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ATSV Scharmbeckstotel "Schastos" Kampf ums Wasser

Eigentlich verfügt der ATSV Scharmbeckstotel über eine Beregnungsanlage. Bewässerung auf Knopfdruck sozusagen. Doch seit einiger Zeit ist alles anders. Warum das so ist.
20.07.2022, 17:01 Uhr
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Von Thorin Mentrup

Scharmbeckstotel. Wenn Regenwolken aufziehen, freuen sie sich beim ATSV Scharmbeckstotel. Jeder Schauer ist ein Segen. Denn ausgerechnet jetzt, wo regelmäßig große Hitze herrscht, ist die Bewässerung das Problem der Gelb-Schwarzen. Eine Zeit lang funktionierte die sogar gar nicht. Doch mit Ideenreichtum und Hilfe aus dem direkten Umfeld haben die Scharmbeckstoteler eine Lösung gefunden, die Hoffnung macht, die Heimspiele in der neuen Saison auf eigenem Platz austragen zu können.

Die Zeit läuft. Das weiß auch Ivan Dell. Der Platzwart des ATSV lässt den Blick über die beiden Plätze schweifen. "Mittlerweile sieht es wieder besser aus", sagt er. Der zweite Platz ist gesperrt. "Dort haben wir neu gesät", erklärt er. Gut, dass die Talente im Mädchen- und Jungenbereich in den Ferien sind. Das schont das Geläuf. Die Oberliga-Frauen und die Kreisklassen-Männer trainieren auf dem Hauptplatz. Auch der ist zwar noch etwas holprig, aber mittlerweile wieder größtenteils grün. Das sah vor Kurzem anders aus. "Da war alles braun. Das war ganz schlimm", erzählt Dell. Der Albtraum eines Platzwarts, für ihn ist er wahr geworden: Es gab kein Wasser. Doch was war passiert?

Seit Längerem beschäftigt der Brunnen am Sportgelände die ATSV-Spitze. Laut Vorstandssprecherin Anke Eisenmenger gab es bereits im vergangenen Jahr Pläne, einen neuen zu errichten, weil der jetzige marode und versandet ist. In diesem Frühjahr schaffte der Verein dann eine rund 3500 Euro teure neue Pumpe an. Doch das war nicht die Lösung. Das Problem verschlimmerte sich vielmehr noch, als die Pumpe, wohl weil sie Steine ansaugte, nicht mehr funktionstüchtig war. Ein neuer Brunnen muss gebohrt werden.

Da brauchen wir eigentlich picobello Plätze.
Vorstandssprecherin Anke Eisenmenger über die Anforderungen in der Oberliga

Doch das wird sich wohl noch bis mindestens in den Herbst hinziehen. "Ich hoffe, dass wir dann anfangen können", sagt Eisenmenger. Für das rund 21.000 Euro teure Projekt müsse der Klub wohl einen Kredit aufnehmen. Bis ein neuer Brunnen gebohrt ist, muss er eine andere Lösung finden, seine Plätze mit Wasser zu versorgen. Eisenmenger schrieb in ihrer Not sogar an Landrat Bernd Lütjen, die Stadt sowie an den Kreis- und Landessportbund, bat um Hilfe und fragte auch bei der Feuerwehr nach, ob man nicht einen Hydranten anzapfen könne. Die Stadt reagierte und stellte laut der Vorstandssprecherin die Fördermittel für die vom ATSV geplante Umrüstung der Flutlichtanlage auf LED-Beleuchtung schon jetzt zur Verfügung. Finanzielle Hilfe, die das akute Bewässerungsproblem aber nicht löste. Zur Erinnerung: Der Sommer rückte immer näher, es wurde wärmer und trockener. Und der ATSV konnte nicht wässern. Alsbald war der Platz dahin, der Rasen vertrocknete, der Boden: knüppelhart. Auch die automatische Beregnungsanlage war nutzlos. Sie verdurstete wie der Rasen. "Das war der Super-Gau", sagt Eisenmenger. Vor allem, weil die Fußballerinnen gerade in die Oberliga aufgestiegen waren. Teams aus ganz Niedersachsen sind in der neuen Saison beim ATSV zu Gast. "Da brauchen wir eigentlich picobello Plätze", weiß Eisenmenger, deren ATSV Pächter der Anlage ist.

Der beste Untergrund wird es wohl nicht sein, wenn in wenigen Wochen die Saison beginnt. Aber es besteht Hoffnung, dass der Klub auf seiner Anlage spielen kann. Die dringend benötigte Soforthilfe fanden die Scharmbeckstoteler quasi nebenan. Ein Landwirt aus dem Ort stellte ein großes Fass zur Verfügung, das von einer neuen, kleineren und weniger leistungsstarken Pumpe, die auf rund zwölfeinhalb Metern Tiefe im bestehenden Brunnenschacht eingesetzt ist, im Dauerbetrieb mit Wasser befüllt wird. Im Fass leitet eine Tauchpumpe das Wasser zu vier Dreibein-Sprengern. Der Druck reicht nicht aus, um die Beregnungsanlage in Gang zu setzen, aber immerhin kommt Wasser auf die Plätze. Das ist das Wichtigste. "Die Sprenger laufen jetzt Tag und Nacht", sagt Eisenmenger. Alle paar Stunden müssen sie weitergestellt werden.

Ich habe mich schon mit der Gießkanne über den Platz laufen sehen.
Fußball-Spartenleiter Jonas Reiß

"Das mit dem Fass ist eine gute Lösung", sagt Dell und nickt anerkennend. Er sei manchmal gegen 6 Uhr morgens auf dem Platz, schraube Schläuche ab, stelle die Sprenger an einen neuen Platz und schließe sie wieder an. Eine mühselige Arbeit. "Aber sonst ist der Rasen ganz hin", weiß er.

Auch auf dieses Szenario müssen sich die Verantwortlichen des ATSV einstellen: Dass sie nicht daheim spielen können. Er sei in Gesprächen mit dem SV Vorwärts Buschhausen, ob es möglich ist, dorthin auszuweichen, erzählt Fußballspartenleiter Jonas Reiß. Beide Klubs kooperieren bereits im Jugendbereich. Die Heimspiele der Oberliga-Frauen könnten sogar im Stadion am Klosterholz ausgetragen werden. Da sei er mit VSK-Fußballchef Ralf Strömer im Austausch, so Reiß. Erst einmal aber sei er froh über die jetzige Zwischenlösung. "Ich habe mich schon mit der Gießkanne über den Platz laufen sehen", sagt er. Jedenfalls habe er jetzt, wo sie nicht mehr da ist, eine funktionierende Brunnen- und Beregnungsanlage sehr zu schätzen gelernt. Da ist er im ATSV-Lager nicht der Einzige. Eisenmenger sieht es ähnlich. "Ich bin froh, dass wir den Platz gerettet haben." Auch wenn noch einige Zeit vergehen wird, bis mit einem neuen Brunnen (hoffentlich) alles wie früher ist.

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