Chameleons Vox sind wieder auf Tour. Am 16. April spielt die Nachfolgegruppe der legendären Band Chameleons in der Worpsweder Music Hall. Dabei werden auch Songs des Debütalbums der Chameleons von 1987 zu hören sein.
Das Kapitel Chameleons schien schon mehrfach abgeschlossen: 1987 zerbrach die legendäre Band aus Manchester nach nur drei Alben, die Geschichte schreiben. Nach ihrem Comeback im Jahr 2000 trennte sich die Original-Besetzung knapp drei Jahre später endgültig, und auch das Nachfolgeprojekt Chameleons Vox kündigte 2014 seine Abschiedstour an. Aber schon während der Tournee versprach Sänger und Bassist Mark Burgess, dass man weiter mache. Er hat Wort gehalten: Jetzt sind Chameleons Vox erneut auf Tour und kommen am Sonnabend, 16. April, erstmals in die Worpsweder Music Hall.
Beginn ist gegen 21 Uhr mit der Support-Band Lee Jay Cop, Karten gibt es noch für 19 Euro.
Als sich The Chameleons im Frühjahr 2000 nach 13 Jahren wiedervereinigten, titelte die britische Tageszeitung „The Guardian“: „Jetzt, da Manchester City wieder in der ersten englischen Liga spielt und die Chameleons zurück sind, jetzt ist Manchester wieder komplett.“ Nun, der Fußballclub, den Burgess mindestens genauso liebt wie die Musik, hat danach eine rasante Entwicklung genommen, aber für nicht wenige Fans ist auch die Band bis heute absolut auf Champions League-Niveau geblieben.
1981 wurden die Chameleons in Manchesters Vorort Rochdale ins Leben gerufen, die Befreiung des Punks noch in der Erinnerung, die Erfindung des Waves vor Augen. Sie bedienten sich deren charakteristischer Bestandteile, um daraus ihren einzigartigen Sound zu kreieren. Dave Fieldings und Reg Smithies E-Gitarren kreisten um einander, begannen sich beinahe gegenseitig zu verschlingen und beschworen bislang Ungehörtes hervor. John Levers hämmernde Drums gaben dem Ganzen einen Zusammenhang, während die Texte des Bassisten und Sängers Mark Burgess poetisch, leidenschaftlich und vieldeutig waren. Songs von Verlust und Hoffnung, von Bedauern und Verachtung, alle zusammengehalten von einem Sound, der außergewöhnlich war und blieb.
Düstere Schatten
Das Debütalbum „Script of the bridge“, das aktuell wieder in Gänze live gespielt wird, erschien 1983. Die Länge von über einer Stunde war für eine LP in den frühen 80er Jahren genauso ungewöhnlich wie der Inhalt, doch jede Sekunde dieses wahren Longplayers war gelungen. Gleich zu Beginn packt es einen mit dem boshaften „Don‘t fall“, rührt den Hörer mit dem getriebenen „Monkeyland“ zu Tränen oder zieht an mit dem Ehrfurcht gebietenden „Second skin“. Das Album ist früher Höhepunkt in der Vita der Chameleons, doch es warf auch düstere Schatten: „View from a hill“ war die desillusionierende Bestandsaufnahme einer Band, von der Oasis‘ Noel Gallagher Jahre später sagen wird, es sei eine der größten überhaupt gewesen.
Es folgte das angriffslustige, kompakt arrangierte „What does anything mean? Basically“ zwei Jahre später. „Perfume garden“ stach mit seiner Geschichte von zerbrochenen Hoffnungen und Träumen hervor; Sinnsuche im Leben – ein Thema, mit dem sich Burgess bis zum heutigen Tag immer wieder beschäftigt.
Das atmosphärisch aufgeladene „Strange times“-Album (1986) war ihre Bestimmung. Mal dunkel und nachdenklich, dann wieder mit Fragen von Verantwortung kämpfend, bereitete das zornige „Mad Jack“ dem drogeninduzierten „Caution“ den Weg, das einen in ein trügerisches Gefühl von Sicherheit hüllt, bevor die Momentaufnahme „Tears“ dem Hörer den Atem nimmt. „Swamp thing“ stahl dem Ganzen dann mit einem Gitarrenriff und einem träumerischen Gefühl, in dem man die ganze Nacht schwelgen konnte, die Show. „Strange times“ erwies sich als ein fantastisches, wenn auch verfrühtes vorerst letztes Wort.
„When something slips through your fingers you realise how precious it is“ sang Burgess weise in „Second skin“ und war sich dessen wohl immer bewusst. Die Trennung der Chameleons war eine Tragödie – ihre Wiederkehr im neuen Jahrtausend, zunächst nur auf ein paar Konzerte angelegt, geriet zu einem unerwarteten Triumph, der allen Beteiligten klar machte, wie schmerzlich diese Band gefehlt hatte. Nach Soloalben, Projekten und Aktivitäten der einzelnen Mitglieder mit anderen Bands wie The Reegs, The Sun & The Moon, The Sons Of God oder Invincible erschien 2001 ein viertes Studioalbum namens „Why call it anything“, das hinter den hochgesteckten Erwartungen zurückblieb, auch wenn es spannende neue Perspektiven aufzeigte. Die Bandgeschichte der Chameleons ist voller Widersprüche und Dramen. Und so hielt auch die Reunion nicht ewig, nach einem Auftritt im Jahr 2002 im sauerländischen Arnsberg war sie Geschichte.
Was bleibt ist ein Repertoire, das brach liegen zu lassen eine unverzeihliche Sünde wäre. Das dachte sich auch Mark Burgess und reformierte 2009 unter dem Namen Chameleons Vox die Kulttruppe. Eine Zeit lang war Original-Schlagzeuger John Lever mit dabei, mittlerweile spielt der Korse Yves Altana, mit dem Burgess auch bei Solo-Projekten schon zusammen arbeitete, Drums. Die filigran verzahnten doppelten E-Gitarren sind das Markenzeichen geblieben, sie werden heute von Neil Dwerryhouse und Chris Oliver gespielt.