Wer derzeit durch Vollersode fährt, kann ein ungewöhnliches Objekt entdecken: Ein Gewirr von Metallstangen ragt 17 Meter hoch in den Himmel. Wo sonst nur saftiges, grünes Gras wächst, entsteht nun eine große Bühne. Noch ist es an der Ecke Vollersoder Straße/Giehlermoorer Straße ruhig. Ab und an fährt ein Stapler über die Wiese und der Wind rauscht durch die Büsche. Am Freitag und Sonnabend, 26. und 27. Juli, soll es bei der Elektrowiese aber so richtig rund gehen. Mehr als 30 Acts werden auf drei Bühnen von Elektro über Goa bis hin zu Hardstyle präsentieren. Dann soll der Boden in Vollersode beben, versprechen die Organisatoren.
Festival auf der Wiese
Wie so oft bei bekannten Events entwickelte sich auch dieses aus einer spontanen Eingebung heraus. "Die Elektrowiese ist aus einer Schnapsidee entstanden", sagt Dominik Spiess lachend. "Wir wollten eine Zeltfete machen", ergänzt Torben Meyer. 2016 war es dann so weit. Rund 600 Leute kamen damals, um "ihre" Musik zu feiern. Der Erfolg machte Appetit auf mehr. Eine Open-Air-Veranstaltung war nun das große Ziel des Duos. Bereits 2017 gingen sie damit an den Start. Torben Meyer ist Landwirt in Vollersode und auf einer seiner Grünlandflächen wurde das Gelände hergerichtet – in Eigenarbeit. Vorbild waren die vielen Elektro- und Techno-Festivals in Holland, erzählen sie. Dort sei die Heimat der Elektro-Szene, zu der mittlerweile viele verschiedene Stile zählen. Die Elemente seien ähnlich und unterschieden sich hauptsächlich durch die Geschwindigkeit, erklärt Torben Meyer. Bei der Elektrowiese sollen alle Fans auf ihre Kosten kommen.

Noch ist wenig los auf dem Festivalgelände.
Im Hintergrund arbeiten zwei Helfer an der Technik einer der kleineren Bühnen. Meyer und Spiess haben sich Partner dazugeholt. Das Loxstedter Unternehmen Lito Donnern kümmert sich hauptsächlich um die Technik. Der Sound steht bei einem Musik-Festival natürlich an vorderster Stelle. Bei der Elektrowiese gehört aber auch eine aufwendige Bühnenshow dazu: Lasershow, Feuerwerk, Beleuchtung und Konfetti sollen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis machen.

Die Bühne ist 17 Meter hoch und 30 Meter breit.
Es sind hauptsächlich DJs, die den Elektro-Sound liefern. Und die sind inzwischen Stars. Die Elektrowiese muss sich nicht verstecken. "Die DJs sind nicht so bekannt wie David Guetter", meint Dominik Spiess zwar. Wer in Vollersode auf der Bühne steht, hat in der Szene aber einen guten Namen. Zum Line up gehören in diesem Jahr beispielsweise Uncaged, Gunz For Hire, Unresolved Bad Blood Live, Thyron und Ncrypta – Acts, die in der ganzen Welt auftreten. Und mit steigendem Bekanntheitsgrad der Elektrowiese können immer bekanntere DJs nach Vollersode gelockt werden.

Betonklötze und Wasserbehälter stabilisieren die große Bühne.
2017 sind die beiden Macher ins kalte Wasser gesprungen, haben sich alles selbst angeeignet. "Learning by doing", bemerkt Meyer. Wo gibt es Zelte, Bühnen und andere Ausrüstung? Wie sucht man Sponsoren? Wie bucht man Acts? Mit Sponsoren sei es so eine Sache. Etwa die Hälfte der Angesprochenen sei interessiert. Für die anderen sei das Festival zu speziell. Sie fänden beim Publikum nicht ihre Zielgruppen, erzählt der Landwirt.

Auch die vielen Zelte stellen die Veranstalter selbst auf.
Es ist immer noch ein Hobby. Doch privat sei das nicht mehr zu stemmen. Deshalb haben sie die EW Events GmbH gegründet – das mache einiges einfacher. Für das Event opfern nicht nur sie Freizeit. Viele ehrenamtliche Helfer arbeiten mit – 20 sind es allein beim Aufbau, der rund zwei Wochen dauert. Torben Meyer und Dominik Spiess stellen Bauzäune auf, grenzen den Parkplatz ab, bauen Zelte auf, platzieren Kühltruhen und Kabelschutz und kümmern sich um die Bühnen. Das alles braucht seine Zeit. Rund zwei Hektar ist das Gelände groß.
Ein Campingbereich ist neu
Die Hauptbühne ist dieses Mal 17 Meter hoch und 30 Meter breit. Große Betonklötze und gefüllte Wassertanks stabilisieren sie. Dazu kommen zwei weitere kleinere Bühnen. Eine Party-Stage ist auch dabei – für Besucher, die das Festivalfeeling nicht missen wollen, aber keine Hardcore-Techno-Fans sind. Es gibt übrigens auch wieder verbilligte Ü40-Tickets, die aber nur an den Tageskassen gekauft werden können.

Die Bühne besteht aus einem Gewirr an Metallstäben.
Mittlerweile hat sich das Festival gemausert. Waren es bei der Premiere rund 1000 Fans, kamen im vergangenen Jahr 3500 Teilnehmer, die mittlerweile aus ganz Deutschland anreisen. Und aus einem Veranstaltungstag sind inzwischen zwei geworden, was natürlich auch mehr einem Festival entspricht. Dazu gehört auch das Campen auf dem Gelände und auch das ist dieses Jahr erstmals möglich. "Es haben uns viele darauf angesprochen", sagt Dominik Spiess. Rund 300 Besucher kommen dort unter. Mit Elektrowiese meets Erntefest gab es vergangenes Jahr in Bornreihe sogar einen Ableger, der das Erntefest an einem Abend bereicherte.

Sound und Bühneneffekte machen das Festival zu einem Erlebnis. Die Technik macht ein Unternehmen.
Damit alles möglichst friedlich über die Bühne geht, sorgen 40 Security-Mitarbeiter eines Unternehmens für Ordnung. Großen Ärger habe es aber in der Vergangenheit nicht gegeben. Auf dem Gelände soll es ausreichend Getränke und Speisen geben, verspricht das Duo. Um Verkehrsprobleme zu vermeiden, wird die Giehlermoorer Straße gesperrt und auf der Vollersoder Straße eine Einbahnstraße eingerichtet. Damit scheint alles gut vorbereitet. Spiess und Meyer sind gespannt, ob es wieder eine Steigerung gibt. Das Gelände könnte an die 5000 Besucher pro Tag verkraften.
Auch von den Anwohnern kamen bisher keine Beschwerden, wie sie beteuern. Die meisten fänden es im Gegenteil gut, dass mal etwas in Vollersode los ist. Auch sie bekommen günstig Karten und jeweils vor der Veranstaltung werden sie eingeladen. Dort gibt es auch einen Austausch zum Festival.