Gerd Holzhauers Leidenschaft gehört dem Fußball. Mindestens genauso wichtig ist ihm jedoch sein Engagement für den Kampf gegen Leukämie. Seit 28 Jahren unterstützt der Ritterhuder die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Anfangs vor allem durch das Sammeln von Spenden, um die Typisierungen zu finanzieren. Seit vielen Jahren aber auch, indem er Menschen motiviert, sich als potenzielle Knochenmark- beziehungsweise Stammzellenspender bei der DKMS registrieren zu lassen. In diesen Tagen mobilisiert er wieder alle Kräfte für die Menschen, die gerade nach einem passenden Lebensretter suchen – und für einen Menschen im Besonderen: einen 62-jährigen Ritterhuder, der dringend nach einem passenden Spender sucht.
„Die Diagnose Blutkrebs reißt jedem betroffenen Patienten erst einmal den Boden unter den Füßen weg“, ist Gerd Holzhauer sicher. Dank der Möglichkeit, durch eine Stammzellenspende wieder gesund zu werden, gebe es für die Erkrankten allerdings inzwischen Hoffnung: „Für neun von zehn Betroffenen wird heute schon ein passender Spender gefunden“, macht Holzhauer Mut.
Tatsächlich suche nicht jeder Mensch, der die Diagnose Blutkrebs erhält, einen Stammzellenspender, berichtet Emrah Kiliz, Pressesprecher bei der DKMS. Manche würden auf die Chemotherapie gut ansprechen. Andere hätten einen passenden Spender in der Familie. Die, die auf eine solche Fremdspende angewiesen seien – „für die geht es um Leben und Tod“, stellt Kiliz fest. Und das seien viele: „In Deutschland vermitteln wir 15 Stammzellenspenden pro Tag; ein Viertel davon bleibt in Deutschland.“ Die restlichen Patienten lebten auf der ganzen Welt.
„Alle 15 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie“, führt Kiliz weiter aus. Weltweit werde die Diagnose sogar alle 35 Sekunden gestellt. Und bei Babys und Kindern sei Leukämie in Deutschland die häufigste Krebserkrankung. Als potenzielle Spender seien derzeit knapp 6,7 Millionen Menschen bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei in Deutschland registriert. Zusammen mit Spendern aus anderen Ländern, beträgt ihre Zahl knapp 10,2 Millionen. Zum Vergleich: Als der Doktor Peter Harf 1991 – nachdem seine Frau Mechthild an Leukämie gestorben war – die DKMS gründete, waren in Deutschland nur 3000 potenzielle Stammzellenspender registriert.
„Vor der Corona-Krise kamen monatlich gut 25.000 neue Spender hinzu“, berichtet Emrah Kiliz. Seit Beginn der Pandemie hätten sie einen Rückgang um bis zu 60 Prozent. Kiliz: „Von März bis Mai haben wir 8000 neue Spender aufgenommen.“ Denn die üblichen Aktionen, bei denen die DKMS um Spender warb, sind aufgrund der Corona-Auflagen nicht mehr möglich. Auch Gerd Holzhauer bremst die Pandemie aus. Regelmäßig backte er mit seinem DKMS-Team im Möbelhaus in Buschhausen Waffeln, spendete die Einnahmen für die Typisierung. Fußballspiele für den guten Zweck, an deren „Spielfeldrand“ sich Besucher gleichzeitig als potenzielle Knochenmarkspender testen und registrieren lassen konnten, organisierte er ebenfalls. Ganze Schuljahrgänge ließen sich typisieren. In die Sporthalle in Wallhöfen strömten Tausende, um sich als potenzielle Lebensretter eines Kindes registrieren zu lassen. Das geht nicht mehr. Nicht in einer Zeit, in der Abstands- und Hygieneregeln zwecks Eindämmung eines Virus gelten.
Online gibt es ein Registrierungsset
Die DKMS hat jedoch eine Lösung gefunden: „Da wir Corona-bedingt keine direkte Typisierungsaktion auf die Beine stellen können, gibt es die Möglichkeit der Online-Registrierung“, berichtet Gerd Holzhauer und verweist auf die Internetseite der Deutschen Knochenmarkspenderdatei: www.dkms.de. Über diese Seite könnten sich künftige Lebensretter online registrieren lassen. Sie bekämen dann ein „Registrierungsset“ zugeschickt, erklärt Holzhauer. Mit dem darin enthaltenen Wattestäbchen nehmen die Teilnehmer einen Abstrich von ihrer Wangenschleimhaut und schicken das Stäbchen an die DKMS-Zentrale zurück. Auf diese Weise könnte auch ein Lebensretter für den 62-jährigen Ritterhuder gefunden werden.
Die Registrierung, so versichert Gerd Holzhauer, „kostet die Leute nichts“. Die 35 Euro, die für die Typisierung ihrer Gen-Probe benötigt werden, müssten sie nicht bezahlen. Aber natürlich könnten sie einen entsprechenden Betrag an die DKMS als Spende überweisen. Apropos Spende: Bis zum Ausbruch der Pandemie hatten Gerd Holzhauer und sein ehrenamtliches DKMS-Team dieses Jahr bereits wieder 13.000 Euro für die DKMS gesammelt. Im Jahr zuvor waren es 25.305 Euro. Über alle 28 Jahre zusammen sammelten Gerd Holzhauer und seine Helfer damit mehr als 260.000 Euro mit dem Ziel, Leben zu retten. Nun geht es um das des 62-jährigen Ritterhuders.