Wer auf dem direkten Weg per Bus von Lilienthal nach Osterholz-Scharmbeck gelangen will, dem steht dafür die Linie 668 zur Verfügung. Genutzt wird sie vor allem von Schülerinnen und Schülern, aber auch von Leuten, die zur Arbeit und zurück wollen. Insbesondere morgens kann es da schon mal eng werden. Ein Vater aus Frankenburg berichtet über dichtes Gedränge, wenn der Bus um kurz nach sieben am Denkmal hält und seine Tochter einsteigt, um zur Freien Waldorfschule in Osterholz-Scharmbeck zu fahren. Fast ausgeschlossen sei es für die Grundschülerin, im vollen Bus an einen Sitzplatz heranzukommen, der tägliche Schulweg ein Krampf. Was ist los auf der Linie? Fällt das Angebot zu klein aus?
Gibt es in den Bussen einen Anspruch auf einen Sitzplatz?
Nein, den gibt es nach Angaben des Landkreises nicht. Selbst wenn es wie bis in die 90er-Jahre hinein noch reine Schulbusse gäbe, wäre dies nicht mit dem Anspruch auf einen Sitzplatz verknüpft. Die für den Schülerverkehr zuständige Kreisbehörde achtet nach eigenen Angaben darauf, dass die Busse nicht überfüllt sind, und auch darauf, dass die gesetzlich zulässige Stehplatzkapazität deutlich unterschritten werde. Für die Linie 668 von Lilienthal nach Osterholz-Scharmbeck hat der Landkreis eine Zählung veranlasst. Dass die Schulbusse in den ersten Tagen des Schuljahres stärker als sonst ausgelastet seien, sei nichts Ungewöhnliches, weil die Schülerinnen und Schüler oft einheitlich von der 1. bis 6. Stunde Unterricht hätten. Ab der zweiten Woche sehe die Verteilung meist schon anders aus.
Wie viele Schüler nutzen die Busse von Lilienthal nach Osterholz-Scharmbeck?
Mit Stand vom 13. August haben 31 Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schulen (BBS), der Integrierten Gesamtschule Osterholz-Scharmbeck und der Freien Waldorfschule Lindenstraße ein TIM-Ticket (Jahres-Abo für junge Leute) vom Landkreis Osterholz erhalten. Insbesondere von der BBS werden im August noch weitere Anträge auf ein TIM-Ticket erwartet. 21 Grundschüler aus Lilienthal nutzen den Bus, um zur Waldorfschule nach Osterholz-Scharmbeck zu gelangen. Laut Landkreis wird die Linie zudem von Schülerinnen und Schülern genutzt, die keinen Anspruch mehr auf eine kostenlose Schülerbeförderung haben. Erfasst werden sie vom Landkreis nicht. Auch wer sonst außer den Schülern die Linie nutzt, ist beim Landkreis nicht bekannt.
Wie oft fährt der Bus?
Die Linie 668 verkehrt an Schultagen viermal täglich in Richtung Osterholz-Scharmbeck und fünfmal täglich in der Gegenrichtung. Ab Dezember soll die Linie 670 von Bremen nach Worpswede bis nach Osterholz-Scharmbeck als umstiegsfreie Direktverbindung verlängert werden.
Wie viele Personen dürfen pro Bus maximal mitgenommen werden?
Das hängt laut Landkreis von dem jeweils eingesetzten Bustyp ab. Ein 12-Meter-Bus verfügt über 40 bis 45 Sitzplätze und genausoviele Stehplätze. Ein 15-Meter-Bus hat 50 bis 55 Sitzplätze und ebenso viele Stehplätze. In einen Gelenkbus wiederum passen 50 bis 55 Sitzplätze und 55 bis 60 Stehplätze.
Hat der Landkreis die Möglichkeit, flexibel zu reagieren und weitere Busse anzufordern, wenn die Busse voll sind?
Zu den Hauptverkehrszeiten, insbesondere den Schulanfangs- und -endzeiten, stehen laut Landkreis keine zusätzlichen Fahrzeuge und kein Fahrpersonal zur Verfügung. Sofern sich unterjährig Veränderungen bei den Schülerströmen ergeben, werde die Situation anlassbezogen geprüft und versucht zu reagieren, beispielsweise durch den Tausch von Fahrzeugen mit mehr Kapazität.
Wer nimmt Beschwerden entgegen?
Das grundsätzlich vorgesehene Verfahren sieht vor, dass sich Eltern bei betrieblichen Fragestellungen wie zum Beispiel Verspätungen vorrangig an das zuständige Verkehrsunternehmen wenden. Dies sei meist am besten in der Lage, die Situation schnell zu verbessern. Sollten Probleme nicht oder nicht zufriedenstellend abgestellt werden, sei der Landkreis Osterholz Ansprechpartner für die Schülerbeförderung oder der Zweckverband Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen (ZVBN) Ansprechpartner als ÖPNV-Aufgabenträger. Die 24-Stunden-Serviceauskunft des VBN kann ebenfalls genutzt werden. Diese leitet die Beschwerden an das Verkehrsunternehmen weiter. Das Verfahren sieht vor, dass die Beschwerden von Verkehrsunternehmen, Landkreis und ZVBN gemeinsam geprüft und mögliche Lösungen abgestimmt werden.
Wie schätzt der Landkreis die Schülerbeförderung ein?
"Die Beförderung der Schülerinnen und Schüler im Landkreis Osterholz funktioniert gut", teilt der Landkreis mit. Es gebe fast 5000 Schülerinnen und Schüler, die einen schultäglichen Anspruch auf eine Fahrt zur Schule und zurück hätten. Darüber hinaus gebe es weitere Schülerinnen und Schüler, die sich selbst ein Ticket für den Schulweg kaufen. "Bei dieser hohen Anzahl und den damit verbundenen Wegen ,kreuz und quer' durch den Landkreis zu Uhrzeiten, zu denen es allgemein voll ist auf den Straßen und rund um die Schulen, ist der Landkreis mit den Leistungen im Schülerverkehr zufrieden", heißt es.
Keine Probleme also?
Der Landkreis räumt ein, dass insbesondere zum Schuljahresbeginn Probleme nicht unüblich seien. Dies könne beispielsweise durch Baustellen, Veränderungen bei Stundenplänen und den Schülerströmen, den zeitlich begrenzten, einheitlichen Unterrichtsbeginn und Unterrichtsende oder auch durch Unkenntnis über ebenfalls nutzbare Verstärkerfahrten entstehen. "Daneben gibt es natürlich immer wieder vereinzelt nicht planbare Vorkommnisse, wie baustellenbedingte Behinderungen, technische Defekte und Krankheitswellen beim Fahrpersonal", schreibt der Landkreis.
Was kostet es den Landkreis, den Schülertransport zu organisieren?
Der Landkreis wendet jährlich ungefähr 1,7 Millionen Euro auf für den Kauf der TIM-Tickets für die anspruchsberechtigten Schülerinnen und Schüler. Weitere etwa 1,5 Millionen Euro kostet die Organisation der Schülerinnen- und Schülerbeförderung im sogenannten „Freistellungsverkehr“ mit Taxis und Mietwagen für besondere Beförderungsbedürfnisse. Die Kosten für den gesamten ÖPNV einschließlich der Schülerbeförderung liegen im Jahr derzeit bei etwa 10,7 Millionen Euro.