Meyenburg. Das Holzrad an der Meyenburger Wassermühle dreht sich wie geschmiert, das Wasser plätschert vor sich hin. Plötzlich stört ein dumpfes Poltern die Idylle, als ein Auto über die Brücke am Mühlengebäude fährt. Es poltert noch öfter an diesem Vormittag. Jedes Mal, wenn ein Fahrzeug über die Holzbohlen rollt.
In Meyenburg klappert nicht die Mühle, hier rumpelt die Mühlenbrücke. „Die Holzbohlen der Brücke sind marode. Dadurch haben sich die Schrauben, die sie mit den Stahlträgern verbinden, gelockert“, erklärt die Schwaneweder Bauamtsleiterin Ulrike Becker. Das Problem ist mit dem bloßen Auge sichtbar. Tiefe Risse klaffen in den 5,75 Meter langen Eichenbohlen, an etlichen Stellen ist morsches Holz weggebrochen. Zwei Stellen hat die Bauverwaltung erst vor Kurzem ausbessern lassen. Tiefe Löcher hatten sich hier ins Holz gefressen. Neue Bohlenstücke wurden eingefügt, zwischen den maroden alten Planken fallen die makellosen Holzteile richtig auf. Dort, wo die Brücke zur Straße übergeht, ragen einige Schrauben aus dem abgefahrenen Holzbelag hervor.
Nicht viel besser sehen die Brückengeländer aus. Auch hier ist das Holz geborsten, teilweise gebrochen. Ulrike Becker steckt ihren Autoschlüssel in eine der tiefen Furchen, er versinkt fast drei Zentimeter tief. An vielen Stellen liegen hölzerne Verbindungsbolzen frei. Die Bauamtsleiterin zeigt auf den Boden, wo sich ein Holzbalken entlang des Geländers zieht. Ein Schrammbord – es soll verhindern, dass Autofahrer gegen das Geländer fahren. Zwischen Schrammbord und Brückenbohlen machen sich Pilze breit. „Die greifen das Holz zusätzlich an.“
Brücke wurde 2004 grundsaniert
Trotz der Mängel – „eine akute Verkehrsgefährdung besteht nicht“, sagt Becker. „Die Balkenlage der Brücke ist stabil, sie bricht nicht zusammen.“ Alle sechs Jahre steht für die Brücke eine Hauptprüfung an, die letzte führte die pb+ Ingenieurgruppe im Herbst 2017 durch. Dabei sind laut Becker zwar auch Roststellen an den Stahlträgern entdeckt worden. „Das ist aber mehr ein optisches Problem, das sich durch Abstrahlen oder eine neue Beschichtung beseitigen lässt. Die statische Konstruktion der Brücke ist nicht beeinträchtigt.“
Das war 2004 anders. Damals musste die Brücke, die zwischen den Widerlagern 6,30 Meter lang und zwischen den Geländern 4,50 Meter breit ist, grundsaniert werden, weil sie nicht mehr sicher genug war. Fundamente, Stahlträgerkonstruktion, Holzbohlenbelag, Staumauer - „das gesamte Brückenbauwerk wurde erneuert“, so Becker. Die Holzbohlen habe damals das Technische Hilfswerk verlegt.
Bei der jetzt geplanten Sanierung geht es vor allem um die Holzkonstruktion. Bohlenbelag, Geländer, und Schrammbord sollen neu gemacht werden. Auch einen Vorschlag des Gutachters bei der letzten Hauptprüfung will die Bauverwaltung im Rahmen der Sanierung aufgreifen. „Derzeit sind die Holzbohlen direkt auf die Stahlträger geschraubt. Wenn Wasser dazwischen steht, rottet das Holz vor sich hin. Der Gutachter hat uns empfohlen, zwischen Holz und Stahl einen konstruktiven Schutz anzubringen.“
Derzeit ermittelt die Bauverwaltung die Kosten für die Brückensanierung. Die Finanzierung ist Sache der Gemeinde Schwanewede. Während die denkmalgeschützte Wassermühle und das Stauwehr dem Landkreis Osterholz gehören, ist die Brücke Teil der Gemeindestraße Mühlendamm.
Im Doppelhaushalt der Gemeinde Schwanewede für die Jahre 2018 und 2019 stehen laut Kämmerer Christian-Malte Klinz jeweils 320 000 Euro für die Unterhaltung von Brücken, Straßen und Regenwasserkanälen zur Verfügung. 2018 sei dieser Topf nicht komplett ausgeschöpft worden. Vorbehaltlich des endgültigen Jahresabschlusses bleiben nach seinen Worten 50 000 Euro übrig, die auf das Jahr 2019 übertragen werden. „Davon werden wir 30 000 Euro für die Brückenmaßnahme in Meyenburg verwenden. Grundlage ist eine erste Kostenschätzung aus dem Bauamt.“
Wann die Bauarbeiten an der Brücke starten, kann Ulrike Becker noch nicht sagen. „Wir wollen versuchen, es noch in diesem Jahr hinzubekommen“, so die Bauamtsleiterin der Gemeinde. Das hänge aber davon ab, ob Firmen zur Verfügung stehen. Viele seien derzeit wegen der guten Konjunkturlage mit Aufträgen ausgelastet.