Mit einem Helferfest hat sich die Gemeinde Lilienthal am Sonnabend bei all jenen Freiwilligen bedankt, die beim Hochwasser rund um die Jahreswende mit angepackt haben. Rund 800 Ehrenamtliche aus Feuerwehren, vom Technischen Hilfswerk, der DLRG, private Spontanhelfer, Landwirte und viele andere feierten nicht nur gemeinsam, sondern erhielten auch allgemeine Anerkennung für die Gemeinschaftsleistung. Die ausgeprägte Hilfsbereitschaft in der Ausnahmesituation spiegelte sich auch im Motto der Party wider: "Team Hochwasser 23/24 – Lilienthal hält zusammen" lautete die Überschrift, die für das Dankesfest ausgewählt worden war.
Als Gemeindesprecherin Marilena Koch drei Stunden nach Beginn der Feier eine erste Zwischenbilanz zog, war sie sichtlich zufrieden. "Ich denke, die Leute haben hier eine gute Zeit", sagte sie, als sie den Blick in die große Runde schweifen ließ. Die Theke war dicht belagert, die Helferinnen und Helfer plauderten und lachten, während die DJs alles gaben, den einen oder anderen doch noch auf die ziemlich verwaiste Tanzfläche zu locken. Viele der ehrenamtlichen Helfer hatten sich T-Shirts und Hemden mit dem Emblem ihrer Organisation übergestreift. Daran war gut abzulesen, dass Kräfte aus dem ganzen Nordwesten vor vier Monaten in Lilienthal im Hochwassereinsatz waren, seien sie aus Brake, Bremerhaven oder Cuxhaven oder eben auch aus Lilienthal und seinen direkten Nachbargemeinden.
Bürgermeister zu besonderen Momenten
Für Bürgermeister Kim Fürwentsches ist es keine Frage, dass rund um die Jahreswende Außergewöhnliches geleistet worden ist. Im Interview-Stil beantwortete er im offiziellen Part des Abends von der Bühne aus einige Fragen, die die Gemeindesprecherin vorbereitet hatte. Der Bürgermeister berichtete unter anderem, wie beeindruckt er davon war, wie die Helfer vor vier Monaten an einem Strang gezogen haben, um die schwierige Lage zu meistern. Alle seien sehr fokussiert gewesen, einen guten Job zu machen, und trotz der bedrohlichen Situation habe es keine Panikmache gegeben. Zu den besonderen Momenten, die ihn berührt haben, zählte der Bürgermeister das spontane Hilfsangebot, das ihn von der Lilienthaler Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft per Whats-App erreicht hatte, gleich nachdem sich die Lage zugespitzt hatte. Von sich aus organisierte die DLRG einen Schichtdienst, um rund um die Uhr die Pegelstände der Wörpe und den Zustand der Deiche zu kontrollieren. Besonders war für ihn auch der Moment, als auf dem Sandplatz an der Gutenbergstraße die Sandsäcke zum Befüllen ausgegangen waren und die Helfer nach Hause geschickt werden mussten. Als dann wider Erwarten neue Säcke eintrafen, sei nach einem kurzen Aufruf der Platz wieder voll mit Helfern gewesen. "Binnen Minuten waren die Menschen wieder da. Man hat den Zusammenhalt gespürt", so Fürwentsches.
Stellvertretend für alle Helfer erfuhr auch der Bürgermeister selbst für das Krisenmanagement eine besondere Würdigung: Der Lilienthaler Lions-Club hatte sich entschieden, den Rathauschef mit dem vom Club ins Leben gerufenen Schroeter-Preis auszuzeichnen. Mit dem Preis werden seit 1998 jährlich Menschen gewürdigt, die sich um die Allgemeinheit verdient gemacht haben. Einen Bürgermeister als Preisträger gab es bisher noch nicht. Verbunden ist der Schroeter-Preis eigentlich mit einem Preisgeld von 1000 Euro, diesmal aber ist der Betrag von den Lions verfünffacht worden. Das Geld soll verwendet werden, um damit das Dankesfest mit zu finanzieren. Auch andere unterstützen die Party, die Osterholzer Stadtwerke steuern 5000 Euro bei, die Freiwilligenagentur leistet einen Beitrag, und auch das Land hat angekündigt, Helferfeste finanziell zu unterstützen. Der Betrag von 70.000 Euro, den der Gemeinderat für die Feier frei gegeben hat, wird durch die Zuwendungen nicht im vollen Umfang benötigt.
Zusammenhalt auch in guten Zeiten
Die Ehrung nahmen Lions-Club Präsident Bob Bel und Marcus Seifert vor. Seifert bescheinigte dem Bürgermeister, in der Krise "einen phänomenalen Job" gemacht zu haben. Die hervorragende Kommunikation sei Voraussetzung dafür gewesen, dass in der schwierigen Lage mit Besonnenheit getragen worden sei. Der Bürgermeister stehe stellvertretend für die ganze Gruppe von Helfern, die in der Krise da gewesen seien. "Ich hoffe, dass der Zusammenhalt auch eine Selbstverständlichkeit bleibt in Zeiten, in denen es uns gut geht", sagte Seifert.



Marcus Seifert (links) und Bob Bel (rechts) vom Lions-Club Lilienthal überreichten Bürgermeister Kim Fürwentsches den Schroeter-Preis.
Jakob Richter

Öffentlichkeitsbeauftragte Marilena Koch im Gespräch mit Bürgermeister Kim Fürwentsches.
Jakob Richter
Bianca Widhalm, Martina Sackmann und Martina Weber (von links) haben beim Hochwasser im Feuerwehrhaus geholfen.
Jakob Richter
Corinna Fröse (links) und Ulrike Schumann-Stöckert mit ihren Dankes-T-shirts vom Arpsdamm.
Jakob Richter