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Verpflegung in Schule und Kita Samtgemeinde Hambergen sponsert Essen in Schulen und Kitas

Caterer erhöhen die Preise. In der Samtgemeinde Hambergen bemerken die Eltern davon zunächst nichts. Die Gemeinde nutzt dazu ein Landesgesetz.
23.05.2023, 05:00 Uhr
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Samtgemeinde Hambergen sponsert Essen in Schulen und Kitas
Von Peter von Döllen

Hambergen. Lebensmittel sind teurer geworden und auch die Betriebskosten steigen. Das spüren offenbar auch Caterer. Der Lieferant, der die Schulen und Kindertagesstätten in der Samtgemeinde Hambergen mit Essen beliefert, hat im Februar den Preis pro Mahlzeit um 45 Cent erhöht, wie Kornelia Götsche aus der Verwaltung erklärt. Statt 3,50 Euro kosten diese nun 3,95 Euro. Die Eltern werden davon aber nichts mitbekommen. Sie zahlen weiter den bisherigen Preis – bis zum Juli kommenden Jahres. Daran soll auch eine weitere Erhöhung um fünf bis zehn Prozent, die der Lieferant bereits angekündigt hat, nichts ändern.

Möglich macht das der niedersächsische Finanzausgleich (NFAG). Das Land Niedersachsen will höhere Ausgaben in öffentlichen Schulen, in Tageseinrichtungen für Kinder und in der Kindertagespflege ausgleichen, die durch höhere Preise bei Energie und Lebensmittel entstanden sind. Die Samtgemeinde Hambergen hat laut Verwaltung im Dezember 2022 einen Betrag von 133.916 Euro für die Schulen und 52.898 Euro für die Kitas erhalten. Rechtliche Vorgaben für die Verwendung des Geldes gibt es nicht, wie Samtgemeindebürgermeister Gerd Brauns erklärt. Auch über eine eventuelle Auszahlung an Eltern sagt das Gesetz nichts. Brauns findet aber: "Es gibt eine moralische Verpflichtung. Wir haben das Geld bekommen, um die Menschen vor Ort zu entlasten." 

Keine Einzelzahlungen

Auf eine persönliche Erstattung wird die Samtgemeinde aber – mit Zustimmung der Politik – verzichten. Das wäre ein zu hoher Aufwand, sagt Brauns. Die gewählte Lösung, den Essenspreis zu "subventionieren" hält er für eine praktikable Lösung, die im Übrigen eine bessere Entlastung der Eltern darstelle.

Die Samtgemeinde bezuschusst die Verpflegung indirekt ohnehin, bemerkt Kornelia Götsche. Schließlich zahlten die Eltern nur die Lieferpreise, wenn aktuell auch nur teilweise, sowie eine Gebühr für das Buchungssystem. Die Samtgemeinde stemme die Kosten der hauswirtschaftlichen Kräfte, die in den Schulen die Essensausgabe übernehmen: insgesamt 44.300 Euro jährlich. Diese verteilen sich auf die Grundschule Hambergen und die Kooperative Gesamtschule (zusammen 19.000 Euro), die Grundschule Wallhöfen (11.300 Euro) und die Grundschule Axstedt (14.000 Euro). Anteilige Energie- und Reinigungskosten kämen noch hinzu.

Geringe Teilnahme an der KGS

Derzeit beliefert die Teufelsmoor Gastronomie und Service gGmbH alle Einrichtungen der Samtgemeinde. Sie war vor einiger Zeit für den vorherigen Lieferanten eingesprungen, der kurzfristig den Betrieb einstellte. Das Essen wird in den Schulen unterschiedlich angenommen, wie Götsche berichtet. Sie hat die Zahlen vom Februar herangezogen und auf einen Tag heruntergerechnet. Demnach wurden im Schnitt in der Grundschule Hambergen 45 Essen, in Axstedt 33 und in Wallhöfen 55 täglich ausgegeben. In der Kooperativen Gesamtschule (KGS) gingen aber nur acht Schüler am Tag zum Essen. Das erscheint eine relativ geringe Zahl.

Über die Gründe könne nur spekuliert werden. Einer könnte im Preis verborgen sein. 3,50 für ein Mittagessen erscheinen angemessen. Wenn die Schüler täglich essen, macht das bei angenommenen 16 Mahlzeiten im Monat 56 Euro. Das kann für manche Familie viel Geld sein, vor allem, wenn mehrere Kinder zur Schule gehen. "Die Frage ist, was Eltern bereit sind, dafür zu bezahlen", sagt Götsche. Ein anderes Argument dürfte vermutlich, beim angebotenen Essen zu suchen sein. Die Lieferanten müssen und wollen ein ausgewogenes und gesundes Essen bieten und das deckt sich nicht unbedingt mit den Vorlieben von Jugendlichen. Das ist ein häufig diskutiertes Problem. Insbesondere ältere Schüler versorgen sich gern selbst im Ort.

Suche nach Lieferanten  

Die Verwaltung will genauer analysieren, wie es mit der Verpflegung von Schulen und Kitas weitergehen kann. Sie hat zunächst den Vertrag mit der Teufelsmoor Gastronomie um ein Jahr verlängert. Im Herbst will sie sich mit Schulleitungen sowie Eltern- und Schülervertretern abstimmen, um eine Ausschreibung zum Schuljahr 2024/2025 vorzubereiten. Die Suche könnte sich allerdings kompliziert gestalten. So sollen alle Einrichtungen durch einen gemeinsamen Lieferanten versorgt werden. Außerdem tummeln sich nicht viele Anbieter auf dem Markt. Und auch das Buchungs- und Bezahlsystem spielt eine Rolle. Abhängig vom Lieferanten müsste das eventuell ausgetauscht werden. Ebenfalls je nach Zuschlag müsste in Geräte investiert werden, die für das Erwärmen, Vorhalten und die Ausgabe nötig sind.

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Ein Kandidat wäre das "Geschmackslabor". Dieser Lieferant versorgt derzeit auch viele Einrichtungen in Osterholz-Scharmbeck - unter anderem die Mensa im Campus. Der Caterer arbeitet mit dem Cook-and-Chill-Verfahren. Die Lebensmittel werden nach der frischen Zubereitung in einem sogenannten Chiller (Schock-Kühl-Verfahren) innerhalb von 90 Minuten auf drei Grad Celsius heruntergekühlt und mit speziellen Transportbehältern energiesparend und umweltschonend transportiert. Dadurch soll einerseits eine „Nachgarung“ verhindert und andererseits „Schwund“ bei den Vitaminen unterbleiben. Der Kernpreis beträgt 3,80 Euro pro Mahlzeit, es gibt Abo-Modelle. Die Gemeinde Hambergen muss den Auftrag allerdings ausschreiben, genau wie die Kreisstadt, die dies bereits 2023 muss, denn der Vertrag mit dem Geschmackslabor läuft aus. 

Zur Sache

Was Worpsweder Kita-Eltern zahlen sollen: 

Die hohen Kosten für Lebensmittel haben Folgen für die Preise der Mittagessen in den Worpsweder Kitas. Geht es nach der Worpsweder Politik, so sollen die Eltern zum Start ins Kitajahr 2023/2024 deutlich tiefer in den Geldbeutel greifen. Die Mitglieder des Ausschusses für Jugend, Soziales, Senioren und Sport sprachen sich einhellig dafür aus, den Preis pro Mittagessen von zwei auf drei Euro zu erhöhen. In den Kitas Kirchenmäuse, Am Wurth Wald und im Kindergarten Südwede ist das ein Kostenanstieg von bis zu 50 Prozent.

Die Worpsweder Verwaltung sieht Handlungsbedarf. Bereits im Jahr 2021 hat die Gemeinde ein Gesamtdefizit in Höhe von 183.100 Euro verbucht. Die Lebensmittelkosten betrugen damals 150.110 Euro, sodass bei Gebühreneinnahmen in Höhe von 130.530 Euro ungedeckte Lebensmittelkosten in Höhe von 19.580 Euro entstanden sind. So spricht sich die Verwaltung für eine Gebührenerhöhung um 25 Prozent pro Mittagessen aus. Mit Blick auf die finanzielle Situation der Gemeinde erschien den Ratsmitgliedern eine Erhöhung um 25 Prozent zu niedrig, sie sprachen sich einhellig für eine Erhöhung um 50 Prozent aus und gaben den Beschluss in die nächste Ratssitzung weiter. „Natürlich ist die Erhöhung um einen Euro pro Mittagessen ein großer Schritt, doch die Entscheidung beinhaltet auch, dass sich die Kitas als Ziel setzen, irgendwann komplett auf Bioprodukte umzustellen“, so Susanne Weichberger von den Grünen. Sie betonte: „Man sollte den Eltern mit der Preisanpassung auch ins Bewusstsein rufen, dass qualitativ gutes Essen auch dementsprechend kostet.“

Stimmen der Gemeinderat und der Verwaltungsausschuss ebenfalls für eine Anpassung der Mittagessenspreise, so würde die Gebühreneinnahme der Gemeinde Worpswede ab dem kommenden Kitajahr von 130.530 Euro auf 208.800 Euro steigen. Hierbei geht die Gemeinde von 348 Kindern aus, die derzeit durchschnittlich für das Mittagessen angemeldet sind. Jährlich würde die Gemeinde bei 200 Betreuungstagen durchschnittlich pro Kind also 600 statt 400 Euro an Gebühren einnehmen.

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