Osterholz-Scharmbeck. Der Namenspatron des Sheridan-Ensembles ist richtig gewählt. Sein Freund Lord Byron sagte einst über den irischen Satiriker und Politiker Richard Brinsley Sheridan: „Alles, was Sheridan getan hat oder entscheidet zu tun, ist par excellence das Beste seiner Art“. Sich diesen Namen zu wählen hieß aber auch, die Messlatten hochzulegen. Doch Ensemble-Gründerin Anna Carewe wusste, wen sie da um sich versammelte: Die Mitglieder des Sheridan Ensembles sind allesamt Konzertmeister verschiedener Kammerorchester, etwa der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und des Kammerorchesters Basel, oder spielen bei Orchestern und Ensembles wie den Berliner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie?Orchester Berlin, dem Balthasar?Neumann?Ensemble, I Barocchisti und Cecilia Bartoli, Il Giardino Armonico, dem Helsinki Baroque Orchestra und dem Ensemble Modern Frankfurt.
Klanglich bezaubernd
Im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage der Niedersächsischen Sparkassenstiftung konnte sich das Publikum auch in der Kreisstadt einen Abend lang von diesen Besten ihrer Art musikalisch verwöhnen lassen. Claudio Monteverdis Toccata aus „Orfeo“ hörte sich dabei ebenso richtig platziert an wie „Reckoner“ von Radiohead oder „All Blues“ von Miles Davis. Dass diese so unterschiedlichen Musikstücke aus noch weit unterschiedlicheren Genres so nahtlos in ein Konzertprogramm passten, lag an der dem Sheridan-Ensemble zugrunde liegenden Idee, mit ihrem ganz eigenen Klangverständnis dramaturgisch neu „das Beste“ der Musik zu erforschen und mit Theorbe, E-Gitarre, Cembalo, Streichquartett, Klavier, Flöte, Vibrafon und klanglich bezaubernder Sängerin das Publikum zu begeistern. Das Ensemble bot an diesem Abend ein breites Spektrum an Musik, das sich zugleich als Herausforderung und Inspiration erwies, die künstlich geschaffenen Barrieren zwischen verschiedenen Musikgenres durch Facettenreichtum zu überwinden.
Zudem hatte während des Konzerts ein neues Saiteninstrument am Klanghimmel Premiere, die Lyra polyversalis, frei übersetzt etwa ein „vielseitig einsetzbares Saiteninstrument“, das sowohl wie eine Gitarre gezupft als auch wie eine Viola gestrichen werden kann.
Immer wieder tönender Applaus
Und das Publikum, das sich sogar von jenseits der Weser auf den Weg in die "gute Stube" der Kreisstadt gemacht hatte, reagierte: Immer wieder tönte Applaus auf, obwohl dieser eigentlich bis zum Ende des Konzertes hätte warten sollen. Unermüdlich, über 90 Minuten lang, unterhielten Sängerin Mary Carewe, Violinistin Heather Cottrell, Anna Carewe am Violoncello, Oli Bott mit schnell dahinfliegenden Fingern am Vibrafon, Andreas Arend mit seiner Lyra polyversalis, Philip Mayers am Klavier, Marianna Henrikson an Cembalo und Keyboard sowie Steven Player mit der Barockgitarre ihr Publikum. Steven Player zeigte auch, dass nicht nur die Beherrschung eines Instrumentes für das Ensemble wichtig ist, sondern auch die des Körpers, als er beim „Ballo delle ingrate“ von Monteverdi leichtfüßig über die Bühne schwebte. Da war es nur logisch, dass das Publikum am Ende des Konzertes die Darbietungen mit lang anhaltendem Applaus, drei „Vorhängen“ und einer lauthals geäußerten Bitte um Zugabe belohnte.