So viel Andrang ist selten bei einer Ausschuss-Sitzung in der Gemeinde Schwanewede: Rund 40 Mütter, Väter, Kinder und auch Mitarbeiter der Kindertagesstätte Reekens Kamp in Neuenkirchen waren am Montag zur Sitzung des Ausschusses für frühkindliche Bildung ins Rathaus gekommen. Es ging um die Zukunft der Einrichtung. Genauer gesagt um die Frage, ob die kirchliche Kita eine kommunale werden soll.
Zum Hintergrund: In Neuenkirchen gibt es zwei Kindertagesstätten, die Kita Reekens Kamp und den Michaelskindergarten. Beide werden von der örtlichen evangelisch-reformierten Kirchengemeinde betrieben. Um Eltern mehr Wahlfreiheit zu bieten, gibt es in der Politik Überlegungen, den im Jahr 2001 in Betrieb genommenen Standort Reekens Kamp in die Trägerschaft der Gemeinde Schwanewede zu überführen. Die Kommune ist bereits Eigentümerin des Grundstücks, des Gebäudes und des Inventars der Einrichtung.
Laut Jens Bunk, Leiter Fachbereich Personal und Bildung bei der Gemeinde Schwanewede, haben Verwaltung und Kirchengemeinde ihre Positionen in mehreren Gesprächen ausgetauscht. "Es ist aber noch nicht vereinbart oder eine Richtung vorgegeben worden", so Bunk. Die Politik soll entscheiden. Und die wollte im Ausschuss hören, wie die Kirchengemeinde zu einem möglichen Trägerwechsel steht.
Kirche will Kita weiter betreiben
Der Kirchenratsvorsitzende Gunter Schröder stellte klar: "Die Kirchengemeinde möchte die Kita Reekens Kamp auch in Zukunft weiterführen." Mit einem offenen Konzept in der einen und einem Gruppenkonzept in der anderen Kita werde den Eltern Vielfalt geboten. Die Kirchengemeinde sei ein geschätzter Arbeitgeber, die Fluktuation sei gering. "Ein Teil der Mitarbeiter hat gezielt eine Anstellung bei einer kirchlichen Einrichtung gesucht." Die Zufriedenheit der Eltern sei hoch, sagte Schröder. Die Einbindung in das Gemeindeleben biete den Kindern "Erlebnisräume für Glaubenserfahrung und -entwicklung". Die Angebote seien "nicht obligatorisch". Umstrukturierungen habe es in der Leitung der Kita Reekens Kamp gegeben.
Eine Übernahme der Kita durch die Gemeinde Schwanewede würde laut Schröder die Auswahlmöglichkeiten von Eltern, die eine nicht-kommunale Kita suchen, auf Gemeindeebene verschlechtern. Derzeit gebe es elf kommunale Einrichtungen und fünf freie, darunter vier kirchliche und den Bauernhofkindergarten in Aschwarden. Bei einem Trägerwechsel am Reekens Kamp wären es künftig zwölf kommunale und vier freie Einrichtungen, rechnete Schröder vor.
Zudem werde es mit der von der Gemeinde Schwanewede in Neuenkirchen geplanten Container-Kita mit 50 Plätzen in Zukunft durchaus eine Wahlmöglichkeit neben den kirchlichen Betreuungseinrichtungen geben, meinte der Kirchenrat-Vorsitzende. Die Container-Lösung ist laut Fachbereichsleiter Jens Bunk allerdings auf zwei Jahre befristet.
Kita-Eltern protestieren mit Plakaten
Wie Eltern der Kita Reekens Kamp über einen eventuellen Wechsel der Trägerschaft denken, machten sie im Zuschauerraum mit Plakaten deutlich. "Stopp, nicht mit uns" und "Die Kita Reekens Kamp soll kirchlich bleiben" war da unter anderem zu lesen. Dominik Schmengler (SPD) beeilte sich, die Gemüter zu beruhigen: "Wir wollen uns hier heute erstmal Informationen holen und dann weiter beraten." Die CDU und Die Linke hingegen preschten mit Anträgen vor. Die Kita soll in kirchlicher Hand bleiben, stellte Kerstin Knoll den Antrag für die Christdemokraten und begründete dies mit dem Wunsch von Kirchengemeinde und Eltern. Die Kommune soll am Reekens Kamp übernehmen, forderte hingegen Arnold Neugebohrn für die Linke. Mit ausschließlich kirchlichen Kitas gebe es in Neuenkirchen keine Vielfalt, kritisierte er. "Da muss sich etwas ändern. Mindestens eine Einrichtung in Neuenkirchen darf nicht in kirchlicher Trägerschaft bleiben, das sind wir den Eltern schuldig." Es müsse ein Angebot für Eltern geben, die ihre Kinder in eine Einrichtung "mit völliger religiöser Freiheit" geben wollen.
Von den Anträgen war die SPD überrascht. "Ich sehe mich heute noch nicht in der Lage zu beschließen, weder für die eine noch die andere Seite", meinte Benjamin Behrje. Die Sozialdemokraten stellten ihrerseits einen Antrag: Das Thema soll zunächst in den Fraktionen und dann im Ausschuss erneut beraten werden. Darauf einigten sich schließlich alle. CDU und Linke zogen ihre Anträge zurück.