Ritterhude. Die Ritterhuder Feuerwehr bereitet sich auf den Einsatzfall vor. Dazu konnte sie auf dem Gelände an der Stendorfer Straße zwischen Freitag und Sonntag einen Brandübungscontainer nutzen. Die Ortswehr hat sich intensiv auf das Wochenende vorbereitet und bot auch den Angehörigen Einblicke in den Feuerwehralltag unter ehrenamtlichen Bedingungen.
„Wir danken unseren Familien für das Verständnis, das unserem ehrenamtlichen Engagement entgegengebracht wird“, sagt der Gemeindebrandmeister Thomas Becker mit Blick auf die vielen Angehörigen, die das Gelände um das Gerätehaus zur Eventfläche machten. „Nach mehrjähriger Corona-Unterbrechung ist es jetzt an der Zeit unsere Atemschutzgeräteträger in einem realistischen Szenario für ihre Aufgaben im Brandschutz fit zu halten", betont Becker. Im Brandübungscontainer kann der Innenangriff eines Löschtrupps simuliert werden. Von einem Regieraum aus können unterschiedliche Brandsituationen nachgestellt werden, die der Teilnehmer auch bei wirklichen Einsätzen erleben kann.
Bis zu 400 Grad Hitze
Einzelfeuer lodern an unterschiedlichen Bereichen und schließlich erfolgt eine gesteuerte Durchzündung der Rauchgase in rasender Geschwindigkeit mit bis zu 400 Grad Hitze über den Köpfen der Einsatzkräfte hinweg. Etwa eine Viertelstunde dauert der Innenangriff eines Zwei-Mann-Trupps pro Durchgang, den der Atemschutzwart Maik Hilbert als Berater begleitet. Hilbert hat auch den Dienstplan für die 46 Durchgänge mit den 78 Teilnehmern „gestrickt“. Damit sollen Leerläufe verhindert werden und möglichst alle Einsatzkräfte ihre Schulungsmöglichkeit bekommen.

Die gewissenhafte Einsatzvorbereitung gehört für Friedrich Jachens (l) und Björn Finken zum Einsatzalltag. Hier prüfen die beiden Stendorfer ihre Atemschutzgeräte vor dem Einsatz im Brandübungscontainer.
Darüber hinaus profitieren auch die Nachbarwehren von dem Ausbildungsangebot. So belegten auch Wehren der Gemeinde Hambergen freie Kapazitäten, um ihre Atemschutzgeräteträger in Übung zu halten. Vor dem Hintergrund, dass vor Kurzem zwei Einsatzkräfte bei der Durchzündung von Rauchgasen in Sankt Augustin getötet wurden, erscheint das Üben im Container sinnvoll. Diese brennenden Rauchgase entwickeln eine Hitze von bis zu 700 Grad und sind auch für die Löschkräfte lebensgefährlich. „Daher ist richtiges Verhalten gerade beim Innenangriff lebensrettend“, findet der Gemeindeatemschutzwart Hilbert.
Friedrich Jachens und Björn Finken von der Stendorfer Feuerwehr bereiten ihre Ausrüstung gewissenhaft vor. Beide sind gesundheitlich einsatzbereit. Ihr Durchgang beginnt mit einer Übungseinheit in der Technik der Türöffnung und dem Strahlrohreinsatz auf dem Hof des Gerätehauses. Bei strahlendem Sonnenschein und 30 Grad im Schatten ist schon diese Trockenübung eine Herausforderung, die aber von der kommenden noch übertroffen wird: Nach Anlegen der Atemschutzgeräte folgt der Einstieg in den Brandübungscontainer. Jachens und Finken betreten in Begleitung von Hilbert den völlig dunklen Raum über eine abfallende Treppe. Plötzlich Lodern Flammen auf oder versiegen wieder. „Schön dynamisch gegen die Flammen vorgehen“, mahnt die Stimme des Regisseurs aus den Lautsprechern und gibt Tipps zum Verhalten. So müsse auch die dort gelagerte Gasflasche sowie die Decke des Raumes gegen eine Durchzündung gekühlt werden.
Lob vom Trainer
In dem dunklen Raum ist der Kampf des Trupps mit den Herausforderungen des Übungsgeschehens gut zu erkennen. Da hakt der Schlauch beim Positionswechsel, plötzlich lodern gelöschte Flammen wieder hinter den schwitzenden Männern auf und machen die schnelle Übergabe des Strahlrohres an den Kameraden nötig. „Wir waren froh als es vorbei war“, berichten die beiden Stendorfer und nehmen zuerst einen großen Schluck Wasser aus der Flasche, bevor es zur Lagebesprechung geht. „Ihr habt gute Löscharbeit gemacht“, lobt Atemschutzwart Hilbert. „Macht euch beim Löschen klein, dann ist die Hitze nicht so groß“, riet der Trainer den beiden und warnte davor, sich beim Löschen gegenseitig nass zu machen. „Die Feuchtigkeit kann bei Hitze zu Verbrühungen führen“, erklärt Hilbert den Jachens und Finken.
Für die Stendorfer ist der Übungseinsatz nicht neu. Neben einigen realen Inneneinsätzen haben sie auch schon mehrfach im Brandübungscontainer trainiert. „Wir legen den Focus auf das Training unserer jungen, frisch ausgebildeten Leute“, betont der Gemeindebrandmeister und beziffert den Gesamtaufwand für die Ausbildung mit 35 Stunden, die von den acht Ausbildern und 13 Helfern aus der Ortswehr Ritterhude geleistet wurden. Für die Organisatoren und Ritterhudes Bürgermeister Jürgen Kuck gilt die Hoffnung, „dass die Löschkräfte ihre hier gemachten Erfahrungen im Einsatz anwenden können, um immer wieder heile nach Hause zurückzukommen“.