Worpswede. Zu laut, zu viel Alkohol und zu viel Müll - die Hüttenbuscher Erntewagenabschlussparty, kurz Ewap, steht nach den Vorkommnissen bei der 19. Auflage in der Kritik. Mit welcher Emotionalität die Ewap innerhalb der Ortschaft betrachtet wird, war auf der jüngsten Bürgerversammlung zu erkennen. Während die meisten Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft nicht auf den Nachtumzug verzichten wollen, stößt die Veranstaltung aber vor allem bei einigen Anwohnern an der Umzugsstrecke auf wenig Zuspruch. Die Veranstalter kündigen nun für die Auflage im nächsten Jahr Änderungen an, was in Fünfhausen alles andere als gut ankommt.
70 buntgeschmückte Wagen sind Anfang November im Rahmen des Nachtumzugs wieder durch Hüttenbusch gerollt. Es wurde gefeiert, getrunken und getanzt – eigentlich so wie immer, könnte man meinen. Doch aufgrund eines Staus verzögerte sich die Weiterfahrt der Wagen um mehrere Stunden. Einige Anwohner kritisieren in diesem Zusammenhang die Dauerbeschallung, die von den Wagen ausging, sowie den Alkoholpegel vieler Jugendlicher. „Dass auf der Ewap Alkohol konsumiert wird, lässt sich wohl nicht verhindern, doch gerade in diesem Jahr stand für viele Teilnehmer das Komasaufen im Mittelpunkt, Schnapsleichen, wo man nur hinsah“, ärgerte sich eine Bürgerin und betonte: „Gerade als Anwohner ist man an diesem Abend der Verlierer. Denn fährt man weg, findet man am nächsten Morgen seinen Vorgarten in einem katastrophalen Zustand mit Müllansammlungen wieder. Das kann doch nicht Sinn und Zweck der Organisatoren sein.“ Aus Angst vor Vandalismus sei die Bürgerin an jenem Abend zu Hause geblieben und habe immer wieder Fremde in ihrem Vorgarten beobachtet, die Müll hinterließen. „Die sind so betrunken, die merken gar nicht, wenn sie sich mit Zigaretten leicht entzündlichen Dingen wie Heuballen nähern“, so die Bürgerin.
Die Ewap sei dafür da, in der Worpsweder Ortschaft für gute Stimmung zu sorgen, da sind sich Bürgermeister Stefan Schwenke und Ortsvorsteher Stefan Thölken einig. Dass in diesem Jahr aber einige Vorgärten von Passanten mehrfach unerlaubt als öffentliche Toilette benutzt und dabei unter anderem benutzte Tampons zurückgelassen wurden, kritisieren die beiden. „Das muss definitiv nicht sein. Einige Dinge lassen sich natürlich nicht vollständig vermeiden, doch wir müssen die Anliegen der Bewohner ernst nehmen“, sagt Schwenke. Er habe das Gefühl, dass nicht nur mehr, sondern auch hochprozentiger konsumiert werde. „Ich denke, viele Jüngere haben sich zum Ziel gesetzt, das aufzuholen, was sie während der Corona-Pandemie eventuell verpasst haben.“ Ein Alkoholverbot, zumindest auf den Wagen, hält er für unrealistisch.
Für Horst Werner, Vorsitzender des Heimatvereins Heudorf, bilden die Vorkommnisse Ausnahmen. Seiner Meinung nach sei die Ewap für Hüttenbusch ein Gewinn und mache die Ortschaft insbesondere für Jugendliche attraktiv. „Die Veranstaltung findet nur einmal im Jahr statt, und mehrere Tausend Menschen sind dabei. Das ist doch toll. Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen, wir sollten an der Ewap festhalten und den Leuten ihren Spaß lassen. Denn mit weiteren Verboten kommen wir nicht weiter“, so Werner auf der Bürgerversammlung. Für seine Worte erhielt er Applaus.
Organisatoren reagieren
Auch innerhalb des Organisationsteams wurde die 19. Ewap vor Kurzem intensiv aufgearbeitet, erklärte Jürgen Bohling vom Schützenhof Hüttenbusch. Man sei zu der Erkenntnis gekommen, dass für den Festumzug im nächsten Jahr einige Änderungen vorgenommen werden müssen. So falle aller Voraussicht nach die Fahrt durch Fünfhausen künftig aus. „Der Bereich ist zu dicht bebaut und beherbergt wertvollen Tierbestand“, so Bohling. Zudem werde es eine Längenbegrenzung für die Festwagen geben. Der Umzug soll auch bei Störungen weiterrollen, jedoch werden im kommenden Jahr Nothalteplätze für Wagen eingerichtet. Auch eine Beschilderung soll im Ort angebracht werden, um Notfälle leichter auffinden zu können. „Wir wissen selbst, dass in diesem Jahr einiges schiefgelaufen ist. Wir hoffen daher, dass wir mit den Änderungen etwas bewirken können“, so Bohling. Die Bürgerinnen und Bürgern aus Fünfhausen waren von den Plänen nicht gerade begeistert. Denn sie wollen auch weiterhin Teil der Umzugsstrecke sein. „Ich verstehe das nicht, dass wir jetzt ausgeschlossen werden. Das ist doch unfair“, sagte ein Bürger. Die Planungen seien aber noch nicht in Stein gemeißelt, so Jürgen Bohling. Es seien lediglich Überlegungen.