, was sich aus dem Grundstück machen ließe und dann je nach Ergebnis in konkrete Verhandlungen einsteigen. Sorgen über mangelndes Interesse macht sich Meyer-Hammerström nicht. "Es handelt sich um ein attraktives Grundstück, das man nicht so häufig findet in Lilienthal", sagt er.

Meyer-Hammerström ist daran gelegen, dass am Ende eine gute Lösung für den gesamten Ort herausspringt. "Ich möchte auch in zehn Jahren noch in den Spiegel schauen und sagen können, dass die Entscheidung gut war", meint Meyer-Hammerström. Er geht davon aus, dass noch in diesem Jahr ein Vertrag unterzeichnet werden kann.

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