Landkreis Osterholz. Der Name ist Programm: #lautsein heißt das neue Landkreis-Projekt für mehr Jugendbeteiligung in den Kommunen. Es gehe darum, junge Menschen zu ermutigen, sich mit ihren Wünschen und Ideen zu Wort melden, erklärte Bredbeck-Mitarbeiterin Mari Nagaoka kürzlich im Fachausschuss des Kreistags. Mithilfe des Bundesprogramms "Demokratie leben!" sowie weiteren Kooperationspartnern wollen Nagaoka und die Kreisjugendpflege örtliche Initiativen anregen und fördern, dass sie Kinder und Jugendliche darin bestärken, sich einzumischen und abzustimmen.
"Das Programm besteht aus Demokratie-Förderung, Extremismus-Prävention und Vielfalt-Gestaltung", so Nagaoka. "Erwachsene sind dabei nicht ausgeschlossen." Neben Seminaren in der Bildungsstätte soll #lautsein vor allem auch Veranstaltungen und Angebote ermöglichen. Die Bundesmittel von jährlich 44.000 Euro sind nach Angaben der Projektkoordinatorin zunächst bis Ende 2024 befristet. "Demokratie leben!" fördert zurzeit 330 Städte, Kreise und Gemeinden. Hintergründe stehen im Internet unter www.landkreis-osterholz.de/demokratieleben.
Hörspiel, Theater und mehr
Der Start sei durch Corona erschwert worden, teilte Nagaoka mit; Programmkonturen seien aber längst erkennbar und erste Bausteine wie Hörspielprojekt und Fachkräfte-Tag wurden umgesetzt. In der ersten Osterferienwoche läuft nun ein Theaterprojekt namens "Alles prima?" im Jugendhaus am Pumpelberg. Täglich von 10 bis 14 Uhr befassen sich die zehn- bis 14-jährigen Teilnehmer dort mit ihren Vorstellungen von einer lebenswerten und gerechten Welt - und der Frage, wie sich diese gemeinsam gestalten lässt (Infos zum Workshop unter Telefon 01522/7 82 30 27).

In der Bildungstätte Bredbeck fanden erste Multiplikatoren-Treffen statt.
Das Beispiel zeigt: #lautsein soll Mut und Begeisterung zur Beteiligung wecken und ohne erhobenen Zeigefinger auskommen. Es handelt sich bei "Alles prima?" um ein Einzelprojekt, für das gemeinnützige Organisationen Zuschüsse beantragen können; hier war die Arbeitsgemeinschaft Berufsbildung und örtliche Entwicklung tätig geworden. Der Aktions- und Initiativfonds sieht eine Förderung von bis zu 4000 Euro je Einzelprojekt vor. Er wird von einem Begleitausschuss verwaltet, dem nicht nur Vertreter der kommunalen Jugendarbeit und der Zivilgesellschaft angehören, sondern auch engagierte Jugendliche aus dem sogenannten Peer-Leader-Forum.
Von Jugendlichen für Jugendliche
Dieses zusätzliche Gremium der 14- bis 24-Jährigen ist eine Besonderheit von "Demokratie leben!": Mit einem eigenen Budget, dem sogenannten Jugendfonds, können die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dort eigene Aktionen anschieben oder Mikro-Projekte von nicht organisierten Kindern und Jugendlichen mit jeweils bis zu 800 Euro unterstützen.

Bredbeck-Mitarbeiterin Mari Nagaoka fungiert als Projektkoordinatorin.
Die konstituierende Sitzung hat bereits stattgefunden; Interessierte können beim nächsten Treffen in Bredbeck vom 1. bis 3. April noch einsteigen. Dort geht es um Erfahrungen mit politischem Engagement, Motive und Interessen, um Einsatz gegen Diskriminierung und die Suche nach Gleichgesinnten. Näheres unter Telefon 04791/96 18 37 34 oder per E-Mail-Anfrage an demokratieleben@landkreis-osterholz.de).

Kirsten Dallmann, Leiterin der Bildungsstätte Bredbeck, unterstreicht die Bedeutung der Projektmittel-Akquise.
Neben der Wirkung auf die Zielgruppe und die Öffentlichkeit helfen Projekte wie #lautsein der Bildungsstätte auch dabei, durch die bisherige Durststrecke der Pandemie-Beschränkungen zu kommen. Nach Angaben von Bredbeck-Leiterin Kirsten Dallmann kommt die Heimvolkshochschule als Eigenbetrieb des Landkreises weiterhin nicht in den Genuss von Bundes- und Landeshilfen. Für vergleichbare Häuser zahle der Bund Überbrückungshilfen und beim Land gibt es einen Corona-Sonderfonds; Bredbeck aber gehe leer aus.
Viele Projektmittel akquiriert
Zum Glück werde der Landeszuschuss für die Heimvolkshochschulen auch 2022 von der Hausbelegung entkoppelt bleiben. Dabei geht es für das 98-Betten-Haus um eine Einnahme von immerhin gut 312.000 Euro. "Sonst hätten wir ganz schön blöd aus der Wäsche geguckt", räumte Dallmann ein. Auch der Landkreis-Zuschuss von 275.000 Euro ist für ihr Haus existenziell.
Kurzarbeit für die fast 30-köpfige Belegschaft sowie schließungsbedingte Minderausgaben im Betrieb verhinderten Schlimmeres. Ansonsten blieb die Akquise zusätzlicher Projektmittel, verbunden mit Hoffnung auf baldige Besserung. Damit sei man dank eines einmaligen Kraftakts sehr erfolgreich gewesen: "Wir haben kaum noch Belegungslücken im Herbst", teilte Dallmann den Kreistagsabgeordneten mit. Sie verwies auf Fördermittel der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit und aus dem Programm "Aufholen nach Corona" – insgesamt eine niedrige sechsstellige Summe.
Klassenfahrten wieder erlaubt
Während das Angebot "Lernräume" von den Oster- auf die Sommerferien verschoben wurde, finanziert Bredbeck mithilfe des Aufholprogramms mehrere Angebote der sogenannten Buntfische-Reihe. Die dreitägigen Seminare, die rund ums Thema Vielfalt und Demokratie in diesem Jahr bis zum Sommer laufen, werden von den Schulen aus der Region bereits rege nachgefragt. Gleiches gilt für die ab September laufende Staffel "Perspektive Zukunft", die für Abschlussklassen konzipiert wurde und für die Judith Kluthe als neue Jugendbildungsreferentin verantwortlich zeichnet. Klassenfahrten mit Übernachtungen sollen in Niedersachsen nach den Osterferien wieder erlaubt sein.