Osterholz-Scharmbeck. Für die Idee, am Kreiskrankenhaus ein Pflegeheim zu bauen, gab es viel Lob. In der Frage, wie man das Baugelände erschließen kann, ist es aber mit der Einigkeit vorbei. Einige Politiker und viele Anwohner fürchten ein Verkehrschaos, sollte das Haus mit insgesamt 60 Pflegeplätzen über Wiesen- und Kornstraße erschlossen werden. Für Thomas Krüger von der Linksfraktion sind die vorgelegten Planungen zum Verkehrsfluss sogar „das Letzte“, wie er im Ausschuss für Stadtentwicklung betonte.
Nicht nur Kreisdezernentin Heike Schumacher mochte den Ausführungen von Thomas Krüger (Linke) scheinbar nicht mehr zuhören. Auch andere Sitzungsmitglieder fühlten sich sichtlich unwohl, als Krüger zu einem verbalen Rundumschlag gegen die Idee ausholte, die Haupterschließung des künftigen Pflegeheims über die Korn- und Wiesenstraße abzuwickeln. Schon jetzt seien die Anwohner durch Parkplatz-Suchende, Rettungswagenfahrten und Hol-und-Bringverkehr zur benachbarten Kita stark belastet. Das Maß der Belastbarkeit sei erreicht, stellte er klar. „Jetzt kommt man auf die geniale Idee, dass dort noch nicht genug Verkehr ist.“ Warum eine Zufahrt über die Straße Heidloge nicht möglich sein soll, bleibe ihm schleierhaft. Selbst eine Zuwegung über die Straße Hehenberg sei besser geeignet.
Drei Varianten
Zuvor hatte Thomas Ulbrich vom Planungsbüro UIP aus Bremen einen Sachstandsbericht zum Pflegeheimbau und zur möglichen zukünftigen Verkehrsführung gegeben. Demnach stehen drei Varianten zur Diskussion. Die Idee, den Verkehr östlich über eine noch zu bauende Zuwegung von der Straße Am Osterholze zu leiten, sei bereits aufgrund des nötigen Aufwands verworfen worden. Es müssten Grundstücke erworben werden. Da man das Projekt zügig umsetzen wolle, komme diese Variante nicht infrage.
Die Hauptverkehrsführung über die nördlich gelegene Straße Heidloge sei ebenfalls wenig sinnvoll. Zum einen weise die Straße - über die gesamte Länge betrachtet - nicht die nötige Breite auf. Und es müssten Bäume gefällt werden. Bei einer Erschließung über diese Straße sei auch das Anlegen eines Parkplatzes auf der Nordseite der Baufläche nötig. Das aber würde erforderlich machen, dass das Baufeld in Richtung Süden verschoben wird. Also bleibe nur die Variante I übrig.
Denkbar sei eine Erschließung über Heidloge und Wiesenstraße, betonte Ulbrich. Er wies darauf hin, dass ein Verkehrskonzept in Arbeit sei, dass auch auf diese Fragestellung sowie die aktuelle und künftige Situation rund um das Kreiskrankenhaus Osterholz unter die Lupe nimmt.
Fest steht schon jetzt, dass ein Ärztehaus am Pflegeheim nicht entstehen soll. Allein das mindere das berechnete Verkehrsaufkommen erheblich, so seine Einschätzung. Stattdessen könnte die eingeplante Erweiterungsfläche für einen zweiten Pflegekomplex genutzt werden. Auch sei angedacht, den Notarzt-Standort auf die nördliche Seite des Krankenhauses, an die Heidloge, zu verlegen. Das könnte zusätzliche Verkehrskapazitäten für Wiesen- und Kornstraße freimachen, erläuterte Planer Thomas Ulbrich.
Auf Verkehrsgutachten warten
Stadtplaner Jörg Brendler warnte vor voreiligen Schlüssen. Zunächst müsse das Verkehrsgutachten vorliegen. Dann gelte es, die Schlüsse daraus zu ziehen. Für die Fachleute stehe schon jetzt fest, dass die Straßen den Verkehr auch aufnehmen könnten. Er riet dazu, sich sachlich mit dem Thema auseinanderzusetzen und nicht jede Expertise und Fachmeinung anzuzweifeln.
Wilfried Pallasch (Bürgerfraktionsgruppe) konnte sich gedanklich gut damit anfreunden, dass ein Ärtzehaus an anderer Stelle im Stadtgebiet entstehen kann. Die geplante Parkfläche jedoch müsse so oder so erweitert werden, steht für ihn fest. Denn so ließen sich der derzeitige Parkplatz-Suchverkehr und die Belastung der Anwohner rund um die Klinik erheblich mindern.
Für Anja Heuser (Grüne) ist die Darstellung der Verkehrslage in Wiesen- und Kornstraße insgesamt zu positiv dargestellt. „Die Straßen sind schon jetzt ziemlich belastet“, stellt sie klar. „Für mich ist das nicht ganz zu Ende gedacht.“
Für Jörg Monsees (SPD) ist klar, dass das derzeitige Erschließungskonzept nicht das „Nonplusultra“ ist. Der Bau insgesamt aber biete eine „Riesenchance“. „Darauf warten die Menschen“, ist Monsees überzeugt. Er bleibt Optimist: „Mit Anwohnern Lösungen zu finden, haben wir immer geschafft.“
Brunhilde Rühl schob die Fakten in den Vordergrund. Da die Erschließung von Am Osterholze aufgrund nötiger Grundstückskäufe zu teuer und die Heidloge als Zufahrt zu schmal sei, bleibe nur die Erschließung über die Wiesenstraße übrig. Rühl fragte in die Runde, wo denn die positive Stimmung geblieben sei. Als man die Nachricht erhalten habe, dass in direkter Nachbarschaft zum Kreiskrankenhaus das Pflegeheim-Projekt realisiert werden könne, hätten sich alle gefreut. Nun aber würde alles ganz anders klingen. „Wo ist der Beifall geblieben?“