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Worpswede feiert Ein Jahr im Zeichen von Bernhard Hoetger

Das Jahr 2024 steht in Worpswede ganz im Zeichen von Bernhard Hoetger. Der Künstler wurde vor 150 Jahren geboren. Wie die Feierlichkeiten in der Gemeinde am Weyerberg aussehen.
05.02.2024, 09:00 Uhr
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Ein Jahr im Zeichen von Bernhard Hoetger
Von Dennis Glock

Worpswede. Museen, Ateliers und Galerien: Worpswede ist vor allem für seine Kunst und Kultur bekannt. Namhafte Künstler haben dort am Teufelsmoor gelebt und ihre Spuren hinterlassen. So auch Bernhard Hoetger, der unter anderem für den Bau des Kaffee Worpswede sowie des Niedersachsensteins verantwortlich war. Seine Werke, aber auch die Person hinter dem Künstler stehen in diesem Jahr in Worpswede im Fokus. Was ist geplant?

Das Leben des Bernhard Hoetger

Der 1874 in Dortmund-Hörde geborene Bernhard Hoetger hatte zunächst eine Lehre als Steinmetz und Holzbildhauer absolviert, ehe er 1898 in die Düsseldorfer Akademie eintrat. Nach seinem Abschluss der Bildhauer-Meisterklasse reiste er 1900 in die Kunstmetropole Paris. Bernhard Hoetgers frühes Werk der Pariser Zeit stand zunächst noch ganz unter dem Einfluss des Jugendstils. Um 1905 kam es bei Hoetger zu einem künstlerischen Umdenken. Seine Werke zeigten eine deutliche Tendenz zur Vereinfachung in der Formauffassung sowie zur Glättung in der Oberflächengestaltung.

1906 lernte Bernhard Hoetger Paula Modersohn-Becker in Paris kennen. Er entdeckte in ihren Gemälden eine künstlerische Verwandtschaft und bestärkte die Malerin in ihrer Formensprache. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland erhielt Hoetger 1911 eine Professur an der Mathildenhöhe in Darmstadt. Drei Jahre später zog er in die Künstlerkolonie Worpswede. Mit dem Bremer Kaffeehändler Ludwig Roselius lernte der Künstler 1923 einen großzügigen Förderer kennen. Roselius gab ihm einen künstlerisch herausfordernden Auftrag: die Neugestaltung einiger Teile der Bremer Böttcherstraße. Wie sein Mäzen sympathisierte Hoetger mit dem Nationalsozialismus und wurde Parteimitglied. Später galt sein Werk als entartet. Hoetger starb 1949 in Unterseen in der Schweiz.

Grund der Feierlichkeiten

In diesem Jahr steht der Bildhauer, Kunsthandwerker und Architekt Bernhard Hoetger im Mittelpunkt, der am 4. Mai 150 Jahre alt geworden wäre. Hoetger war zeitlebens ein Wanderer zwischen den Welten und Kulturen. Als Mensch schwer zu fassen, als Künstler stilistisch changierend, weltanschaulich und politisch zwischen extremen Positionen schwankend. „Bernhard Hoetger ist eine bis heute irisierende und irritierende Künstlerpersönlichkeit, die Fragen aufwirft und Rätsel aufgibt. Aber genau das ist das Spannende, denn noch ist nicht alles über ihn bekannt“, sagt Matthias Jäger, Geschäftsführer des Worpsweder Museumsverbunds.

Mit dem „Zeitenwende“-Projekt folgen die Worpsweder Museen ihrer Überzeugung, dass es eine wesentliche Aufgabe von Kunst und Kultur sei, sich in Zeiten von Umbruch und Krise auch den Fragen der Gegenwart zu stellen. Daher sollen die Ausstellungen nicht nur Einblicke in die Kunstgeschichte Worpswedes geben, sondern ebenso mit aktuellen Werken Brücken in die Gegenwart schlagen. Das Kunstprojekt zieht sich bis 2027 als ein thematisch roter Faden durch das Programm der Worpsweder Museen. Ausgangspunkt sind vier Worpsweder Jubiläen: Dem 150. Geburtstag von Heinrich Vogeler in 2022 folgen 2024 und 2026 die 150. Geburtstage von Bernhard Hoetger und Paula Modersohn-Becker. Und 2027 wird die Große Kunstschau Worpswede 100 Jahre alt. Die Ausstellungen des Worpsweder Museumsverbunds werden am Sonntag, 17. März,  eröffnet. Zudem wird es eine Eröffnungsfeier in der Bötjerschen Scheune geben.

Das gibt es in den Worpsweder Museen zu sehen

Die Ausstellungen in den Worpsweder Museen stehen unter dem Titel „Bernhard Hoetger: Zwischen den Welten“. Involviert sind der Barkenhoff, die Große Kunstschau und die Worpsweder Kunsthalle. Im Barkenhoff wird die Kunst Bernhard Hoetgers dem Werk Heinrich Vogelers gegenübergestellt, während die Worpsweder Kunsthalle Hoetgers Einfluss auf weitere Worpsweder Künstler und Kunsthandwerker untersucht. Die Große Kunstschau ist dieses Mal der Hauptschauplatz des Ausstellungsgeschehens. Dieser Ausstellungsteil präsentiert Hoetgers facettenreiche Persönlichkeit und seine künstlerische Entwicklung. Außerdem soll dort seine Kunst explizit der Gegenwart gegenübergestellt werden. Das Haus im Schluh ist in die Feierlichkeiten rund um Bernhard Hoetger nicht eingebunden. Hier wird weiterhin die Kabinettausstellung „Findstücke. Moskau – Worpswede“ gezeigt, die dem dokumentarischen Nachlass von Jan Vogeler anlässlich seines 100. Geburtstages gewidmet ist.

Bereits während der Vorbereitungen zu den Hoetger-Ausstellungen haben den Museumsverbund mit Runa König und Manuela Husemann zwei langjährige Kuratorinnen verlassen. Diese Lücke füllen die Verantwortlichen mit den beiden Gastkuratoren Dagmar Kronenberger-Hüffer und Stefan Borchardt. „Wir sind gespannt darauf, wie die Kuratoren mit einem externen Blick auf die Museen und den Künstler die Ausstellungen gestalten werden“, sagt Matthias Jäger. Auch die Werke von Julia Kiehlmann sind Teil der Jubiläumsausstellung. Die Leipziger Künstlerin hat sich während ihres Arbeitsstipendiums in den Worpsweder Künstlerhäusern intensiv mit Hoetger beschäftigt.

Aktionen abseits der Ausstellungen

Nach Angaben der Worpsweder Tourist-Info sind abseits der Museumsausstellungen einige Aktionen geplant. So wird die Keramikerin Yvonne Otto einen Hoetger-Becher kreieren, den man im Laufe der nächsten Monate in der Tourist-Info kaufen kann. Im Vogeler-Jahr hat der Gastgeberstammtisch einen speziellen Wein auf den Markt gebracht. Ob dies auch in diesem Jahr der Fall sein wird, ist laut Imke Schumacher-Reichert, Geschäftsstellenleiterin der Tourist-Information, noch unklar. Bereits Ende März finden die „Tage des Kunsthandwerks Worpswede“ statt, wo sich die Teilnehmer umfangreich mit dem Leben und den Werken Hoetgers auseinandersetzen. Die entstandenen Werke werden einen Monat lang in der Galerie Altes Rathaus präsentiert. Zudem plant Klaudia Krohn, Kulturbeauftragte der Gemeinde Worpswede, im Herbst ein Bildhauer-Symposium. Die Kunst der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler soll im Anschluss die Bergstraße schmücken. Auch der diesjährige Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis steht im Zeichen Hoetgers.

An diesen Orten wird gefeiert

Bernhard Hoetger wirkte als Künstler vor allem in Worpswede, Bremen, Darmstadt und Paris. Doch nicht überall sind Feierlichkeiten geplant. Als Ort des Geschehens fungiert der Worpsweder Ortskern. Neben den Ausstellungen in Worpswede erinnern aber vor allem die Museen in der Bremer Böttcherstraße an Hoetger. So ist dort ab dem 10. Februar die Ausstellung „Faszination Höhle“ zu sehen, die sich erstmals dem Motiv der Höhle in der bildenden Kunst widmet, und sich dabei auch auf die Spuren von Hoetger begibt.

Verfilmung kommt in die Kinos

Vor dem Hintergrund des anstehenden Geburtstages von Bernhard Hoetger laufen derzeit die Dreharbeiten zu einem Dokudrama über den Universalkünstler. Der Kinofilm unter der Regie von Gabriele Rose trägt nach Angaben der Bremer Produktionsfirma Kinescope den Titel „Bernhard Hoetger. Vom Aufstieg und Fall eines Künstlers“. In der Hauptrolle ist Moritz Führmann zu sehen. Katharina Stark spielt die Malerin Paula Modersohn-Becker, die Hoetger stark unterstützt hat. Bis in den Februar sind laut Kinescope 18 Drehtage geplant. Im Mai soll der Film dann in die Kinos kommen. Der Film konzentriere sich unter anderem in Spielszenen auf die Jahre 1900 bis 1938. Hoetgers Weggefährtinnen und -gefährten, von Schauspielern dargestellt, erzählen dabei Erinnerungen und Einschätzungen.

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