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"Unachtsamkeit wird unterschätzt" Sicherheits-Tipps von Kommissar Torsten Brandt

Nach schweren Verkehrsunfällen in Hepstedt und auf der Straße zwischen Wilstedt und Grasberg, bei denen Autofahrer die Kontrolle über ihre Fahrzeuge verloren, warnt die Polizei davor, Unachtsamkeit als Unfallursache zu unterschätzen.
25.03.2015, 00:00 Uhr
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Nach schweren Verkehrsunfällen in Hepstedt und auf der Straße zwischen Wilstedt und Grasberg, bei denen Autofahrer die Kontrolle über ihre Fahrzeuge verloren, warnt die Polizei davor, Unachtsamkeit als Unfallursache zu unterschätzen. Kommissar Torsten Brandt vom Tarmstedter Revier hat viele Tipps parat, wie es auf den Straßen sicherer zugehen kann

Herr Brandt, erst am Dienstag wurden Sie zu einem schweren Unfall zwischen Hepstedt und Rhadereistedt gerufen. Was sind die Ursachen für viele Unfälle?

Torsten Brandt: Zu hohe Geschwindigkeit ist nicht allein Unfallursache Nummer eins, sondern auch Unachtsamkeit, auch bei Auffahrunfällen. Bei den beiden letzten schweren Unfällen auf der Kreisstraße zwischen Wilstedt und Tarmstedt hatten die Fahrer nicht aufgepasst. Wenn da Gegenverkehr gewesen wäre, wäre es viel schlimmer ausgegangen.

Was macht man, wenn man mit seinem Auto in den Seitenraum gerät?

Der Straßenraum ist ja meistens weich oder aufgeweicht. Wer da landet, neigt dazu, panikartig gegenzulenken. Dann gerät der Wagen ins Schleudern.

Aber ist das in so einer Situation nicht naheliegend, dass man das Steuer herumreißt.

Nein, absolut nicht. Das führt dazu, dass der Wagen im spitzen Winkel über die Fahrbahnkante rast und unkontrollierbar wird.

Was raten Sie?

Besser ist es, im Seitenraum langsamer zu werden, das Lenkrad gerade zu halten und mit Bedacht auf die Fahrbahn zurückzulenken.

Leichter gesagt als getan?

Stimmt. Man sollte sich aber auch sagen, lieber gegen einen Leitpfosten aus Plastik prallen als das Steuer zu verreißen. Ich spreche wohlgemerkt von einem Leitpfosten, bei Bäumen ist es anders.

Um solche Unfälle zu verhindern, ist Achtsamkeit wichtig, sagen Sie. Womit muss man auf der Straße noch rechnen?

Mit Wildwechsel, nicht nur zur Brunftzeit, sondern das ganze Jahr über. Wenn man ein Reh oder ein Wildschwein etwa 30 Meter entfernt sieht, sollte man unbedingt langsamer fahren.

Aber häufig hat man doch gar keine Zeit mehr zu reagieren?

Da haben Sie recht. Wenn der Mais wieder hochgewachsen ist, springen die Tiere plötzlich raus.

Gibt es Unfallschwerpunkte mit Wildtieren?

In Tarmstedt etwa in Höhe des Wasserwerks und auf der ganzen Strecke zwischen Tarmstedt und Neu St. Jürgen.

Wie viele Wildunfälle gab es letztes Jahr?

Der Jagdpächter Helmut Sievers hat allein für Tarmstedt 32 gezählt.

Von den Tieren wieder zu den Menschen. Nicht selten fahren Autofahrer gedankenlos schnell an Schulen vorbei.

Ja, in Tarmstedt zum Beispiel liegt die Grundschule an der Hauptstraße, morgens sind dort viele Kinder unterwegs. Da sollte man als Autofahrer immer mit Bedacht vorbeifahren.

In welchen Situationen lässt die Aufmerksamkeit bei Autofahrern und -fahrerinnen zu wünschen übrig?

Wenn Sie am Steuer mit dem Handy telefonieren oder sich nach hinten zu quengeligen Kindern drehen. Da fährt man ganz schnell Schlangenlinien. Und vom Schminken und Rasieren am Steuer, wie ich es schon mal gesehen habe, rate ich auch ab.

Was ist Ihnen sonst noch ein Dorn im Auge?

Gewagte Überholmanöver. Die kommen nicht immer von Rasern, sondern von Menschen, die die Situation und die Entfernung zum Gegenverkehr falsch einschätzen, wenn sie hinter einem Lastwagen oder Trecker fahren. Eine Todsünde ist, in Kurven zu überholen.

Was raten Sie Autofahrern, die unter Termindruck stehen?

In erster Linie früher losfahren und mehr Zeit einplanen. Man gewinnt nichts, wenn man rast, dann kommt man halt ein wenig später, dafür aber sicherer an. Verkehrsunfälle können so viel Leid nach sich ziehen. Menschen werden getötet, schwer verletzt, die Folgen von Unfällen sind mit Schmerzen auch für die Verwandten verbunden oder mit finanziellen Einbußen. Das muss nicht sein, wenn man achtsam ist und nicht rast.

Es sind ja nicht nur die Autofahrer, die etwas falsch machen können?

Stimmt, Fahrradfahrer auch, wenn sie viel Alkohol getrunken haben. Oder wenn sie Kopfhörer tragen, dann nehmen sie Fahrgeräusche nicht wahr. Telefonieren sie während der Fahrt, schwindet ebenfalls ihre Aufmerksamkeit. Motorradfahrer lassen sich nach der Winterpause vom Frühling anstecken, sind euphorisch und merken nicht, dass sie zu schnell unterwegs sind. Sie sehen, wir landen immer wieder beim Thema Aufmerksamkeit.

Zur Person: Kommissar Torsten Brandt (42) arbeitet in Tarmstedts Polizeirevier zusammen mit Thomas Friedrichsen und Timo van Dam.

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