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Änderungen in der Schwimmausbildung Neue Regeln für die Abzeichen

Seit dem 1. Januar gilt eine neue Prüfungsordnung für die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung. Dadurch ergeben sich vielfältige Änderungen. Welche das sind, erklärt die DLRG in Lilienthal.
20.01.2020, 22:00 Uhr
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Von Lutz Rode

Lilienthal. Zweimal wöchentlich herrscht richtig Hochbetrieb im Lilienthaler Hallenbad. Dutzende Kinder und Jugendliche trainieren freitags und sonnabends in den Kursen der DLRG-Ortsgruppe für die Seepferdchen-Prüfung oder die Schwimmabzeichen in Bronze, Silber und Gold. Seit Anfang des Jahres gelten dafür neue Regeln. Die Anforderungen sind anspruchsvoller geworden. Vor allem ist durch die neue Prüfungsordnung jetzt klar, was es heißt, ein sicherer Schwimmer zu sein. Kinder mit Seepferdchen-Abzeichen an Badehose oder -anzug gehören definitiv nicht dazu, auch wenn Eltern das manchmal anders einschätzen.

Die Ausbilder der DLRG-Ortsgruppe und ihre Helfer haben sich auf die neuen Vorgaben eingestellt, die der Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung in Absprache mit der Kultusministerkonferenz festgelegt hat. Am Wochenende hat das erste Kind nach der neuen Verordnung in Lilienthal seine Prüfung erfolgreich gemeistert. Der fünfjährige Jakob hat jetzt sein Seepferdchen – und anders als bisher musste er dafür nicht nur schwimmen und tauchen, sondern auch die Baderegeln benennen.

Die neue Regelung bringt es mit sich, dass bei den zu erbringenden Schwimmleistungen fortan nicht mehr zwischen Jugendlichen und Erwachsenen unterschieden wird. Das Jugendschwimmabzeichen gibt es nicht mehr, jetzt erhalten die erfolgreichen Prüflinge unabhängig vom Alter immer das Deutsche Schwimm-Abzeichen. Das erleichtert den Prüfern die Arbeit, denn die Vorgaben sind übersichtlicher geworden. Eine Umstellung bedeutet die neue Prüfungsordnung allemal. „Der Fokus liegt jetzt noch stärker als bisher auf dem sicheren Schwimmen“, sagen DLRG-Vorsitzende Monika Bähr und Ausbildungsleiterin Julia Tielke. „Ein sicherer Schwimmer kann 15 Minuten im Wasser ohne Hilfe schwimmen und dabei mindestens 200 Meter zurücklegen. Er beherrscht sowohl den Kopfsprung als den Sprung aus der Hocke, kann sich unter Wasser orientieren und sowohl in Brust- als auch in Rückenlage schwimmen.“

Der Blick in die alte Prüfungsverordnung für das Jugendschwimmabzeichen in Bronze zeigt, dass es bisher umgekehrt war: Nach dem Sprung vom Beckenrand mussten die Schwimmer mindestens 200 Meter in höchstens 15 Minuten zurücklegen. Doch die Geschwindigkeit, mit der sich jemand auf einer bestimmten Strecke im Wasser bewegt, ist eigentlich nicht so wichtig. „Im Vordergrund steht doch, wie lange sich jemand im Notfall über Wasser halten kann. Weniger kommt es darauf an, möglichst schnell eine bestimmte Strecke zurückzulegen“, sagen Monika Bähr und ihre Mitstreiterinnen.

Wie wichtig eine fundierte Schwimmausbildung ist, zeigt Jahr für Jahr die Zahl der tödlichen Badeunfälle. In den ersten acht Monaten des Jahres 2019 sind nach Angaben der DLRG in deutschen Gewässern mindestens 348 Menschen ertrunken. Zu den Risikogruppen zählen Kinder, Senioren und junge Männer zwischen 20 und 35 Jahren. Nach Angaben der DLRG von 2019 können am Ende der Grundschule nur 59 Prozent der Kinder sicher schwimmen. In Lilienthal werden Grundschulkinder im Schwimmunterricht auf die Abzeichen-Prüfung vorbereitet. Hinzu kommen die Kurse, wie sie die DLRG anbietet. Der Bedarf vor allem bei jungen Familien ist groß. „Wir haben eine Warteliste. Täglich gibt es neue Anfragen“, berichtet Stefanie Meyer-Priewe, die für die Öffentlichkeitsarbeit der DLRG-Ortsgruppe verantwortlich ist.

Gute Ausbildung braucht ihre Zeit, wissen die drei DLRG-Ehrenamtlichen aus Lilienthal. Und sie appellieren an die Eltern, ihre Kinder nicht unter Druck zu setzen und auch mit den Ausbildern geduldig zu sein. Wichtig sei es aber auch, nach der erfolgreichen Prüfung weiter zu machen und mit dem Kind regelmäßig schwimmen zu gehen.

Info

Zur Sache

Was für die Schwimmabzeichen zu leisten ist

Schwimmabzeichen Bronze: Zwei Meter Tieftauchen mit Heraufholen eines Gegenstandes, ein Paketsprung vom Startblock oder Ein-Meter-Brett, 15 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 200 Meter zurückzulegen, davon 150 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 Meter in der anderen Lage.

Schwimmabzeichen Silber: Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 20 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 400 Meter zurückzulegen, davon 300 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 100 Meter in der anderen Körperlage. Zehn Meter Streckentauchen mit Abstoßen vom Beckenrand im Wasser zweimal etwa zwei Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen je eines Gegenstandes. Sprung aus drei Meter Höhe oder zwei verschiedene Sprünge aus einem Meter Höhe.

Schwimmabzeichen Gold: 30 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 800 Meter zurückzulegen, davon 650 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 150 Meter in der anderen Lage. 25 Meter Kraulschwimmen, 50 Meter Rückenschwimmen mit Grätschschwung, zehn Meter Streckentauchen ohne Abstoßen vom Beckenrand, dreimal zwei Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen je eines Gegenstandes innerhalb von drei Minuten. Ein Sprung aus drei Meter Höhe oder zwei verschiedene Sprünge aus einem Meter Höhe. 50 Meter Transportschwimmen: Schieben oder Ziehen, Startsprung und 50 Meter Brustschwimmen in höchstens 1:15 Minuten.

Die theoretische Prüfung umfasst bei allen drei Prüfungen die Kenntnisse von Baderegeln sowie von der Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen.

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