Osterholz-Scharmbeck. Einige Menschen haben das verlängerte Osterwochenende dazu genutzt, um zu Hause aufzuräumen. Das Ergebnis konnten Anwohner der Drosselstraße bestaunen: Seit Gründonnerstag türmte sich der Unrat vor ihrer Haustür zu einem stattlichen Haufen am Straßenrand auf. Auch Ortsfremde waren an den Feiertagen vorgefahren, um ihren Müll abzuladen. Die Polizei wurde informiert.
Trostloser Eindruck
Die starken Regenschauer verstärkten am Dienstagmorgen den trostlosen Eindruck, der sich an der Drosselstraße bot. Die Wassermengen hatten einen Großteil der Kartonage auf dem Sperrmüllhaufen durchweicht. Darunter und dazwischen lugten große Möbelstücke wie Sessel, Sofa und Schrankteile aus dem Haufen hervor. Ein alter Kühlschrank stand am Rand, dazwischen stapelten sich abgefahrene Autoreifen, defekter Hausrat und kaputte Spielsachen sowie alte Kleidungsstücke zu einem Hügel. Die Menge ließ Passanten mehrfach hingucken. Eine Frau schüttelte im Vorbeigehen den Kopf, ein Paketbote zog beim Anblick des Sperrmülls die Augenbrauen hoch. Alles war über Ostern zusammengekommen.
Und es hätte noch etwas dazukommen können, wie zu beobachten war: Der Fahrer eines weißen Lieferwagens mit Lübecker Kennzeichen fuhr im Schleichtempo am Haufen vorbei, um kurz darauf anzuhalten. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und ließ den Wagen zurückrollen. Mit laufendem Motor wartete er einen Moment und blickte sich mehrfach um. Als er den Fotografen entdeckte, legte er wieder den ersten Gang ein und fuhr davon. Vielleicht hatte er nur eine Adresse gesucht, aber Anwohner schildern im Zusammenhang mit dem Müllberg an ihrer Straße ähnliche Begebenheiten.
Erhebliche Mengen
Es war nicht das erste Mal, dass sich der Sperrmüll an der Drosselstraße besonders hoch stapelte. Bereits in den Vorjahren waren dort innerhalb kurzer Zeit erhebliche Mengen angefallen (wir berichteten). In den Jahren 2019 und 2017 kamen jeweils Dutzende Kubikmeter an Sperrmüll quasi über Nacht zusammen. Der Abfall Service Osterholz wurde in beiden Fällen beauftragt, den Haufen auf Kosten der Allgemeinheit zu entsorgen.

An der Drosselstraße kamen über die Osterfeiertage mehr als 55 Kubikmeter Sperrmüll zusammen. Die Aso entsorgte den Unrat am Dienstagmittag.
Stadtverwaltung und Kreisbehörde hatten damals unter anderem sogenannte Abfall-Touristen im Visier. Die Hinweise kamen von Anwohnern. Sie hatten zuvor Ortsfremde bei Abladen ihres Mülles beobachtet, sich die Kennzeichen notiert und diese zur Überprüfung an die Behörden weitergeleitet. Auch dieses Mal meldeten einige Anwohner solche Vorfälle, wie die Osterholzer Polizeisprecherin, Sarah Schlierkamp, betont. Die Polizei habe sich daraufhin mit Kreisbehörde und Stadtverwaltung in Verbindung gesetzt, erläuterte Schlierkamp.
Niemand zuständig?
Auf direkte Nachfrage bei der Stadtverwaltung und bei der Kreisbehörde fühlte sich auf Anhieb niemand zuständig. Landkreis-Sprecher Sven Sonström verwies an die Stadtverwaltung Osterholz-Scharmbeck. Da bei der Stadtverwaltung Osterholz-Scharmbeck einige leitende Bedienstete am Dienstag noch im Urlaub befanden, musste ein Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes ran. Er konnte aber nur vermelden, dass der Müllhaufen am Dienstagmittag von Mitarbeitern des Abfall Service Osterholz (Aso) bereits aufgeladen und abgefahren worden war. Mehr könne er dazu nicht sagen. „Bitte haben Sie Verständnis.“ Auf erneute Nachfrage im Rathaus hieß es dann, dass die Aso mehr wisse.
„Der Sperrmüllhaufen ist bereits abgefahren worden“, teilte auch Aso-Sprecherin Annemarie Lampe am Nachmittag mit. Sie betonte, dass die Entsorgungsfirma die Angelegenheit pragmatisch handhabe und schnell gehandelt habe. Ansonsten würden weitere Müllmengen hinzukommen, betonte Lampe. Sie hob hervor, dass die Entsorgung im Quartier in den Vorjahren gut funktioniert habe. Das Unternehmen habe am Gründonnerstag erst "spät" davon erfahren, dass Sperrmüll an der Drosselstraße liege. Einen offiziellen Abholtermin habe es nicht gegeben.
Am Dienstag sind nun insgesamt 5,7 Tonnen abgeholt worden, wie das Wiegen bei der Aso ergeben hat. Das entspreche einem Volumen von 55 bis 60 Kubikmeter, erläutert Annemarie Lampe. Das Elf- bis Zwölffache der Menge, die maximal pro Jahr und Haushalt vorgesehen ist.