Osterholz-Scharmbeck. Altersarmut verursacht Einsamkeit und soziale Isolation, steht für Monika Geils fest. „Die Altersarmut zeigt sich auch darin, dass eine Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben fehlt“, sagt die Kreisvorsitzende des Sozialverbandes Deutschland (SOVD). Hinzu kämen Pflegebedürftigkeit, finanzielle Schwierigkeiten, familiäre Überlastung und Folgen der Corona-Pandemie.
„Das Thema Einsamkeit wird uns auch weiter zukünftig begleiten.“ Dabei verweist Geils auf die Armutsquoten des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes von 2021. Demnach sind in Niedersachsen 18,3 Prozent der Menschen von Armut betroffen. Zum Vergleich: In Bayern sind es 12,8 Prozent, in Bremen 28,2 Prozent. „Den Alltag zu bestreiten wird für Menschen mit geringem Einkommen immer schwieriger“, so Geils.
Betroffene in der Beratung
Das spiegele sich auch in der Beratungspraxis des SoVD in Niedersachsen wieder. „Zu uns kommen viele Betroffene, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Miete oder nächste warme Mahlzeit bezahlen sollen.“ Einzelne Maßnahmen wie die Erhöhung des Wohngeldes, kämen oft zu spät bei den Menschen an, bedauert sie.
Dementsprechend müssen laut der Kreisvorsitzenden von der Landesregierung sozialpolitische Maßnahmen auf allen Ebenen ergriffen werden. Eine ihrer Forderung ist, den Mindestlohn auf 14 Euro anzuheben. „Denn mit Niedriglöhnen kann man keine richtige Rente finanzieren.“ Auch der Mangel an Tarifverträgen habe dazu geführt, dass keine Lohnsteigerungen mehr möglich seien. Hinzu komme die Inflation.
Allein von der gesetzlichen Rente könne man einfach nicht mehr leben. Die durchschnittliche Rentenhöhe beträgt laut Geils bezogen auf 2021 bei Frauen 809 Euro und 1218 Euro bei Männern. Da die Höhe der gesetzlichen Rente von den sogenannten Rentenpunkten abhänge, wünscht sie sich, dass es auch für pflegende und erziehende Menschen Rentenpunkte gebe. Die Anzahl der Rentenpunkte hängt von der Höhe des Einkommens ab. „Unser Rentensystem ist nicht gerecht“, ist das Fazit von Geils.
Auf Problem reagiert
Der Landesverband Niedersachsen habe auf diese Problematik reagiert. „Deshalb lautete das Motto unserer diesjährigen Landesverbandstagung ´Gemeinsam gegen einsam´.“ Insofern werde in den Orts- und Kreisverbänden auch für die Mitglieder ein wichtiger Zusammenhalt geschaffen. „Unsere ehrenamtlich Aktiven haben immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte und kümmern sich dort, wo Hilfe gebraucht wird.“
In Blick hat Geils aber auch Kinder und Jugendliche. Fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen sind nach ihren Worten armutsgefährdet. Das seien 22,8 Prozent. „Das ist der höchste Wert aller Bundesländer. Deshalb brauchen wir dringend eine Kindergrundsicherung.“ Die könne dafür sorgen, dass junge Menschen nicht abgehängt werden.
Geils ist seit September 2022 auch Vorsitzende des SOVD-Ortsverbandes Osterholz-Scharmbeck. Er hat ihr zufolge mehr als 1500 Mitglieder. Im Rahmen der Sitzung des Kreisseniorenbeirats referiert sie an diesem Mittwoch zu dem Thema „Gemeinsam gegen Einsamkeit“.