Ritterhude. Eine 3,5 Meter breite in die Jahre gekommene Fahrbahn. Auf der einen Seite ein Grasstreifen, auf der anderen ein – mal mehr, mal weniger – maximal 1,8 Meter breiter Fußweg. So sah die Straße An der Obermühle bis zum 7. Juni dieses Jahres aus. Dann kamen die Bauarbeiter und mit ihnen der Bagger. Wenn sie Ende August abziehen, wird die Verbindung zwischen Grüne Straße und Schillerstraße in Ritterhude nicht nur ihr Gesicht komplett verändert haben. Die zur Anliegerstraße umgewidmete Verbindung wird außerdem eine Einbahnstraße sein.
Der Blick unter die Fahrbahndecke hat einen Straßenaufbau mit Findlingen frei gelegt, der bereits in den 1930er-Jahren nicht mehr Stand der Technik war, berichtet Oliver da Silva Sobral beim Gang über die Baustelle. "Die Straße ist also mindestens 100 Jahre alt", meint der Fachmann für Tiefbau in der Ritterhuder Verwaltung. Mehr als diese Schätzung gibt es nicht. Unterlagen zum Bau der Straße, hat er nicht.
Probleme mit Regenwasser
Den Anstoß dazu, die Straße komplett neu zu machen, gab das Bremer Unternehmen Hansewasser, das unter anderem mit der Unterhaltung von Ritterhudes Regenwasser-Kanalnetz betraut ist. Bei heftigen Regenfällen bahne sich das Oberflächenwasser seinen Weg von der Grünen Straße durch die Gärten der Häuser den Hang hinab zur Schillerstraße, berichtet Martin Schwier von Hansewasser. Eine Alternative hatte der Regen bisher kaum: Unter der Fahrbahn der Straße An der Obermühle lag zwar ein Schmutzwasserkanal, aber keiner für Regenwasser. Das hat sich geändert.
Auf einer Länge von gut 130 Metern wurde zunächst die Fahrbahn entfernt. Dann gingen die Arbeiter daran, den Regenwasserkanal zu verlegen. 75.000 Euro wurden dafür eingeplant, teilt da Silva Sobral mit. Alle weiteren Arbeiten seien mit 170.000 Euro veranschlagt.
Viele Leitungen
"Ein 400er Rohr", sagt Christian Wöltjen von Ulbrich Ingenieurplanungen (uip), sei verbaut worden. In andern Worten, der Regenwasserkanal hat einen Durchmesser von 40 Zentimetern. "Das war eine ganz schöne Fummelarbeit", bestätigt Thorsten Dittmer, Polier bei der Ausführenden Firma Zimmermann und Co. Denn unter der Fahrbahn sei wenig Platz. Viele Leitungen und besagter Schmutzwasserkanal teilen sich den knappen Raum unter der 3,5 Meter breiten Fahrbahn.
Inzwischen ist der Kanal eingebaut, die Straße wieder dicht. Die neuen Kanaldeckel ragen allerdings noch wie kleine Insel daraus empor – denn die Fahrbahndecke selbst ist bislang nicht wiederhergestellt. "Das wird ganz zum Schluss gemacht", sagt Oliver da Silva Sobral. Wöltjen nickt: "Am 29. August kommt der Asphalt." Für den hatte sich die Gemeinde übrigens entschieden, weil die Straße An der Obermühle von der Grünen Straße aus kommend ein Gefälle aufweist. Würden für die Fahrbahn Klinker oder Betonsteine verlegt, fielen die Fugen zwischen den Steinen breiter aus. Dadurch würde der Sand schneller vom Regen ausgewaschen. Und das würde die Straßenunterhaltung intensiver, sprich teurer machen. "Wir haben uns deshalb für Asphalt entschieden", so da Silva Sobral.
Neun Parkplätze
Momentan sind die Arbeiter der Firma Zimmermann und Co. dabei, den ehemaligen Grasstreifen umzugestalten. Aus den alten Findlingen und den ebenfalls in der alten Straße verarbeiteten Naturbordsteinen bauen sie neue Parkbuchten. Die Firma sei eine der wenigen, deren Arbeiter noch mit solchem Material umgehen könnten, bemerkt da Silva Sobral. Die ursprünglich geplanten Pflanzflächen zwischen den Stellflächen mussten aufgegeben werden, weil darunter die Gasleitung verläuft. Außerdem werde jeder Zentimeter für Parkraum und als Abstellplätze für Mülltonnen (am Tag der Leerung) benötigt. Dadurch könnten dort nun neun Fahrzeuge geparkt werden, was wichtig sei, so Planer und Verwaltung. Denn einige der Häuser wurden zu einer Zeit gebaut, als nicht jeder einen PKW besaß. Die Gebäude stehen daher so dicht, dass Autos nicht auf den Grundstücken abgestellt werden können.
Im Anschluss an die Parkbuchten werde der Gehweg neu gemacht, erklärt Oliver da Silver Sobral. Und erst dann werde die Fahrbahn mit Frostschutzschicht, Schottertragschicht, Asphalttragschicht und Asphaltdeckschicht aufgebaut. Aufgrund des Gefälles hat sich die Gemeinde außerdem dazu entschieden, keinen normalen Asphalt, sondern Splittmastixasphalt zu verbauen. Diese Mischung zeichnet sich durch eine hohe Standfestigkeit aus, erklärt da Silva Sobral. Der Vorteil sei, dass beispielsweise bei hohen Temperaturen, schwere Wagen wie die Müllfahrzeuge diesen Asphalt beim Bremsen nicht vor sich her schieben könnten. Der Asphalt werde nicht zu Wellen zusammengeschoben. Aufgrund des Straßengefälles würde das an heißen Sommertagen auf der Straße An der Obermühle - bei normalem Asphalt – leicht geschehen, befürchtet der Tiefbauer.