Landkreis Osterholz. Bis zum Wochenende sah es in den Wahlkreisen 59 und 60 zunächst nicht danach aus, dass sich der Trend zur Briefwahl weiter verstärken sollte. Bis 18 Uhr waren dann aber doch 17.000 Wahlbriefe aus den zehn Kommunen der beiden Wahlkreise im Kreishaus eingetroffen. Die darin enthaltenen Stimmzettelumschläge wurden nach Prüfung des beigelegten Wahlscheins geografisch vorsortiert und aufgeschlitzt, um mitsamt Inhalt in die 27 Urnen verteilt zu werden. Punkt 18 Uhr ging es dann, wie in allen Wahllokalen des Kreisgebiets, an die Auszählung. Während in früheren Jahren die EDV-Eingabe der Schnellmeldungen zentral im Kreishaus erfolgte, werden die Daten inzwischen von den Kommunen selbst ins Netz gestellt.
Für interessierte Beobachter war am Wahlabend die Kreishaus-Cafeteria geöffnet, wo zunächst die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme auf einem Bildschirm gezeigt wurden, bis die ersten Ergebnisse aus den Wahllokalen online standen. Hatten sich früher Dutzende von Staatsbürgern und Politikern im Kreishaus versammelt, um der Auszählung quasi live zu folgen, so ist daraus im Internet-Zeitalter der mobilen Endgeräte eine individuelle Angelegenheit geworden. Ein hausinterner Service, kein Gemeinschaftserlebnis. Schon am Freitag war unter www.landkreis-osterholz.de der Link veröffentlicht worden.
Viele Freiwillige, viele Krankmeldungen
Landrat Bernd Lütjen sagte, er verstehe und teile die Wehmut ein wenig; andererseits wolle er die technischen Möglichkeiten nicht missen. Denn mit dem anhaltenden Trend zur Briefwahl wächst auch der Verwaltungsaufwand. "Wir hatten mit kurzfristigen Krankheitsfällen zu kämpfen, konnten aber immerhin 16 der 27 Briefwahlvorstände auf Anhieb mit Freiwilligen besetzen", stellte Lütjen fest, der persönlich die Runde durchs Haus machte, um den Helfern zu danken. Er hoffe, dass die Wahlbeteiligung im Kreisgebiet ähnlich hoch sei wie 2017, so Lütjen kurz vor Schließung der Wahllokale.
Während sich die Meinungsforscher von Infratest-Dimap auf den Briefwahlbezirk Loxstedt III als eine Stichprobe von vielen fokussierten, waren im Großen Sitzungssaal sechs Briefwahlvorstände aus Grasberg, Lilienthal und Osterholz-Scharmbeck untergebracht. Die Größe beziehungsweise Stimmenzahl der Briefwahlbezirke sei vom Landkreis nicht zu steuern, erklärte Lütjen. Zwischen 400 und 1200 Stimmzettel waren dabei pro Vorstand auszuzählen. Lütjen lobte den Teamgeist seiner Leute: "Wer fertig ist, erkundigt sich bei den Nebenleuten, ob er noch helfen kann."
In den Urnenwahlbezirken war Oldendorf (Samtgemeinde Hambergen) dieses Mal besonders fix: Das Zählen der insgesamt 118 abgegeben Stimmzettel war um 18.22 Uhr beendet und sah die SPD vor der CDU.