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Album-Release am 20. September Wie dieser Lilienthaler Musik als Ausweg aus der Depression nutzt

Lange Zeit fühlte sich James Johnston so, als würde er sich im Kreis drehen. Sein Album "Nine", das am 20. September erscheint, konnte er als Ventil nutzen. Das ist die Geschichte hinter seiner Musik.
12.09.2025, 10:00 Uhr
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Von Teresa Benke

Eine Sache begleitet James Johnston schon sein ganzes Leben: die Musik. Seine Großmutter spielte Klavier, sein Vater Kontrabass, mit zwölf Jahren fing er an, Gitarre zu spielen und mit 16 Jahren stand er das erste Mal auf der Bühne als Sänger. "Als Kind gab ich mein ganzes Taschengeld für Schallplatten aus", erzählt er. In Bands hätte er immer gespielt, die Solo-Musik sei aber eine lange Zeit eher nebenbei gelaufen. Das hat sich nun geändert: Mit "Nine" veröffentlicht Johnston, der vor rund vier Jahren den Spirituosenladen "Johnstons" in Lilienthal eröffnete, am 20. September ein Solo-Album.

"Das erste Lied, das ich für das Album geschrieben habe, heißt 'Momentine', das zweite 'Crystalline'. Da waren jeweils diese Buchstaben 'ine' zum Schluss. Außerdem habe ich im September – also dem neunten Monat – Geburtstag, da bot sich 'Nine' als Titel an", erinnert sich der Lilienthaler, der ursprünglich aus Nordengland stammt, aber bereits seit 25 Jahren in Norddeutschland lebt. Rückblickend weiß er heute, dass er den Titel unterbewusst noch aus einem ganz anderen Grund gewählt hat. "Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass ich mich im Kreis gedreht habe. Und die Neun besteht zwar aus einem Kreis, aber es gibt einen Ausweg", erzählt der Musiker. Das spiegele seine aktuelle Situation gut wider: "Nach dieser langen Zeit im Kreis drehen bin ich jetzt gerade auf diesem Ausweg, kreativ und generell im Leben."

Kreativität als Ventil

Johnston lebt seit einiger Zeit mit einer chronischen Depression. Im vergangenen Jahr hatte er deshalb einen Klinikaufenthalt, nach dem er mit einer Kunsttherapie begann. "Ich habe das erste Mal seit über 20 Jahren wieder gezeichnet und gemalt, was mir als eine Art Ventil sehr geholfen hat", erzählt er. "Ich habe oft das Gefühl gehabt, dass das Leben mich kontrolliert und nicht umgekehrt." Das Album sei dann vor allem aus einer Zeit entstanden, in der "sich eine mir wichtige Person entschieden hat, nicht mehr in meinem Leben zu sein". Das Produzieren der Musik, aber auch das Zeichnen und das Schreiben von Gedichten und Büchern hätte ihm geholfen, dies zu verarbeiten. "Ich konnte dadurch aus den immer wiederkehrenden negativen Gefühlen und Gedanken ausbrechen", erinnert sich Johnston.

Das Album stellte Johnston innerhalb von nur 48 Tagen fertig – geschrieben, aufgenommen und produziert hat er alles selbst. Eigentlich wäre das so nicht geplant gewesen. "Angedacht war, mich später im Jahr mit einem Freund zusammenzusetzen und an ein paar Liedern zu arbeiten", erzählt der Lilienthaler. "Am Ostersonntag hatte ich aber eine neue Songidee. Ich habe ein kleines Studio zu Hause und wollte nur Gitarre und Gesang kurz aufnehmen – 13 Stunden später, ohne etwas gegessen und getrunken zu haben, war das erste Lied fertig." Auch die anderen Songs seien ähnlich spontan entstanden. "An einem Freitag saß ich zum Beispiel kurz vor Feierabend hier im Laden und mir kam eine Melodie für die Gitarre in den Kopf. Am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und hatte einen kompletten Text für das Lied", sagt Johnston.

Vom Gefühl geleitet

Die Songs, die er schreibt – auch außerhalb des Albums –, könne er keiner festen Musikrichtung zuordnen. "Beim Komponieren fange ich in der Regel mit Akustikgitarre und Gesang an. Es hängt ein bisschen vom Lied ab, in welche Richtung mich das dann mitschwimmen lässt", erklärt der Musiker. "Meine Gefühle leiten mich." So sei auch bei "Nine" aus etwas sehr Düsterem und Schmerzhaften für ihn etwas Schönes geworden, was auch Hoffnung bringen könne. Deshalb habe er sich auch dazu entschieden die Platte im Gegensatz zu anderen Songs von ihm, die nur auf den Streaming-Plattformen erhältlich sind, auf CD und Vinyl zu veröffentlichen. "Ich habe dieses Mal das Gefühl, dass diese Lieder so sehr zusammenpassen und dass es so eine intensive Zeit war, dass ich das wirklich feiern und teilen möchte."

Auch sein Laden und sein Leben in Lilienthal haben laut Johnston einen Einfluss auf das Album gehabt. "Seit Jahren sind es mein Laden und die Begegnungen mit Personen hier, durch die die meisten Lieder entstehen", sagt er. Die Musik und der Spirituosenladen hätten sich "schön gefügt". Johnston veranstaltet regelmäßig Gin-Tastings und andere Probierabende in seinem Geschäft, bei denen er auch seine eigenen Songs mit der Gitarre vorspielt. "Das hatte ich bei dem ersten Tasting eigentlich gar nicht vor, aber jemand hat meinen Gitarrenkoffer gesehen und danach gefragt." Seitdem ist seine Musik fester Bestandteil der Veranstaltungen – mit durchweg positiven Rückmeldungen.

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Auch für seine Album-Release-Party, die am 20. September ab 19 Uhr im "Belaroma" in der Klosterstraße stattfindet (Eintritt ist frei), habe er schon mehr als 120 Zusagen bekommen. "Das sind viele Kunden, die meine Musik und meine Tastings hier im Laden kennen. Das freut mich natürlich", betont Johnston. Bei der Veranstaltung wird der Musiker einige Lieder von "Nine" spielen. Außerdem soll es auch einige Spirituosen aus seinem Geschäft geben.

Auch nach der Veröffentlichung des Albums will Johnston weiterhin viel Zeit in Musik investieren; eine weitere Platte sei schon in Arbeit. Ebenso plane er, an neuen Büchern und Kunstausstellungen zu arbeiten. "Ich fände es schön, noch mehr Kulturleben nach Lilienthal zu bringen."

Info

Der offizielle Release-Tag von James Johnstons Album "Nine" ist der 20. September. Das Album erscheint auf CD und Vinyl. Wer die Platte vorbestellen möchte, kann sich per Mail bei Johnston melden (contact@jamesrjohnston.de).
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