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Beratung für Lilienthaler Hilfe bei der Trauer

Die Lilienthaler Trauerbegleiterin Karin Grabenhorst unterstützt in erster Linie Familien, die ein Kind verloren haben. Aber nicht nur die Erwachsenen brauchen dabei Hilfe.
10.08.2022, 15:40 Uhr
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Hilfe bei der Trauer
Von Sandra Bischoff

Lilienthal. Wenn Menschen in ihrer Trauer keine Worte finden, um ihren Schmerz auszudrücken, dann versucht Karin Grabenhorst zu helfen. Die 65-jährige Kunsttherapeutin ist ausgebildete Trauerbegleiterin und setzt in ihrer Arbeit nicht nur auf Gespräche, sondern auch auf Kreativität. Ihr Schwerpunkt liegt auf Familien, die ihr Kind verloren haben, aber sie begleitet auch andere Menschen, die einen Verlust erlitten haben und Unterstützung benötigen. "Ich kann niemandem die Trauer abnehmen, aber ich kann gemeinsamen mit dem Trauernden versuchen, in den Fokus zu lenken, was noch da ist, wie man die Verbindung zum Verstorbenen weiterträgt, ohne dass der oder die Hinterbliebene in einem schwarzen Loch versinkt", sagt Grabenhorst, die beim DRK-Kreisverband Bremen die Beratungsstelle für Familientrauer in Bremen und umzu leitet.

Mit dem Verlust auseinandersetzen

Immer mehr Menschen würden eine Trauerbegleitung in Anspruch nehmen, diese Erfahrung hat Grabenhorst in ihrer mehr als zehnjährigen Arbeit gemacht, sagt sie. "Durch die Hospizbewegung darf Trauer nun auch sein, Tod und Trauer sind jetzt endlich Themen in unserer Gesellschaft, dafür bin ich dankbar." Der Umgang mit dem Verlust eines geliebten Menschen sei bei jedem anders. "Wichtig ist meiner Meinung nach aber, sich mit dem Verlust auseinanderzusetzen und zu begreifen, was da passiert ist", sagt die Trauerbegleiterin. Sie selber sei als siebenjähriges Mädchen aus der Bahn geworfen worden, als ihre jüngere Schwester einen schweren Verkehrsunfall hatte. "Da war diese Ohnmacht in der Familie, keiner konnte darüber sprechen, und ich war mit meinen ganzen Fragen allein", erinnert sich Grabenhorst.

Die Schwester überlebte, aber Karin Grabenhorst sagt, sie habe versucht, sich den Fragen zum Sterben und zum Tod anzunähern und sich früh mit ihrer eigenen Endlichkeit auseinandergesetzt. Spätestens als sie mit 30 in der Mitte der Schwangerschaft ihr Kind verlor. Damals las sie von den "Verwaisten Eltern" in Bremen und schloss sich ihnen an. Mittlerweile gehört sie zum Vorstand des Bundesverbandes "Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland". "Der Tod gehört zum Leben dazu, es ist unser aller Weg", sagt Karin Grabenhorst, die mittlerweile auch Trauerbegleiter ausbildet. Ihr sei es wichtig, Familien zu helfen, trotz des Verlusts miteinander im Dialog zu bleiben. "Denn nicht nur für die Eltern ist diese Situation sehr schwer, sondern auch für die verbliebenen Kinder, die ja nicht nur einen Bruder oder eine Schwester verloren haben, sondern auch die Stabilität der Eltern."

Beerdigungszeremonien durchspielen

Aber wie sich auf den Tod eines nahestehenden Menschen vorbereiten? Ist das überhaupt möglich? "Dazu braucht es einen Generationenwechsel, und wir müssen unseren Kindern den Umgang mit dem Tod beibringen", sagt die Lilienthalerin. So plädiert sie dafür, schon mit Kita-Kindern Beerdigungen mit einer toten Maus oder einem toten Vogel durchzuspielen. "Die Beerdigung ist eine Zeremonie, man findet auch Trost darin." Sie halte viel davon, auch schon kleine Kinder mit zu Trauerfeiern von  Verwandten zu nehmen, ihnen dabei immer die Möglichkeit zu geben, die Beerdigung verlassen zu können und vor allem hinterher mit ihnen darüber zu sprechen. "Es gibt den Begriff der Trauerpfützen: Kinder springen dort rein, sind tieftraurig und im nächsten Moment machen sie etwas ganz anderes", sagt Grabenhorst. Erwachsene könnten davon lernen: Die Trauer zulassen, ihr Raum geben, aber auch das Leben mit all seinen Facetten wieder wahrnehmen und sich darauf einlassen.

Konflikte am Arbeitsplatz

Im Idealfall würden Trauernde durch ihre Familie und ihr Umfeld getragen werden. Manchmal falle es Trauernden aber auch leichter, sich jemandem Außenstehenden wie einer Trauerbegleiterin oder einem Trauerbegleiter zu öffnen. Oft würden Hinterbliebene aber einfach funktionieren, so die Erfahrung von Grabenhorst aus ihrer Tätigkeit. Vor allem am Arbeitsplatz komme es immer wieder zu Konflikten, weiß Grabenhorst. "Der Chef hat zu jemandem, den ich begleitet habe, gesagt, er möge doch bitte nach Feierabend trauern", berichtet die Kunsttherapeutin. Dann gehe es in ihrer Arbeit nicht nur darum, den Verlust aufzuarbeiten, sondern auch einen Umgang mit Menschen zu finden, die kein Verständnis für Trauer haben.

Zur Sache

Trauerbegleitung und Abschiedskultur

Der DRK-Kreisverband Bremen betreibt die "Beratungsstelle für Familientrauer – das Leben im Mittelpunkt" im Haus Hohenkamp an der Oberneulander Landstraße 27/29. Dort gibt es auch Fort- und Weiterbildungsangebote. Die Trauerbegleiterin Karin Grabenhorst ist unter der Telefonnummer 0421/ 20 54 917 oder per E-Mail an karin.grabenhorst@drk-bremen.de erreichbar. Das Erstgespräch ist kostenlos, Einzelgespräche und Gruppenstunden sind kostenpflichtig und werden auf Anfrage mitgeteilt.

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