Thies Libchen stand an der Bank des SV Grambke-Oslebshausen und war bei seiner Premiere in der Handball-Landesliga sofort zum Handeln gezwungen. Sein im Rückraum stark dezimiertes Frauenteam steuerte beim 5:15-Rückstand gegen den Tabellennachbarn HSG Nienburg schnurstracks auf ein Debakel zu. Da nichts fruchtete, ließ er immer offensiver verteidigen, bis sich die Spielerinnen ausschließlich in Eins-gegen-eins-Duellen gegenüberstanden.
Die Aufholjagd begann, am Ende schrammte Libchen mit der 24:26-Auswärtsniederlage dennoch knapp an einem erfolgreichen Einstand vorbei. Dass der frühere Grambker Oberligaspieler das Frauenteam leitet, ist die Folge des überraschenden Rücktritts seines Amtsvorgängers Stephan Rix. „Shorty“, wie Rix nur genannt wird, hätte im Februar sein siebtes Trainerjahr bei den Gelb-Blauen komplettiert. Das verhinderte er selbst jedoch aus dem Nichts heraus. Der Zeitpunkt verblüfft, da Rix mit dem Team gerade wieder in die Landesliga aufgestiegen war und bis dato auf dem vierten Platz stehend sogar ins Rennen um die Qualifikationsplätze für die Verbandsliga eingriff. Die winkt sicher den am Saisonende auf den Plätzen zwei bis fünf stehenden Teams.
„Ich werde aus privaten, persönlichen Gründen nicht mehr trainieren“, lautete sein Statement. Ins Detail ging er nicht. Auch die Nachfrage des WESER-KURIER beim Mannschaftsrat brachte kein Licht ins Dunkel. „Wir möchten uns dazu nicht äußern“, antwortete dieser ebenfalls knapp. „Ohne „Shorty“ wäre das Team nicht so weit gekommen“, dankte ihm Thorsten Draeger für die geleistete Arbeit. Für den frisch wiedergewählten Handball-Abteilungsleiter ist der Neue auf der Bank „ein Glücksfall“ – allein schon wegen dessen Qualifikation.
Der "Handballvater" von mehr als 40 Kindern
Thies Libchen besitzt die B-Lizenz, hatte zuletzt bis Dezember 2022 die Oberliga-Männer der HSG Delmenhorst trainiert und war auch bei hochklassigen Klubs begehrt. Libchen wollte jedoch kürzertreten und sich intensiver seiner zweijährigen Tochter Alva widmen. Im Oktober baute er beim SVGO eine Bambini-Gruppe auf, in der er Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren mit Spiel und Spaß an die erste Phase mit dem Ball gewöhnt. Über 40 Kinder tummeln sich mittlerweile bei ihm mittwochs ab 16.20 Uhr in der Alwin-Lonke-Halle. „Alles Neuanmeldungen“, freut sich Libchen über den regen Zulauf.
Wegen der enormen Resonanz will er dort unbedingt weiter am Ball bleiben, denn der Nachwuchsbereich des SVGO boomt zurzeit, und dieser Trend soll möglichst weiter fortgesetzt werden. Vor rund drei Jahren gab es im Klub nur noch zehn jugendliche Mitglieder, mittlerweile ist deren Zahl um das Zehnfache angewachsen. Parallel dazu kümmert sich der 33-Jährige bei den Landesliga-Männern um organisatorische Belange.
Sportlich selbst aktiv ist der hauptberuflich tätige Gerichtsvollzieher auch: Er kickt beim SVGO III und stabilisiert im zweiten Handballteam vornehmlich die Abwehr. Als wäre sein Terminplan damit nicht gut genug gefüllt, kommt nun also noch die Leitung des ersten Frauenteams hinzu.
Der Ehefrau zuliebe
„Ich habe das vor allem meiner Frau zuliebe getan, ich kann ihr nichts abschlagen“, erklärte Thies Libchen schmunzelnd. Seine Frau Elisadel spielt im Landesliga-Team im Rückraum und zählt zu den Top-Torschützinnen. Thies Libchen betont, dass er lediglich eine Interimslösung bis zum Saisonende ist. „Dadurch gewinnen wir immerhin Zeit“, ist Thorsten Draeger ihm dafür dankbar.
Thies Liebchen hat trotz der angestrebten Kürze seines Engagements ein klares Ziel mit dem Team: „Ich habe eine gute Mischung von jungen und älteren Spielerinnen. Sie befinden sich auf einem guten Niveau, müssen aber konstanter spielen. Wenn es geht, wollen wir an der Verbandsliga kratzen.“