Garlstedt. Das Rad muss nicht immer gleich neu erfunden werden. Schön ist es auch, gute Ideen aufzugreifen und fortzuführen. So sieht das auch die Biologin Ulla Schlüter. Als sie jüngst mit dem Projekt „Blühwiesenpatenschaft“ im Landkreis Cuxhaven in Berührung kam, bot sich eine Gelegenheit. Schlüter überlegte sofort, ob das nicht auch etwas für Garlstedt sei. Mit Landwirt Bert Becker wurde ein interessierter Mitstreiter gefunden, der gern einen Hektar seines Landes für das Projekt zur Verfügung stellte. Und Ortsvorsteherin Marie Jordan übernahm schließlich zusammen mit Brigitte Matthes die Koordination.
„Interessierte Bürgerinnen und Bürger, aber auch Schulklassen, Kindergärten, Vereine oder Nachbarschaften können für einen Euro pro Quadratmeter Pate für eine Teilfläche der Blühwiese werden. Noch bis zum 28. Februar kommenden Jahres können Patenschaften übernommen werden, und dann wird im Frühjahr die Blühwiese auf den Flächen, für die Patenschaften übernommen wurden, angesät“, erläutert die Ortsvorsteherin das Prozedere. Patenschaften für die Fläche können übrigens auch von Bürgern, die nicht in Garlstedt wohnen, übernommen werden. Geplant ist sogar eine kleine Karte, auf der jeder Pate, jede Patin „seine“ oder „ihre“ Teilfläche wiederfinden kann, so Jordan.
Ausgesät wird eine einjährige Blühmischung, die insekten- und bienenfreundlich ist. Durch dieses Projekt soll in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Blühflächen geschaffen, soll gemeinsam Verantwortung übernommen werden, erläutert die Ortsvorsteherin.
Bert Becker bewirtschaftet seinen Hof noch traditionell mit wechselnden Fruchtfolgen und wichtigen Zwischenfruchtständen. „Es ist wichtig, dem Boden auch immer etwas zurückzugeben, das geschieht durch diese Zwischenfruchtstände“, erläutert Becker. Sein für das Projekt zur Verfügung gestelltes Gelände liegt idyllisch am Ortsausgang Garlstedts am Alten Bremer Weg. Fast genau gegenüber der Hausnummer 8 führt eine Feldzufahrt auf das leicht wellige Areal. Wo sonst Mais und Roggen stehen, zeigt zeigt eine gelb blühende Restfrucht ihre Farben. Rechtzeitig zum Pressetermin huscht ein Rudel Rehe über das Feld.
Bereits jetzt wurden 500 Quadratmeter an Blühfläche unter die Garlstedter und ihre Freunde gebracht, freut sich Brigitte Matthes. „Wenn es im Frühjahr mit der Aussaat losgeht, werden wir die Blühpaten informieren und sie auch sonst über die Entwicklung auf ihren Patenflächen auf dem Laufenden halten“, verspricht Matthes.
Schon jetzt überlegen die Organisatoren, ob nicht auch einmal eine spezielle Honigbienen-Mischung angesät wird, um dann einen Imker zu gewinnen, der hier seine Bienenstöcke aufstellt. „Honigbienen brauchen andere Blüten als Wildbienen“, erläutert Ulla Schlüter. Die jetzt geplante Wildbienenmischung nimmt besonders auf die wilden Verwandten der Honigbiene Rücksicht, nährt aber auch andere Insekten und bietet dann Kleintieren einen willkommenen Rückzugsort.
Ein Teil des Erlöses aus dem Projekt „Blühwiesenpatenschaft“ soll – nach Abzug der Kosten für Saat und Pflege – an örtliche Vereine und Umweltschutz-Projekte gehen. Anmeldungen für Blühpatenschaften werden bis zum 28. Februar 2021 von Brigitte Matthes unter der Telefonnummer 04795/1894 entgegengenommen.