Im Osterholzer Kreiskrankenhaus ist am Freitag die neue Intensivstation mit dem neuen Bettenhaus eingeweiht worden. In dreieinhalb Jahren Bauzeit wurden mehr als 14 Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung gesteckt. Bevor Klinikchefin Doris Sonström und die leitende Oberärztin Carola Papstein gemeinsam mit der pflegerischen Leiterin Nicole Cheek, dem Landrat und dem Landesgesundheitsminister symbolisch das rote Band durchschnitten, warnten Bernd Lütjen und Andreas Philippi unisono vor der geplanten Klinikreform des Bundes. Dessen "Zentralisierungswahn", so der Landesminister, gefährde die medizinische Versorgung im ländlichen Raum. Das Kreiskrankenhaus sei ein "unverzichtbarer Bestandteil" davon, bekräftigte der Landrat.
Mehr Betten, mehr Platz
In der zweiten Oktoberhälfte wird der Betrieb der Intensivstation vom ersten Stock des Funktionsgebäudes ins Parterre des Neubaus verlegt. Die alte Station wurde 1978 eingeweiht; auch die neue bleibt eng verzahnt mit Notaufnahme, OP-Saal und Liegend-Anfahrt, aber zeitraubende Fahrstuhlfahrten entfallen. Das Team um Papstein und Cheek arbeitet momentan auf 180 Quadratmetern mit acht Intensivplätzen. Die neue Intensivstation, die seit Dezember 2022 errichtet wurde, hat zehn Highcare-Betten auf 800 Quadratmetern: vier Zwei-Bett-Zimmer und zwei Einzelbetten – jeweils mit verglasten Vorräumen für die Patientenüberwachung. Das Raumprogramm fußt auf einem 2018 erstellten Gutachten und erfüllt zeitgemäße Pflege- und Hygienestandards. Es umfasst neben Arbeitsbereichen und Lagerräumen auch einen Aufwachraum; in dem standen am Freitag Häppchen und Getränke für die rund 80 geladenen Gäste bereit.

In einem Bett der neuen Intensivstation liegt eine Puppe aus der Pflegeausbildung. Technik und Geräte fehlen noch größtenteils.
Das benachbarte neue Bettenhaus gehört ebenfalls zum Investitionspaket, es ging vor eineinhalb Jahren in Betrieb. Seine 23 Zwei-Bett-Zimmer ersetzen die frühere Station 6, sodass es bei 128 Planbetten fürs gesamte Haus bleibt. Die neue Pflegestation kann je nach Bedarf mit Patienten der Inneren Abteilung oder der Chirurgie belegt werden. Für den Platz, der im Funktionsbau frei wird, gibt es noch keine festen Pläne; einstweilen bleibt die alte Station funktionstüchtig. Der OP-Bereich könnte vom Umzug profitieren, heißt es.
Fast vier Millionen Euro Eigenanteil
Krankenhausleiterin Doris Sonström sagte, finanziell lägen beide Bauabschnitte noch im Rahmen. Das Land Niedersachsen, das für Krankenhaus-Investitionen zuständig ist, hatte im Vorjahr seine Zusage wegen der Preissteigerungen von insgesamt 7,5 auf 10,5 Millionen Euro aufgestockt. Der Eigenanteil der Klinik von anfangs 3,3 Millionen Euro bewegt sich Sonström zufolge in Richtung vier Millionen Euro. Während sich Niedersachsens Gesundheitsminister um 30 Minuten verspätete, unterhielt das Bremer Sirius-Trio die Wartenden. Planer, Pfleger, Fachärzte, Auftragnehmer und Ehemalige sowie Politiker und Behördenvertreter konnten dann feststellen, dass Philippi rasch auf Betriebstemperatur war.
Größe allein ist nicht alles
Der Minister, ein Chirurg mit Doktortitel und SPD-Parteibuch, sagte: "Das Osterholzer Krankenhaus liefert den Beweis, dass auch vermeintliche kleinere Häuser trotz schwerer Rahmenbedingungen gute Zukunftsperspektiven haben können." In der Kritik an den Reformplänen des Bundesgesundheitsministers sei er sich mit den 15 Amtskollegen in den Ländern einig, sagte Philippi, ohne seinen verantwortlichen Parteifreund, Medizin-Professor Karl Lauterbach, namentlich zu nennen. Der Ansatz sei richtig, die Mittel untauglich und unzureichend. Schließlich gehe es um gleiche Lebensbedingungen in den Ballungsräumen wie auf dem Land: Niedersachsen habe auch in der Fläche kleinere Fachzentren etwa für Neurologie und Neurochirurgie oder Kinder- und Jugendmedizin. Diese gelte es ebenso zu erhalten wie eine wohnortnahe, leistungsfähige Grundversorgung wie in Osterholz.
"Ein Meilenstein"
Nachdem Philippi auch "Doppelstrukturen in den Großstädten" gerügt hatte, nannte ihn Landrat Bernd Lütjen "einen Verbündeten in der Sache". Der Bund müsse die auf Fallpauschalen beruhende Krankenhaus-Finanzierung dringend reformieren, denn die Folgen seien desaströs: Allein die Kliniken in den elf Landkreisen des Amtsbezirks Lüneburg hätten im Vorjahr ein Defizit von fast 150 Millionen Euro eingefahren, so der Landrat. Zwar seien längst nicht alle Kliniken in kommunaler Trägerschaft; doch den Kreisen und Städten fehle zusehends das Geld für die Infrastruktur. Umso mehr freue er sich, dass mit den Neubauten ein Meilenstein geschafft sei. Das sei "ein Zeichen für Landkreis und Kreisstadt", von dem Patienten und Beschäftigte profitieren werden. Lütjen lobte die Belegschaft und hob die hohe Patientenzufriedenheit hervor, die durch regelmäßige Befragungen belegt werde. Und mit der angegliederten Pflegeschule tue man auch etwas gegen den Fachkräftemangel.