Worpswede. In Worpswede steht ein musikalischer Geburtstag an: Das Team der Music Hall feiert in diesem Jahr das 30-jährige Bestehen der Veranstaltungsstätte. Zelebriert werden soll dies mit einem großen Geburtstagsfest im Sommer. Aber auch das diesjährige Musikprogramm wurde an den Geburtstag angepasst. So haben sich große Namen, wie die Söhne Mannheims, Saga, Andreas Kümmert oder Max Mutzke, angekündigt. „Mit 30 fühlt man sich nicht mehr ganz so jung, steht in den meisten Fällen schon auf eigenen Füßen, aber es bleibt noch viel Zeit zum Träumen und Wünschen. Das trifft für die Music Hall zu einhundert Prozent zu. Das wird ein richtig tolles Jahr“, sagt Marion Jenke, stellvertretende Vorsitzende der Music Hall.
Die Worpsweder Kulturgeschichtsschreibung beginnt meist im Jahr 1889, als die Kunst in Gestalt dreier Maler in das bis dato unbedeutende Moordorf kam. Mit der Musikgeschichte dauerte es noch ein gutes Jahrhundert länger: Sieben Unterschriften, die am 3. März 1994 die Vereinsgründung besiegelten, waren der formale Akt, der als Jahrestag der Gründung der Worpsweder Music Hall in diesem Jahr gefeiert wird. Wohin der Weg führen würde, war damals bestenfalls grob skizziert. Dass es aber eine solch nachhaltige Erfolgsgeschichte werden würde, haben selbst Marion Jenke und Kristina Baro nicht erwartet. „Wir sind ein so cooler Verein, der aus Menschen besteht, die das ehrenamtlich machen und mit Herz und Seele dabei sind. Das ist einfach besonders“, sagt die 1. Vorsitzende Kristina Baro.
Denken Baro und Jenke an die Anfangszeit der Music Hall zurück, kommen sie an dem damaligen Initiator Hans-Dieter Ludwig nicht vorbei. H.-D., wie er genannt wurde, hatte bereits im Jahr zuvor begonnen, in dem mehr oder weniger brachliegenden Dorfsaal erste Konzerte zu veranstalten. Ein befreundetes Ensemble, die New Moscow Jazz Band, suchte einen Konzertort, und H.-D. machte es möglich. Bereits zu Pfingsten 1993 spielte wieder die Musik an der Findorffstraße, in einem Haus, dessen Geschichte bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückreicht. Die dortige Schankwirtschaft war Mittelpunkt des Ortes, hier fanden Hochzeiten, Kinovorführungen und Beerdigungen statt, im Saal wurde zu Gericht gesessen und gefeiert, getagt und gestritten, geturnt und getanzt.
In den vergangenen drei Jahrzehnten waren hunderte Künstler in der Music Hall zu Gast. „Es gab viele Highlights“, sagt Kristina Baro und ergänzt: „Es war auch oft so, dass wir vor einem Konzert nicht wussten, was uns erwartet. Und genau aus diesen Überraschungen entwickelten sich die besten Abende.“ Unzählige Bands und Künstler sind in den letzten 30 Jahren hier aufgetreten – darunter sehr berühmte internationale Stars: Bill Haley's Comets, Uriah Heep, Spencer Davis Group, Manfred Mann's Earth Band, Eric Burdon, Helen Schneider, The Stranglers, John Mayall, Leo Kottke, Allanah Myles. Die Liste der Musiker, die inzwischen in Worpswede schon auf der Bühne standen, ist endlos lang. Die Verantwortlichen haben sich aber auch auf die Fahne geschrieben, Newcomern eine Chance zu geben. So trat beispielsweise 2018 die deutsche Singer-Songwriterin Lea in der Musik Hall auf. Heute ist sie deutschlandweit bekannt und füllt mit ihren Konzerten Hallen, die um einiges größer sind als die Musikhalle in Worpswede.
Kristina Baro erinnert sich gerne an den Auftritt der amerikanischen Band The Temptations zurück. „Das müsste 1998 gewesen sein. Für mich war es damals unglaublich cool“, sagt sie. „Unglaublich viel Gänsehaut“ hatte Marion Jenke 2005, als die kanadische Rockband Saga auf der Bühne der Music Hall stand. „Ich stand ganz weit vorne, ein wenig mittig. Als dann die Band rauskam, wäre ich fast umgefallen“, sagt Jenke. Geht es nach den beiden, so soll die Music Hall auch in den kommenden Jahren eine Anlaufstelle für gute Musik sein.
Logo angepasst
Die große Geburtstagsfeier ist für den 10. August geplant. Der Eintritt ist frei. „Wir freuen uns riesig und wollen dann gemeinsam tanzen und feiern“, sagt Kristina Baro. Das Logo der Music Hall wurde aufgrund des bevorstehenden Geburtstags bereits angepasst. So präsentiert sich der Verein auf Plakaten und in den sozialen Netzwerken von nun an mit einer 30 und dem Gründungsjahr neben dem Schriftzug. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, auf großes Getüdel zu verzichten und die Konzerte in den Fokus zu stellen. In diesem Jahr wird es daher etwas abwechslungsreicher“, sagt Marion Jenke.