Worpswede. Vor mehr als 100 Jahren gründete Martha Vogeler das Haus im Schluh. Es ist ein atmosphärischer Ort – ein Museum mit Kunstwerken aus allen Schaffensphasen ihres Ehemanns Heinrich Vogeler. Malereien, Literatur, Fotografien, Druckgrafiken, Porzellan, Zeichnungen und auch Möbelstücke. Dies alles lagert noch immer sehr gut erhalten im Depot des Haus im Schluh. Insgesamt zählt das Museum mehrere Hundert Exponate. „Jedes einzelne Werk besitzt seine eigene Nummer und ist in einem System registriert, sodass wir es wieder finden können, wenn wir es brauchen“, sagt Berit Müller, die Leiterin des Museums.
Damit die gerade archivierten Exponate mit der Zeit nicht an Qualität verlieren, wird im Depot hinter dem Museum alles dafür getan, dass die Luftfeuchtigkeit bei 50 Prozent und die Temperatur bei 20 Grad konstant gehalten werden. Entsprechende Maschinen laufen deshalb rund um die Uhr, 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. „Da einige Werke sehr empfindlich sind, ist das nötig“, so Kristina Lohse, ebenfalls Leiterin des Museums.
Eigener Besitz Teil der Ausstellung
Berit Müller und Kristina Lohse sind Urenkelinnen von Martha und Heinrich Vogeler. Vieles der im Schluh gelagerten Exponate sind also ihre Erbstücke und gehören ihnen. Für die aktuelle Vogler-Ausstellung „Heinrich Vogeler. Der Neue Mensch“ konnten sie deshalb aus dem Vollen schöpfen. „Viele unserer Schätze sind Teil dieser Ausstellung, und wir konnten endlich mal ganz viel aus unserem Bestand einbringen“, freut sich Müller.

Berit Müller (r) und ihre Schwester Kristina Lohse in der Vogeler Ausstellung.
CARMEN JASPERSEN
Stühle von Heinrich Vogeler sind in der Ausstellung zu sehen.
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Weissweingläser von Heinrich Vogeler.
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Von Heinrich Vogeler illustriertes Buch.
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Der Wirkteppich "Dornröschen" von Heinrich Vogeler, gefertigt in der Scherrebeker Webschule.
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Ein Salonschrank mit geschnitztem Rosendekor - Modellschrank.
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Das Museumssiegel am Eingang zum Haus im Schluh.
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Garne für die Webstühle.
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Läufer mit Tulpen werden an den Webstühlen im Haus im Schluh gefertigt.
CARMEN JASPERSENIm kleineren Nebenhaus ließ Martha Vogeler zu Lebzeiten vier Bauern-Webstühle und zwei Hochwebstühle aufstellen. Gewebt wurden von Beginn an sowohl einfache Leinen- und Wollstoffe als auch Stoffe aus handgesponnener Schafwolle. Gobelins, Smirnateppiche und Kelims sowie Kleider- und Mantelstoffe, Tweed, Decken für Tische sowie Möbel- und Kissenbezüge gehörten und gehören zum Angebot. Kleider, Jacken, Schals, Gürtel und Krawatten wurden nach der aktuellen Mode geschneidert und direkt an Besucher und Kunden verkauft. Auch heute noch stehen hier die alten Bauernwebstühle und sind weiterhin in Betrieb. Unter Leitung von Berit Müller werden edle Stoffe und auf Wunsch auch Gobelins und Kelims hergestellt und zum Verkauf angeboten. „Grundlage unseres Wirkens ist der Wunsch, die eigenständige künstlerische Lebenshaltung Heinrich und Martha Vogelers anschaulich zu bewahren und emotional erfahrbar zu machen“, sagt Lohse.
Leben mit der Kunst
Stühle, Tische, Bänke, Schränke, Truhen und Sonderanfertigungen, die mit handgeschnitzten Tulpenmotiven verziert wurden. Die einzigartigen originalen Jugendstil-Möbel von Heinrich Vogeler, dürfen in der Ausstellung ebenso wenig fehlen wie Besteck und Porzellan, welches Vogeler zu Lebzeiten noch benutzt hatte. Dazu gehören beispielsweise Urangläser, die bei Kristina Lohse nach wie vor an Weihnachten als Sektgläser zum Einsatz kommen. „Auch Gebrauchsgegenstände werden irgendwann mal zu Museumsstücken, bleiben aber immer noch Gebrauchsgegenstände“, sagt Lohse mit einem Lächeln.
Bis zum 6. November ist die aktuelle Vogeler-Ausstellung noch im Haus im Schluh zu sehen. Danach beginnt für Berit Müller und Kristina Lohse wieder das Packen. Schließlich wandern dann wieder viele der ausgestellten Exponate ins Depot. Andere wiederum werden ausgepackt und sind Teil der folgenden Ausstellung.