Lilienthal. Nachdem die Bremer Tafel einen Aufnahmestopp für Neukunden verhängt hat, steht das Telefon bei der Tafel in Lilienthal nicht mehr still. Vorsitzende Inga von Ahsen ging am Montagnachmittag zeitweise schon gar nicht mehr an den Apparat, wenn sie eine Bremer Vorwahl auf dem Display sah. Denn so viel ist klar: Die Tafel nimmt niemanden auf, der in Bremen abgewiesen wird. Auch in Lilienthal ist die Grenze des Machbaren längst erreicht: Die Zahl der Hilfebedürftigen steigt, gleichzeitig gehen die Lebensmittelspenden zurück, und schließlich fehlt es angesichts der rapide steigenden Corona-Fälle an Helferinnen und Helfern.
Die Lilienthaler Tafel ist auch für Bedürftige aus den Gemeinden Grasberg und Worpswede zuständig und hat nach eigenem Bekunden selbst große Mühe, für diese Menschen den Betrieb aufrecht zu erhalten. Im Vorstand wurde ebenfalls schon diskutiert, ob ein Aufnahmestopp für die Kundschaft aus den drei Gemeinden verhängt werden soll, doch der ehrenamtlich geführte Verein entschied sich dagegen. "Wir bauen auf die Solidarität der Kunden. Es gibt keinen Aufnahmestopp bei uns, aber dafür bekommt jeder bei der Lebensmittelausgabe etwas weniger. Der größte Teil zeigt dafür Verständnis", berichtet Tafelsprecherin Andrea Vogelsang.
Aktuell nutzen rund 900 Männer, Frauen und Kinder die Tafel in Lilienthal. Um deren Unterstützung gewährleisten zu können, ist die Lebensmittelausgabe auf zwei Wochentage aufgesplittet worden. Bei der Tafel rechnet man mit einem weiteren Zuwachs, vor allem dadurch bedingt, dass in den nächsten Wochen weitere geflüchtete Menschen aus der Ukraine in der Gemeinde aufgenommen werden. Die Tafel stellt sich auf 30 bis 50 weitere Personen ein, die wöchentlich zu ihr kommen. Die Lilienthaler bedauern, dass sie der Bremer Tafel aktuell nicht beiseitestehen können.