60 ebenso klangvolle wie bewegte Jahre sind es bereits, auf die die Kreismusikschule Osterholz am Sonntag, 14. September, mit einem kleinen Festakt zurückblickt. Jahre, die durchaus nicht immer rosig waren: „Wir hatten schon schlimme Jahre, in denen wir uns als Schule – beziehungsweise als Verein – finanziell von Monat zu Monat gehangelt haben und im Vorstand regelmäßig ernsthaft über mögliche Schließungsszenarien diskutiert haben“, blickt der erste Vorsitzende Hansjörg Dittus zurück.
Die Gründe dafür lagen jedoch weder an der Schülerschaft noch an dem seit Jahrzehnten ungebrochenen Interesse am Musikunterricht, sondern an wechselnden Finanzierungsmodellen: „Die heutige Form der Musikschulen ist ein Modell aus den Sechzigerjahren, quasi eine frühe Form von Public-Private-Partnership, wie es heute genannt wird", so der Sprecher des Trägervereins. Die damalige Idee sei es gewesen, dass die Kosten derartiger Einrichtungen und Vereine zu jeweils 30 Prozent durch die Länder, die Kommunen und die Eltern der Musikschüler getragen würden. "Aber die öffentliche Hand hat sich mit den Jahrzehnten immer weiter zurückgezogen“, konstatiert Dittus.
Inzwischen vergleichsweise stabil
Derzeit sei die wirtschaftliche Situation der Kreismusikschule mit 1100 Schülern, 30 Lehrkräften und seit dem Jahr 2002 auch mit einem eigenen Förderverein vergleichsweise stabil, wenngleich sich auch neue Herausforderungen bereits ankündigen, etwa durch den zunehmenden Ganztagsunterrichts an den Schulen oder in der Form KI-generierter Musik. „Wir sind aber ja mittlerweile bereits gut darin trainiert, Herausforderungen zu meistern“, befindet Schulleiterin Christa Piater-Borrmann – und fügt hinzu: „Zum Glück haben wir als Lehrkräfte die Gelder nicht jeden Tag vor Augen, sondern sehen vor allem unsere Schüler und die Musik." Sie hätte sich nie einen anderen Beruf auswählen wollen und ebenso machten es die Kollegen: mit Begeisterung.
Doch nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht zeigten sich die 60 Jahre, in welchen die Kreismusikschule jungen Menschen musikalische Fertigkeiten vermittelt hat, als überaus bewegt: „1965 hat man hier mit acht Lehrern und 85 Schülern angefangen“, blickt Dittus zurück. Mit der Zahl der Schüler wuchs über die Jahrzehnte auch die Vielfalt der musikalischen Inhalte: Zwar stellten die Spitzenförderung, praktische Studienvorbereitungen sowie das Ensemble-Spiel laut Piater-Borrmann auch heute noch eine Kerntätigkeit der Musikschule dar, zumal all dies von allgemeinbildenden Schulen in Klassenverbänden in dieser Form gar nicht leistbar wäre. Aber heute stünden neben Kunst- und Orchestermusik auch Jazz, Pop und Rock wie selbstverständlich auf den Lehrplänen – im Herrenhaus von Gut Sandbeck, wo die Kreismusikschule seit 2012 ihren Hauptsitz hat, ebenso wie in den weiteren Unterrichtsräumen für Schlagzeug und Percussion im Jugendhaus am Pumpelberg.
Am idealen Standort angekommen
„Natürlich hatten wir auch in den Jahren davor schon wechselnde Unterrichtsräume, beispielsweise an der Lindenstraße und an der Bahnhofsstraße. Dass wir seit 2012 hier ansässig sind, haben wir vor allem dem damaligen Bürgermeisters Martin Wagener zu verdanken“, konstatiert Piater-Borrmann. Sie könne sich nach wie vor keine schöneren und geeigneteren Räumlichkeiten für den musikalischen Unterricht vorstellen. Den genossen in der Kreismusikschule inzwischen Tausende von Schülern. Nicht wenige beschritten im Anschluss entsprechende Berufswege – beispielsweise als Musiker in philharmonischen Orchestern. Aber auch Musiker der Erfolgsband „Versengold“, die der Musikschule zum 60-jährigen Bestehen eine Videobotschaft gesendet haben, sowie die Jazzpianistin Johanna Borchert zählten bereits zu den Musikschulabsolventen.
Gefeiert werden die bewegten ersten 60 Jahre der Kreismusikschule, bei der es sich nach wie vor formal um einen eingetragenen Verein handelt, am Sonntag, 14. September, in der Scheune auf Gut Sandbeck. Nach einem Sektempfang um 11 Uhr beginnt um 11.30 Uhr der offizielle Festakt, bei dem neben hochrangigen Grußworten und Festansprachen selbstverständlich auch die Musik nicht zu kurz kommen wird: Mehr als 50 derzeitige Schüler der Kreismusikschule werden den Festakt in verschiedenen Ensemble-Konstellationen mit einem Querschnitt heutiger Unterrichtsinhalte umrahmen.