Herr Teckentrup, ist der Feuerwehr-Bedarfsplan den Mitgliedern der Ortswehren schon vorgestellt worden?
Kai Teckentrup: Den Ortsbrandmeistern ist er vorgestellt worden, den übrigen Mitgliedern noch nicht. Das ist aber geplant, sofern die Corona-Verordnung es zulässt.
Wie haben die Ortsbrandmeister den Plan aufgenommen?
Durchaus positiv. Allen war bewusst, dass ein Investitionsstau vorliegt, besonders bei den Gerätehäusern. Es ist positiv aufgenommen worden, dass der massive Bedarf hier deutlich hervorgehoben wird.
Stehen alle Ortsbrandmeister hinter dem Bedarfsplan?
Dass kann ich momentan nicht 100-prozentig sagen. Ich gehe davon aus, dass alle mitgehen werden, weil der Plan ja durch das Gemeindekommando durchgegangen ist. Dass einzelne Ortsbrandmeister sich eventuell nicht ganz so berücksichtigt sehen, wie sie es persönlich gerne hätten, das mag sein.
Gibt es bei den Wehren kritische Anmerkungen zum Plan?
Die gibt es durchaus. Ich möchte auch, dass sich die Ortsbrandmeister und zukünftig auch die einzelnen Mitglieder der Ortswehren mit einbringen, damit wir das bestmögliche Ergebnis erzielen. Das geht nur, wenn man auch mal kontrovers diskutiert.
Welche Punkte werden von den Ortsbrandmeistern kritisch gesehen?
Sie fragen sich, ob die gutachterlichen Planungen wirklich so umgesetzt werden können. Es ist ja ein recht tiefer Einschnitt in die Struktur der Ortsfeuerwehren. Es gibt immer welche, die an Umbrüche eher positiv und andere, die daran eher kritisch herangehen.
Zu welchen Punkten konkret gibt es Kritik?
Es sind eher Bedenken. Etwa wenn es darum geht, dass Ortswehren durch den Bedarfsplan wachsen. Da gibt es Fragen, ob das personell zu machen ist, ob das Dorf mitgeht, ob die Wehren in Gänze mitgehen.
Standorte sollen von zehn auf sieben reduziert werden. Hat Sie der Gutachter-Vorschlag überrascht?
Überrascht nicht. Das Ganze ist ja in mehreren Entwürfen gereift. Der Gutachter hat seine Vorstellungen vorgetragen, darüber ist im Gemeindekommando gesprochen worden, dann sind Anregungen und Änderungswünsche der Ortsbrandmeister eingereicht worden und so hat sich das Ganze entwickelt.
Stehen alle Ortsbrandmeister hinter den Standort-Reduzierungen?
Momentan kann man das noch nicht in Gänze sagen. Es ist ein Entwicklungsprozess. Der Bedarfsplan sieht vor, als erstes Brundorf und Eggestedt zusammenzulegen. Dort sind die Gespräche schon sehr weit fortgeschritten, Einsätze und Übungsdienst werden zusammen gefahren. In Rade und Aschwarden sind die Gespräche über eine Zusammenlegung noch nicht so weit fortgeschritten. Hier drängt die Zeit nicht so, im Maßnahmenkatalog des Bedarfsplans steht das etwas weiter hinten. Auch dort wird man gucken, ob die Ortswehren den Weg mitgehen wollen. Ich werde mich dem Votum der Ortswehren anschließen und das sicherlich auch mittragen. Löhnhorst/Leuchtenburg sollen laut Plan erstmal eigenständig bleiben, über eine Zusammenlegung soll aber nachgedacht werden. In fünf Jahren soll das Thema nochmal durchleuchtet werden. Die Wehren können sich in der Zeit anschauen, wie die Zusammenlegung bei den anderen klappt.
Wie ist das Meinungsbild in den Wehren?
Gespräche sind dazu so konkret noch nicht gelaufen. Der Bedarfsplan ist ein Maßnahmenkatalog, von dem der Gutachter meint, dass die Gemeinde damit ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkommt, eine leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen. Er muss nun mit Leben gefüllt werden. Dabei soll nichts ohne die Mitsprache der Wehren entschieden werden. Es geht darum, über das Gemeindekommando mit allen eine vernünftige Lösung finden. Deshalb kann ich noch nicht sagen, die einen Mitglieder stehen der Zusammensetzung sehr positiv gegenüber, die anderen nicht. Im Moment sind die meisten eher ein bisschen zurückhaltend und abwartend.
Im Fachausschuss sind Zweifel laut geworden, dass weniger Standorte mehr Effektivität bringen. Was sagen Sie dazu?
Die Zweifel teile ich nicht. Ich sehe Effektivitätssteigerungen durch Synergieeffekte.
Wo sehen Sie die?
In der Verbesserung der Tagesverfügbarkeit und auch in der Effizienz der Ausbildung. Durch Übertragung neuer und zusätzlicher Aufgaben dürfte es auch interessanter für den einen oder anderen sein, zur Feuerwehr zu gehen.
Im Gutachten heißt es, durch eine Zusammenlegung könnte künftig ausreichend Personal vor allem für Tageseinsätze bereit stehen. Wird das nicht jetzt schon durch nachbarschaftliche Löschhilfe sichergestellt?
Ja. Wenn das Personal einer Wehr tagsüber knapp ist, werden eine oder zwei Wehren mit alarmiert. Das wird auch so bleiben. Durch die Zusammenlegungen hätten wir in Zukunft aber immer sofort eine höhere Personaldecke.
Eine neue Wehr Eggestedt/Brundorf soll künftig statt Schwanewede für die A 27 zuständig sein. Was halten Sie davon?
Ich stehe dem positiv gegenüber. Um die jetzt beschlossenen Schutzziele einzuhalten, müssen wir ein Fahrzeug näher an der Autobahn haben. Innerhalb von 8,5 Minuten muss eine erste Gruppe am Unfallort sein. Ich bin zuversichtlich, dass Eggestedt/Brundorf das schaffen. Von meiner Seite ist geplant, dass zukünftig über die Alarm- und Ausrückeordnung auch Schwanewede mit zu Einsätzen auf der Autobahn fährt. Das zweite Schutzziel sieht vor, dass innerhalb von 13,5 Minuten eine zweite Gruppe am Unfallort ist. Das würde dann von Schwanewede abgedeckt werden.
Aus den Reihen der Ortswehr Schwanewede kommt ein Vorschlag, Schwanewede und Eggestedt zusammenzulegen, weil in Schwanewede neben Know-how auch Fahrzeuge für Einsätze auf der A 27 vorhanden sind. Was halten Sie davon?
Es muss das nächstgelegene und geeignete Löschmittel alarmiert werden. Für die Kooperation von Eggestedt/Brundorf mit entsprechender Ausstattung ist die BAB 27 nur ein Argument. Wir haben auch noch das Industriegebiet Brundorf, für das auf jeden Fall ein höherwertiges Fahrzeug in Brundorf stationiert werden muss. Das wird dann auch als erstes auf die Autobahn ausrücken. Ich sehe darin einen Mehrwert.
Der Gutachter schreibt Feuerwehr und Gemeinde ins Stammbuch, mehr zu tun, um zusätzliches Personal für die Feuerwehr zu gewinnen und er macht Vorschläge. Welche wollen Sie aufgreifen?
Auf jeden Fall wollen wir die Jugendfeuerwehr ausbauen, in Meyenburg ist ein weiterer Ausbildungsstandort geplant. Persönlich glaube ich, dass die Förderung der Jugendarbeit das Wichtigste ist, um mehr Einsatzkräfte zu gewinnen.
Das Interview führte Gabriela Keller.