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Kulturdenkmal in Worpswede Umfangreiche Untersuchung am Niedersachsenstein

Dass der Niedersachsenstein in die Jahre gekommen ist und dringend saniert werden müsste, ist bekannt. Ein aufwendiges Bauradarverfahren soll nun über die weitere Zukunft des Denkmals aufklären.
14.07.2022, 15:42 Uhr
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Umfangreiche Untersuchung am Niedersachsenstein
Von Dennis Glock

Worpswede. Zahlreiche leere Bierflaschen, Konfetti, Luftschlangen und durchgeweichte Pizzakartons: Kommen Wanderer und Touristen am frühen Morgen am Niedersachsenstein vorbei, finden sie vor allem Überreste vergangener Partys, die in letzter Zeit wieder häufiger auf der Wiese vor dem Bauwerk gefeiert werden. Zu feiern hatte das rund 14 Meter hohen Baudenkmal am Weyerberg in den vergangenen Jahren eher wenig, denn um den Niedersachsenstein ist es nicht gut bestellt. 2021 wurde das Tier aus Backstein bereits eingezäunt, weil regelmäßig Steinbrocken abplatzen und herunterfallen. Nun ist Ingenieurin Gabriele Patitz aus Karlsruhe angereist, die den Niedersachsenstein mittels Bauradarverfahren, also einer elektromagnetischen Strahlung, auf seine statische Konstruktion untersuchen will. Die Hauptfragestellung ist dabei, ob sich statisch bedeutsame rostende Stahlträger im Denkmal befinden, die eine künftige Sanierung erschweren oder nahezu unmöglich machen könnten.

„Und los“, sagt Gabriele Patitz. Eine große Hebebühne bringt sie daraufhin in schwindelerregende Höhe, ganz nah an das Bauwerk. Mithilfe eines Metalldetektors, der an Sicherheitschecks am Flughafen erinnert, fährt sie ganz langsam an jedem einzelnen Stein entlang. Der Niedersachsenstein hat seine Geheimnisse, so gibt es etwa keine kompletten Konstruktionszeichnungen, und auch die zahlreichen Sanierungen sind nicht alle ausreichend dokumentiert. Man weiß nicht genau, in welchen Teilen Eisenträger das Mauerwerk stützen und ob sie ebenfalls angegriffen sind.

Kostspieliges Projekt

Die riesige Skulptur wurde vor über 100 Jahren von dem Künstler Bernhard Hoetger geschaffen. Ob er schon damals wusste, dass die dauerhafte Erhaltung seiner Schöpfung nicht ganz so einfach ist, ist nicht bekannt.  Dass die Lage ernst ist, ist aber sowohl der Stiftung Worpswede als Eigentümer als auch der Denkmalspflege des Kreises und des Landes klar. Allein aufgrund der äußerlich sichtbaren Schäden werden die Sanierungskosten auf rund 450.000 Euro geschätzt. „Unser Ziel ist es, dieses Denkmal so gut wie möglich zu erhalten“, sagt Alexander Goldschweer von der Stiftung Worpswede.

Im Raum stehen zwei Szenarien, mit denen sich die Stiftung Worpswede auseinandersetzt. Wird bei den Untersuchungen kein Stahl gefunden, so soll der Adler von außen wieder aufgehübscht werden. „Das wäre der Optimalfall“, gibt Goldschweer zu. Wird Stahl gefunden, gestaltet sich eine Sanierung schwierig, weiß Goldschweer: „Man bräuchte dann ein komplett neues Sanierungskonzept und müsste erst mal gucken, ob eine Sanierung überhaupt möglich wäre. Im Zweifelsfall müsste man den Niedersachsenstein in Würde sterben lassen.“

Leichte Entwarnung

Knapp fünf Stunden haben die intensiven Untersuchungen von Gabriele Patitz gedauert. Zwar müssen die Ergebnisse noch schriftlich niedergelegt und die gewonnenen Daten genaustens ausgewertet werden, doch die Ingenieurin kann zumindest auf den ersten Blick eine leichte Entwarnung geben. Es wurden demnach keine Stahlstrukturen in den Flügeln gefunden. Das bedeutet, dass die Sanierung der äußeren Schäden nach Abstimmung mit den Denkmalbehörden angegangen werden kann. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass es der Stiftung Worpswede gelingt, die erforderlichen Geldmittel einzuwerben. Gelingt dies bis zum nächsten Jahr, so sollen nach und nach die Arbeiten aufgenommen werden. Laut Goldschweer wäre im Zuge dessen sogar eine Verhüllung des Niedersachsensteins über den Winter denkbar. Denn der größte Feind des Vogels ist das Wasser: Überall, wo es eindringt und im schlimmsten Fall nicht wieder herauskann, hinterlässt es Schäden. Im Winter, wenn es gefriert und sich dadurch ausdehnt, führt das zu massiven Abplatzungen. Läuft alles nach Plan, so soll der Niedersachsenstein pünktlich zum 150. Geburtstag von Bernhard Hoetger, der 2024 ansteht, in neuem alten Glanz erstrahlen.  

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