Schlechte Nachrichten beherrschen die Welt. So mancher möchte ihnen für einen Augenblick entfliehen und greift zu einem Buch. Wem dafür die passende Lektüre fehlt, dem können die Expertinnen von der Osterholz-Scharmbecker Buchhandlung Die Schatulle helfen. Ihr Tipp: "Hen Na E Seltsame Bilder" von Uketsu.

Hen Na E Seltsame Bilder von Uketsu ist im Verlag Bastei Lübbe (ISDN 978-3-7577-0116-1) für 24 Euro erschienen.
Japan scheint zurzeit das Sehnsuchtsland zu sein. Bei Jugendlichen sind Manga seit Jahren angesagt, Haruki Murakami ist immer einer der Autoren, auf die beim Literaturnobelpreis gewettet wird, die Anzahl der Japanreisenden steigt. Und jetzt kommt eine Neuerscheinung im neuen Genre „Mysterie Sketch“, die mangaartige Bilder mit dem fast klassischen Kriminalroman (aber ohne Ermittler) vereinigt. Der Autor/die Autorin spielt mit der Anonymität – vergleichbar mit Banksy oder Ferrante – er/sie tritt stets mit Maske auf … eine Erscheinung, die gut zu dem irritierenden Buch passt.
Und darum geht’s: Zu Beginn gibt es fünf Bilder einer jungen Illustratorin, die auf einem Blog der 2010er-Jahre ihres Mannes erscheinen. Die Bilder sind nummeriert, erscheinen aber in „falscher“ Reihenfolge. Die junge Frau stirbt bei der Geburt ihres Kindes, der Vater des Kindes beendet den Blog mit den Worten „ich kann dir nicht vergeben. Doch ich werde Dich immer lieben.“
Aus diesen Bildern, der Interpretation der Bilder, Verhören der beteiligten Personen, Rekonstruktionen weiterer Todesfälle entsteht ein unglaublich spannender Kriminalroman, der zwar kein „Page Turner“ im eigentlichen Sinne ist, der aber durch seine Ruhe und Konzentration fesselt. Wenn man genau liest, kommt man dem Geschehen auf die Schliche, wenn nicht, wird man häufiger kolossal überrascht. Beides ein Vergnügen, auch weil der Roman nicht chronologisch erzählt ist, sondern gut konstruierte Sprünge hat.