Bremen Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Laden in Osterholz-Scharmbeck Schlussakkord zum Monatsende: Musicland OHZ schließt

Zum 31. Januar ist Schluss: Dann schließt das Musicland OHZ an der Bahnhofsstraße. Die mittelfristige Zukunft des Traditionsgeschäfts für Instrumente ist offen. Aber es gibt eine Zwischenlösung.
25.01.2024, 10:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
Zur Merkliste
Von Christian Pfeiff

Osterholz-Scharmbeck. Für Udo Schloen und Detlef Gödicke, die seit über 35 Jahren gemeinsam das Musicland OHZ betreiben, beginnt das noch junge Jahr mit erheblichen Turbulenzen: Bis zum Monatsende müssen die bisherigen Geschäftsräume in der Bahnhofstraße 63 geräumt sein; ein neues, festes Domizil ist derzeit noch nicht in Sicht. Ans Aufhören denken die Musikalienhändler indes noch lange nicht.

„Die wichtigste Nachricht ist: Es wird uns weiterhin geben, unsere Kunden können uns wie gewohnt per Telefon und Mail erreichen – und natürlich auch persönlich“, erzählt Gödicke, während er bereits mit dem Abschrauben der Regale im angestammten Ladengeschäft beschäftigt ist.

Bis zum letzten Januartag wollen die Betreiber dieses auch weiterhin als Verkaufs- und Beratungsräume nutzen. Anschließend ist zumindest bereits eine Interimslösung gefunden: Ab dem 1. Februar wird das Musicland OHZ seine Zelte zunächst in den Saalräumen des Hotel Tivoli in der Becksstraße aufschlagen. Der Geschäfts- und Servicebetrieb kann also vorerst nahtlos weitergehen.

Instrumente brauchen Platz

Das ist aber keine dauerhafte Lösung. Dementsprechend suchen Schloen und Gödicke derzeit fieberhaft nach einer neuen Bleibe innerhalb des Landkreises, wendeten sich zu Beginn der Woche sogar mit einem entsprechenden Posting auf der geschäftseigenen Homepage sowie den entsprechenden Social Media-Kanälen an Kunden, Freunde und Follower.

Denn die zu erfüllenden Kriterien für ein neues Ladengeschäft sind nicht eben gering: „Instrumente wie beispielsweise Stage- und E-Pianos, Schlagzeug und dergleichen sind nicht unbedingt kompakt. Eine direkte Anfahrtmöglichkeit per LKW sollte also sowohl im Hinblick auf unsere Zulieferer als auch unsere Kunden vorhanden sein – zumal unsere Kunden aus dem gesamtnorddeutschen Raum, zum Teil sogar aus dem gesamten Bundesgebiet zu uns kommen“, erklärt Gödicke.

Zudem wünschen sich die Betreiber künftig ein barrierefreies Ladengeschäft – ein Umstand, der in der bisherigen Immobilie nicht gegeben war. Nicht zuletzt wird auch eine gewisse Verkaufsfläche benötigt: „150 Quadratmeter wären das diesbezügliche Minimum; etwa 200 dürften es gerne sein – allerdings natürlich zu bezahlbaren Mietpreisen“, ergänzt Udo Schloen.

Anlass für eine Zäsur

Die nun akute Standortunsicherheit des Musicland OHZ nahm bereits im Dezember 2022 mit dem Ableben des langjährigen Immobilienvermieters Holger Prause ihren Anfang. „Von der Erbin des Gebäudes kam zunächst nur die Info an die GbR, es könne weitergehen wie bisher“, erklären Schloen und Gödicke in ihrem öffentlichen Posting.

Als die Geschäftsbetreiber im August des Vorjahres indes erst über Dritte von einem mittlerweile erfolgten Eigentümerwechsel der Immobilie erfuhren, beschlossen sie von sich aus den Mietvertrag aufzukündigen. „Es gab uns gegenüber zunächst keinerlei Kommunikation und Information, lediglich eine neue IBAN für künftige Mietüberweisungen, die uns allerdings nur durch den im selben Haus ansässigen Zeitungsverlag mitgeteilt wurde – das war uns zu diesem Zeitpunkt alles sehr suspekt.“

Lesen Sie auch

Entsprechend nahmen die einstigen Schulfreunde und langjährigen Geschäftspartner diesen Umstand zum Anlass für eine Zäsur: „Da ich neben dem Musikland noch zahlreiche weitere Baustellen bearbeite – neben Konzertorganisation und CD-Produktionen beispielsweise auch den Akkordeon-Service Bremen sowie meine eigene Produktions- und Vertriebsgesellschaft GPVG – gehe ich bereits länger mit dem Gedanken schwanger, mich auf absehbare Zeit etwas aus dem Musikland heraus zu ziehen“, gesteht Gödicke.

Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, aufzuhören
Udo Schloen, Miteigentümer des Musikland OHZ

Schloen hingegen möchte das gemeinsame Baby unbedingt weiter führen, notfalls im Alleingang: „Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, aufzuhören: Die ganzen Aufträge, die vielen langjährigen treuen Kunden.“ Dass er sich nach 35 Jahren Musicland OHZ eigentlich in einem Alter befindet, in dem andere bereits allmählich ihren Ruhestand planen, spielt für Schloen dabei keine Rolle: „Das gilt ja nicht für Selbstständige; vor allem nicht, wenn die nach wie vor so dermaßen für ihr 'Business' brennen, wie es bei uns beiden der Fall ist“, befindet Schloen.

Fünf Jahre möchte Schloen mindestens noch weiter machen, eigentlich eher zehn – obwohl beide Geschäftsführer bejahen, dass es sich bei dem Konzept des „Musikaliengeschäfts an der Ecke“ quasi um eine aussterbende Spezies handelt, zumal sich diesbezüglich mit den großen Mitbewerbern aus dem Internet schwerlich konkurrieren lasse.

Lesen Sie auch

Ein reines Online-Geschäft stellt für die Betreiber des Musicland OHZ somit keine Option dar: „Darum geht es bei uns auch nicht primär: Unsere Kunden schätzen vor allem unsere Expertise und Serviceleistungen“, befindet Schloen. Zu diesen zählen unter anderem das Einstellen und optimieren von Instrumenten. „Wie oft kamen in den letzten Jahren verzweifelte Kunden zu uns, deren günstig im Internet erworbene Gitarren sich erst nach einem gründlichen Rundum-Setup unsererseits überhaupt erst als spielfähig erwiesen“, konstatiert Schloen und lacht.

Ein weiterer Verbleib in der angestammten Lokalität ist ebenfalls nicht möglich, da dieses bereits vertraglich den SOS-Kinderdörfern als Nachmieter zugesichert ist. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es soweit kommt – es hätte alles so einfach sein können“, seufzt Schloen. Aufgeben stellt für die Betreiber des „Musikland OHZ“ indes keine Option dar. Stattdessen weiten sie ihre Suche nach einer neuen Lokalität aktuell landkreisweit aus. „OHZ besteht im Zweifelsfall ja nicht nur aus der Innenstadt“, bemerkt Gödicke augenzwinkernd.

Info

Bis auf Weiteres bleibt das Musikland OHZ wie gewohnt unter der Telefonnummer 04791/ 68 68 sowie per E-Mail an info@musicland-ohz.de erreichbar. Das Sortiment und Reparaturannahme findet sich ab Februar im Hotel Tivoli. Auf der Homepage www.musicland-ohz.de

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Zum Magazin-Shop
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)