Worpswede. Wer als Kunstinteressierter eine Reise nach Worpswede plant, kommt an einem Besuch in den beiden Museen Barkenhoff und Große Kunstschau wohl kaum vorbei. Aktuell präsentieren die beiden Häuser die eingereichten Arbeiten zum Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis 2022. Zwar laufen im Hintergrund bereits die Vorbereitungen auf die anstehende Raw-Festivalwochen, an denen sich die Museen beteiligen, doch derzeit beschäftigen sich die Verantwortlichen der beiden Museen auch noch mit einem ganz anderen Thema: Es geht um den Zusammenschluss der beiden Trägerstiftungen, der Barkenhoff-Stiftung Worpswede und der Kulturstiftung Landkreis Osterholz, zu einer gemeinsamen Kunststiftung. Beide Häuser würden dann unter dem Dach einer Stiftung geführt werden. Denkbar wären dadurch Synergieeffekte und im Ergebnis eine höhere Effizienz.
Überlegungen zu einer Zusammenführung der beiden größten Worpsweder Museen, des Barkenhoff und der Großen Kunstschau, hat es in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder einmal gegeben. So brachte Karl-Heinz Marg, der damalige Kuratoriumsvorsitzende der Kulturstiftung Landkreis Osterholz, im Jahr 2007 erstmals eine Fusion der Barkenhoff- und der Kulturstiftung ins Gespräch. Diese Überlegungen wurden aber immer wieder verworfen, weil die Zusammenführung zweier historisch gewachsener Stiftungen mit unterschiedlichen Gremien, Hauskulturen und Arbeitsstrukturen nicht nur rechtlich, sondern auch praktisch sehr kompliziert ist, meint Matthias Jäger, Geschäftsführer des Worpsweder Museumsverbunds. So blieb es über 2007 hinaus immer nur bei der Idee und eine Umsetzung wurde nie weiter vertieft. Dies könnte sich nun aber ändern. Laut Jäger haben die Überlegungen wieder Fahrt aufgenommen.
Im Zuge der Zusammenarbeit der vier zentralen Worpsweder Museen im Museumsverbund – Barkenhoff, Große Kunstschau, Worpsweder Kunsthalle und Haus im Schluh – entwickelte sich laut Jäger ab 2015 eine stetig enger werdende Zusammenarbeit des Barkenhoff und der Großen Kunstschau im Bereich der Stiftungsverwaltungen. Diese enge Bindung führte zu Beginn des Jahres 2018 dazu, dass Arne Segelken als Verwaltungsleiter der Barkenhoff-Stiftung Worpswede auch die Geschäftsführung und die Vorstandsfunktion für die Kulturstiftung des Landkreises Osterholz übernahm und beide Stiftungen in der wirtschaftlichen Führung synchronisierte. Die Verwaltungsteams beider Stiftungen rückten durch diese Personalunion näher zusammen.
„Zeichen stehen gut“
„Die parallele Leitung beider Häuser in einer Doppelspitze und die enge Zusammenarbeit beider Museumsteams legte es nahe, jetzt den vor vielen Jahren als Idee formulierten Plan einer institutionellen Fusion beider Stiftungen wieder aufzugreifen und zu prüfen“, so Jäger. Wie Bernd Lütjen, Landrat und Kuratoriumsvorsitzender der beiden Stiftungen, mitteilt, sprechen einige Gründe für eine solche Zusammenlegung. „Wir hätten durch eine Fusion eindeutig eine höhere Schlagkraft und die Chance, einen höheren Betrag an Fördergeldern zu konfigurieren, würde steigen“, so Lütjen und betont: „Eine solche Fusion wird aus Sicht des Landes absolut unterstützt, weil sie die zukünftige Arbeit einfach erleichtern würde, wir wären flexibler.“ Mit einer schnellen Entscheidung ist indes nicht zu rechnen. Eine rechtliche Prüfung ergab, dass eine Fusion erst ab Mitte 2023, wenn ein neues Stiftungsgesetz in Kraft tritt, auch juristisch möglich sei.
„Der gemeinsame Vorstand der beiden noch getrennten Stiftungen arbeiten zurzeit an der Stiftungsfusion, und die Zeichen stehen gut, dass es dieses Mal auch klappen könnte“, ist Jäger optimistisch. Nach wie vor aber gelte laut Jäger, dass eine solche Fusion intensiver Vorarbeiten bedarf und der Zeitrahmen und Zeitpunkt einer tatsächlichen Umsetzung schwer abzuschätzen sei.
Segelken scheidet aus
Angestrebt ist, die Zusammenführung in diesem oder im nächsten Jahr zu vollziehen. „Das ist sicherlich ein Prozess, der nicht von heute auf morgen vollzogen werden kann. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Idee noch in diesem Jahr weiter vorantreiben können“, sagt Bernd Lütjen.
Arne Segelken als einer der Initiatoren und Architekten dieser Stiftungsfusion wird die Zusammenführung allerdings nicht mehr in seiner aktuellen Position miterleben. Er will sich beruflich umorientieren. Daher sucht der Landkreis zurzeit eine Nachfolge für Arne Segelken in seiner Funktion als Kaufmännischer Geschäftsführer der beiden Stiftungen, die zurzeit institutionell noch getrennt agieren, aber vielleicht schon in diesem Jahr in einer neuen Stiftung aufgehen.