Scharmbeckstotel. Mit 1:4 (0:2) mussten sich die Fußball-Oberliga-Damen des ATSV Scharmbeckstotel am Ende gegen die SpVg Aurich geschlagen geben. Angesichts der Geschichten, die dieses Spiel schrieb, geriet das Ergebnis allerdings schon fast in den Hintergrund. Die Zuschauer in Scharmbeckstotel bekamen eine besonders lange erste Halbzeit, einen Schiedsrichterwechsel und ein überraschendes Comeback zu sehen.
Bei hochsommerlichen Temperaturen auf der Scharmbeckstoteler Sportanlage lief bis zur 21. Spielminute alles ganz normal. Bis dahin leitete Schiedsrichterin Johanna Severin die Partie unauffällig, traf allerdings auch die ein oder andere Entscheidung, die bei den Zuschauern für Verwunderung sorgte. Nachdem sie nach knapp 20 Minuten zur Trinkpause bat und die Mannschaften sich danach wieder auf dem Platz einfanden, ging es allerdings zunächst nicht weiter.
Severin klagte über Kreislaufprobleme und sah sich nicht im Stande, die Partie weiterhin zu leiten. Nach einer längeren Rücksprache mit beiden Teams und ihrem Schiedsrichter-Beobachter sprang einer der anwesenden Zuschauer ein, der über eine Schiedsrichter-Lizenz verfügte ein und übernahm die Spielleitung für den Rest der Partie.
Die lange Unterbrechung führte zu einer knapp fünfzehnminütigen Nachspielzeit im ersten Durchgang. Als die Partie dann endlich fortgesetzt wurde, schien die lange Pause den Scharmbeckstotelerinnen doch zugesetzt zu haben. Kurz nach Wiederanpfiff sorgte Julia Bohlen mit einem direkten Freistoß aus knapp 35 Metern für die Führung der Gäste aus Aurich. Auch das zweite Tor war die Folge eines Freistoßes aus einer eigentlich ungefährlichen Distanz. Anna-Lena Köster im Kasten der Gastgeber konnte den Ball dabei nur abklatschen lassen, Emma Schurwonn hatte keine Mühe zum 0:2 einzuschieben. Danach ging es für beide Mannschaften in die Pause.
Aurich bestraft Fehler eiskalt
Nach dem Seitenwechsel kamen die Gelb-Schwarzen zunächst besser in die Partie – Und wieder war es dann ein Freistoß, der für einen Treffer sorgte. Aus einer ähnlichen Distanz wie beim ersten Treffer der Partie verkürzte Leni Völker in der 53. Spielminute für den ATSV und profitierte dabei auch davon, dass Jule Götz im Kasten der Auricher aufgrund der Sonne den Ball nicht richtig sehen konnte, ähnliche wie Anna-Lena Köster im ersten Durchgang.
Die Freude über den Anschlusstreffer war allerdings nur von kurzer Dauer, weil die Gäste die Fehler in der ATSV-Defensive eiskalt ausnutzten. Nur drei Minuten nach Völkers Treffer stellte Schurwonn nach einem Ballverlust im Spielaufbau den alten Abstand wieder her. Schurwonn sorgte mit ihrem dritten Treffer des Tages in der 64. Minute dann auch für die Entscheidung und gleichzeitig für den Endstand.
In der Folge plätscherte die Partie nur noch vor sich hin, was auch an den hohen Temperaturen am Samstagnachmittag gelegen haben dürfte. Die Gelb-Schwarzen versuchten zwar noch Nadelstiche nach vorne zu setzen, scheiterten dabei meist an der kompakt stehenden Auricher Defensive.
"Wir wussten, dass es heute ganz schwer werden würde, weil Aurich ein starker Gegner ist. Drei der vier Tore waren dann aber geschenkt, deswegen ist das Ergebnis am Ende ein wenig zu hoch", erklärten Frank Reichhart und Nils Menzel, das Trainer-Duo des Oberligisten, nach der Partie.
Ein besonderes Comeback
Die abschließende Geschichte des Spiels schrieb dann Sophia Reiß: Eigentlich sollte die Torjägerin des ATSV erst im November wieder auf dem Platz stehen, das hatte sie sich selber als Ziel gesetzt. Stattdessen stand sie schon gegen Aurich wieder auf dem Rasen. Allerdings nur für etwa zwei Minuten. Der Kurz-Einsatz hatte nämlich einen besonderen Hintergrund: Da Sophia Reiß Schwester Johanna Reiß demnächst heiratet und dann unter anderem Nachnamen auf den Spielberichtsbögen zu finden sein wird, wollten beide noch einmal unter dem Nachnamen Reiß zusammen auflaufen. Diesem Wunsch kam das Trainer-Duo des Oberligisten nach, allerdings nicht, ohne eine Bedingung zu stellen. Zweikämpfen musste Reiß nämlich explizit aus dem Weg gehen.