Hambergen. Lebensmittel sind teurer geworden und auch die Betriebskosten steigen. Das spüren offenbar auch Caterer. Der Lieferant, der die Schulen und Kindertagesstätten in der Samtgemeinde Hambergen mit Essen beliefert, hat im Februar den Preis pro Mahlzeit um 45 Cent erhöht, wie Kornelia Götsche aus der Verwaltung erklärt. Statt 3,50 Euro kosten diese nun 3,95 Euro. Die Eltern werden davon aber nichts mitbekommen. Sie zahlen weiter den bisherigen Preis – bis zum Juli kommenden Jahres. Daran soll auch eine weitere Erhöhung um fünf bis zehn Prozent, die der Lieferant bereits angekündigt hat, nichts ändern.
Möglich macht das der niedersächsische Finanzausgleich (NFAG). Das Land Niedersachsen will höhere Ausgaben in öffentlichen Schulen, in Tageseinrichtungen für Kinder und in der Kindertagespflege ausgleichen, die durch höhere Preise bei Energie und Lebensmittel entstanden sind. Die Samtgemeinde Hambergen hat laut Verwaltung im Dezember 2022 einen Betrag von 133.916 Euro für die Schulen und 52.898 Euro für die Kitas erhalten. Rechtliche Vorgaben für die Verwendung des Geldes gibt es nicht, wie Samtgemeindebürgermeister Gerd Brauns erklärt. Auch über eine eventuelle Auszahlung an Eltern sagt das Gesetz nichts. Brauns findet aber: "Es gibt eine moralische Verpflichtung. Wir haben das Geld bekommen, um die Menschen vor Ort zu entlasten."
Keine Einzelzahlungen
Auf eine persönliche Erstattung wird die Samtgemeinde aber – mit Zustimmung der Politik – verzichten. Das wäre ein zu hoher Aufwand, sagt Brauns. Die gewählte Lösung, den Essenspreis zu "subventionieren" hält er für eine praktikable Lösung, die im Übrigen eine bessere Entlastung der Eltern darstelle.
Die Samtgemeinde bezuschusst die Verpflegung indirekt ohnehin, bemerkt Kornelia Götsche. Schließlich zahlten die Eltern nur die Lieferpreise, wenn aktuell auch nur teilweise, sowie eine Gebühr für das Buchungssystem. Die Samtgemeinde stemme die Kosten der hauswirtschaftlichen Kräfte, die in den Schulen die Essensausgabe übernehmen: insgesamt 44.300 Euro jährlich. Diese verteilen sich auf die Grundschule Hambergen und die Kooperative Gesamtschule (zusammen 19.000 Euro), die Grundschule Wallhöfen (11.300 Euro) und die Grundschule Axstedt (14.000 Euro). Anteilige Energie- und Reinigungskosten kämen noch hinzu.
Geringe Teilnahme an der KGS
Derzeit beliefert die Teufelsmoor Gastronomie und Service gGmbH alle Einrichtungen der Samtgemeinde. Sie war vor einiger Zeit für den vorherigen Lieferanten eingesprungen, der kurzfristig den Betrieb einstellte. Das Essen wird in den Schulen unterschiedlich angenommen, wie Götsche berichtet. Sie hat die Zahlen vom Februar herangezogen und auf einen Tag heruntergerechnet. Demnach wurden im Schnitt in der Grundschule Hambergen 45 Essen, in Axstedt 33 und in Wallhöfen 55 täglich ausgegeben. In der Kooperativen Gesamtschule (KGS) gingen aber nur acht Schüler am Tag zum Essen. Das erscheint eine relativ geringe Zahl.
Über die Gründe könne nur spekuliert werden. Einer könnte im Preis verborgen sein. 3,50 für ein Mittagessen erscheinen angemessen. Wenn die Schüler täglich essen, macht das bei angenommenen 16 Mahlzeiten im Monat 56 Euro. Das kann für manche Familie viel Geld sein, vor allem, wenn mehrere Kinder zur Schule gehen. "Die Frage ist, was Eltern bereit sind, dafür zu bezahlen", sagt Götsche. Ein anderes Argument dürfte vermutlich, beim angebotenen Essen zu suchen sein. Die Lieferanten müssen und wollen ein ausgewogenes und gesundes Essen bieten und das deckt sich nicht unbedingt mit den Vorlieben von Jugendlichen. Das ist ein häufig diskutiertes Problem. Insbesondere ältere Schüler versorgen sich gern selbst im Ort.
Suche nach Lieferanten
Die Verwaltung will genauer analysieren, wie es mit der Verpflegung von Schulen und Kitas weitergehen kann. Sie hat zunächst den Vertrag mit der Teufelsmoor Gastronomie um ein Jahr verlängert. Im Herbst will sie sich mit Schulleitungen sowie Eltern- und Schülervertretern abstimmen, um eine Ausschreibung zum Schuljahr 2024/2025 vorzubereiten. Die Suche könnte sich allerdings kompliziert gestalten. So sollen alle Einrichtungen durch einen gemeinsamen Lieferanten versorgt werden. Außerdem tummeln sich nicht viele Anbieter auf dem Markt. Und auch das Buchungs- und Bezahlsystem spielt eine Rolle. Abhängig vom Lieferanten müsste das eventuell ausgetauscht werden. Ebenfalls je nach Zuschlag müsste in Geräte investiert werden, die für das Erwärmen, Vorhalten und die Ausgabe nötig sind.
Ein Kandidat wäre das "Geschmackslabor". Dieser Lieferant versorgt derzeit auch viele Einrichtungen in Osterholz-Scharmbeck - unter anderem die Mensa im Campus. Der Caterer arbeitet mit dem Cook-and-Chill-Verfahren. Die Lebensmittel werden nach der frischen Zubereitung in einem sogenannten Chiller (Schock-Kühl-Verfahren) innerhalb von 90 Minuten auf drei Grad Celsius heruntergekühlt und mit speziellen Transportbehältern energiesparend und umweltschonend transportiert. Dadurch soll einerseits eine „Nachgarung“ verhindert und andererseits „Schwund“ bei den Vitaminen unterbleiben. Der Kernpreis beträgt 3,80 Euro pro Mahlzeit, es gibt Abo-Modelle. Die Gemeinde Hambergen muss den Auftrag allerdings ausschreiben, genau wie die Kreisstadt, die dies bereits 2023 muss, denn der Vertrag mit dem Geschmackslabor läuft aus.