Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bundesprogramm "Demokratie leben!" Junge Leute sollen Gehör finden

Die Bildungsstätte Bredbeck und die Kreisjugendpflege starten ein neues Projekt für mehr Jugendbeteiligung vor Ort. Es heißt #lautsein und wird bis Ende 2024 aus Mitteln des Bundesjugendministeriums gefördert.
27.03.2022, 23:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Junge Leute sollen Gehör finden
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Der Name ist Programm: #lautsein heißt das neue Landkreis-Projekt für mehr Jugendbeteiligung in den Kommunen. Es gehe darum, junge Menschen zu ermutigen, sich mit ihren Wünschen und Ideen zu Wort melden, erklärte Bredbeck-Mitarbeiterin Mari Nagaoka kürzlich im Fachausschuss des Kreistags. Mithilfe des Bundesprogramms "Demokratie leben!" sowie weiteren Kooperationspartnern wollen Nagaoka und die Kreisjugendpflege örtliche Initiativen anregen und fördern, dass sie Kinder und Jugendliche darin bestärken, sich einzumischen und abzustimmen.

"Das Programm besteht aus Demokratie-Förderung, Extremismus-Prävention und Vielfalt-Gestaltung", so Nagaoka. "Erwachsene sind dabei nicht ausgeschlossen." Neben Seminaren in der Bildungsstätte soll #lautsein vor allem auch Veranstaltungen und Angebote ermöglichen. Die Bundesmittel von jährlich 44.000 Euro sind nach Angaben der Projektkoordinatorin zunächst bis Ende 2024 befristet. "Demokratie leben!" fördert zurzeit 330 Städte, Kreise und Gemeinden. Hintergründe stehen im Internet unter www.landkreis-osterholz.de/demokratieleben.

Hörspiel, Theater und mehr

Der Start sei durch Corona erschwert worden, teilte Nagaoka mit; Programmkonturen seien aber längst erkennbar und erste Bausteine wie Hörspielprojekt und Fachkräfte-Tag wurden umgesetzt. In der ersten Osterferienwoche läuft nun ein Theaterprojekt namens "Alles prima?" im Jugendhaus am Pumpelberg. Täglich von 10 bis 14 Uhr befassen sich die zehn- bis 14-jährigen Teilnehmer dort mit ihren Vorstellungen von einer lebenswerten und gerechten Welt - und der Frage, wie sich diese gemeinsam gestalten lässt (Infos zum Workshop unter Telefon 01522/7 82 30 27).

Das Beispiel zeigt: #lautsein soll Mut und Begeisterung zur Beteiligung wecken und ohne erhobenen Zeigefinger auskommen. Es handelt sich bei "Alles prima?" um ein Einzelprojekt, für das gemeinnützige Organisationen Zuschüsse beantragen können; hier war die Arbeitsgemeinschaft Berufsbildung und örtliche Entwicklung tätig geworden. Der Aktions- und Initiativfonds sieht eine Förderung von bis zu 4000 Euro je Einzelprojekt vor. Er wird von einem Begleitausschuss verwaltet, dem nicht nur Vertreter der kommunalen Jugendarbeit und der Zivilgesellschaft angehören, sondern auch engagierte Jugendliche aus dem sogenannten Peer-Leader-Forum.

Von Jugendlichen für Jugendliche

Dieses zusätzliche Gremium der 14- bis 24-Jährigen ist eine Besonderheit von "Demokratie leben!": Mit einem eigenen Budget, dem sogenannten Jugendfonds, können die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dort eigene Aktionen anschieben oder Mikro-Projekte von nicht organisierten Kindern und Jugendlichen mit jeweils bis zu 800 Euro unterstützen.

Die konstituierende Sitzung hat bereits stattgefunden; Interessierte können beim nächsten Treffen in Bredbeck vom 1. bis 3. April noch einsteigen. Dort geht es um Erfahrungen mit politischem Engagement, Motive und Interessen, um Einsatz gegen Diskriminierung und die Suche nach Gleichgesinnten. Näheres unter Telefon 04791/96 18 37 34 oder per E-Mail-Anfrage an demokratieleben@landkreis-osterholz.de).

Neben der Wirkung auf die Zielgruppe und die Öffentlichkeit helfen Projekte wie #lautsein der Bildungsstätte auch dabei, durch die bisherige Durststrecke der Pandemie-Beschränkungen zu kommen. Nach Angaben von Bredbeck-Leiterin Kirsten Dallmann kommt die Heimvolkshochschule als Eigenbetrieb des Landkreises weiterhin nicht in den Genuss von Bundes- und Landeshilfen. Für vergleichbare Häuser zahle der Bund Überbrückungshilfen und beim Land gibt es einen Corona-Sonderfonds; Bredbeck aber gehe leer aus.

Viele Projektmittel akquiriert

Zum Glück werde der Landeszuschuss für die Heimvolkshochschulen auch 2022 von der Hausbelegung entkoppelt bleiben. Dabei geht es für das 98-Betten-Haus um eine Einnahme von immerhin gut 312.000 Euro. "Sonst hätten wir ganz schön blöd aus der Wäsche geguckt", räumte Dallmann ein. Auch der Landkreis-Zuschuss von 275.000 Euro ist für ihr Haus existenziell.

Kurzarbeit für die fast 30-köpfige Belegschaft sowie schließungsbedingte Minderausgaben im Betrieb verhinderten Schlimmeres. Ansonsten blieb die Akquise zusätzlicher Projektmittel, verbunden mit Hoffnung auf baldige Besserung. Damit sei man dank eines einmaligen Kraftakts sehr erfolgreich gewesen: "Wir haben kaum noch Belegungslücken im Herbst", teilte Dallmann den Kreistagsabgeordneten mit. Sie verwies auf Fördermittel der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit und aus dem Programm "Aufholen nach Corona" – insgesamt eine niedrige sechsstellige Summe.

Klassenfahrten wieder erlaubt

Während das Angebot "Lernräume" von den Oster- auf die Sommerferien verschoben wurde, finanziert Bredbeck mithilfe des Aufholprogramms mehrere Angebote der sogenannten Buntfische-Reihe. Die dreitägigen Seminare, die rund ums Thema Vielfalt und Demokratie in diesem Jahr bis zum Sommer laufen, werden von den Schulen aus der Region bereits rege nachgefragt. Gleiches gilt für die ab September laufende Staffel "Perspektive Zukunft", die für Abschlussklassen konzipiert wurde und für die Judith Kluthe als neue Jugendbildungsreferentin verantwortlich zeichnet. Klassenfahrten mit Übernachtungen sollen in Niedersachsen nach den Osterferien wieder erlaubt sein.

Zur Sache

Junge Zielgruppe im Blick

Mit dem Ausbau der Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene kehrt die Bildungsstätte Bredbeck ein wenig zu ihren Wurzeln zurück: 1976 als Jugendbildungsstätte gegründet, erfolgte zunächst 1998 eine Umfirmierung zum Tagungshaus; die Ausrichtung auf Gastgruppen verschiedenster Altersgruppen war nicht zuletzt dem hohen Zuschussbedarf geschuldet. Doch 15 Jahre später glückte die Anerkennung als Heimvolkshochschule durch das Land Niedersachsen, das Bredbeck seither als eine von landesweit 22 Einrichtungen nach dem Erwachsenenbildungsgesetz fördert.

Heimvolkshochschulen arbeiten nach dem Prinzip Leben und Lernen unter einem Dach; die Begegnung der Teilnehmenden auch zwischen den Seminareinheiten oder mit anderen Seminargruppen ist Teil des Konzepts, sodass Unterkunft und Verpflegung fester Bestandteil des HVHS-Angebots sind. Neben der Belegung durch Gastgruppen bietet Bredbeck jährlich mehr als 100 Eigenveranstaltungen in fünf Bildungsbereichen: internationale Bildung, politische Bildung, berufliche Bildung, kulturelle Bildung sowie Gesundheits- und Persönlichkeitsbildung.

Der Werksausschuss-Vorsitzende Martin Grasekamp (SPD) sagte im Kreistag, Bredbeck ermögliche es, demokratische Werte schätzen zu lernen und erlebbar zu machen. "Dies zu ermöglichen, ist gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig", betonte Grasekamp. Bei der Abstimmung über den Bredbecker Wirtschaftsplan 2022 enthielt sich die AfD-Fraktion als einzige der Stimme; die übrigen Abgeordneten stimmten mit Ja.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)