Lübberstedt verzauberte am vergangenen Erntefest-Wochenende die Besucher; Scharmbeckstotel verblüffte und Vollersode ließ es rocken. So könnte man den Vollersoder Festumzug vom Sonnabend und die beiden Erntewagen-Umzüge vom Sonntag auf den Punkt bringen.
Der Festumzug in Scharmbeckstotel präsentierte sich mit dem einen oder anderen Hingucker. So hatte sich die Nachbarschaft "Siebenkluster und Freunde" das Motiv der Schwarzbunten gegeben, also einer schwarz-weiß gefleckten Kuh. Entsprechend war oben auf der Vorderfront des Traktors ein Kuhkopf aus Stroh zu sehen. Zwischen Anhänger und Traktor baumelte eine Glockenattrappe. Und der Hänger selbst war in Stroh schwarz-weiß gehalten. Darüber hinaus hatten sich einige aus der Nachbarschaft in schwarz-weiße Kuhkostüme gehüllt und die Kinder sich als Cowboys verkleidet. „Wir machen jedes Jahr einen neuen Wagen“, sagte Gruppensprecher Arne Breede. Mitfahrerin Marianne Hoffmann ergänzte, dass die Nachbarschaft schon seit 1980 Erntewagen baue.
Mit Liebe zum Detail
Liebevoll ins Detail ging auch die Lesumstoteler „Gute Nachbarschaft“. Sie war mit der Nachbildung einer Dampf-Lokomotive unterwegs. Das Motto: „Mit Volldampf durch Lesumstotel“. Die Wagen-Besatzung hatte sich in passende Lokführer-Bekleidung gewandet: karierte Hemden, Latzhosen, Mützen und rote Halstücher. Die Gesichter waren dazu wie vom Ruß leicht eingeschwärzt.

Gute Nachbarschaft: Diese Gruppe aus Lesumstotel zog mit ihrer nachgebauten Dampflok die Blicke auf sich.
Insgesamt 55 Umzugswagen und Fußgruppen hatten sich in Scharmbeckstotel laut Leonie Reichelt vom Erntefestkomitee angemeldet. Komitees aus Lesumstotel-Werschenrege, Pennigbüttel, Osterholz und Buschhausen seien ebenso dabei gewesen wie auch die Fußballer der Ersten Herren vom SV Komet Pennigbüttel und vom ATSV Scharmbeckstotel. Eine Reihe von weniger aufwendig dekorierten Partywagen habe sich ebenfalls nach Scharmbeckstotel aufgemacht, so Reichelt. Auf einem, auf "You Korn", wollte nach eigener Aussage Alina Stoll aus der Kreisstadt mit Freundinnen mitfahren. „Die Erntefeste in Scharmbeckstotel und Osterholz sind meine Favoriten", sagte Stoll und lachte.
Partyspaß in Vollersode
Am Vortag harrten an der Straße Im Segen in Vollersode Marie Weiß und ihre Freunde geduldig an der Zuwegung zum Festplatz aus. Sie warteten am frühen Sonnabendabend auf das Eintreffen des Festumzugs. „Wir sind hier, um zu feiern“, sagte die Lilienthalerin. „Wir besuchen jedes Erntefest.“ Nächste Woche gehe es nach Bornreihe. Von Lilienthal nach Vollersode? Die Mutter habe sie hergebracht und werde sie bei Anruf auch wieder abholen, antwortete Marie Weiß.

Machte Party in Vollersode: Die Festwagen-Besatzung aus Hellingst.
Die 16-jährige Ruth Twardowski hatte es nicht ganz so weit. Sie komme aus Wallhöfen, sagt sie. „Hier geht was ab“, schaute sie zuversichtlich auf die Party im Festzelt. Der 19-jährige Pravin Mahalingam ist Vollersoder. Er sei in Baden-Württemberg aufgewachsen, aber: „Da gibt es keine Erntefeste.“ Um so mehr freue er sich, dass er am kommenden Wochenende beim Bornreiher Erntefest mit der Erntecrew Hüttenbusch mitfahren dürfe. Unterdessen war der 38-jährige Mirko Hack aus Leipzig angereist, um dem Umzug beizuwohnen. Das habe er letztes Jahr schon mal gemacht, sagte er. „Die beleuchteten Trecker gefallen mir.“ Das sei jedes Jahr „ein Highlight“, pflichtet ihm die Im-Segen-Anwohnerin Edith Thobaben bei.

Gastgeber beim Umzug in der Abenddämmerung: Das Vollersoder Erntefestkomitee.
Wie am Sonntag in Scharmbeckstotel wurden auch am Sonnabend in Vollersode 55 Gruppen und Gefährte gezählt, so Björn Bödeker vom Vollersoder Erntefestkomitee. Sehenswerte Gespanne brachten dabei die Dorfjugend von Oldendorf mit ihrem Märchenwald-Motiv und die Feierfreunde Ohlenstedt mit ihrer Raketen-Astronauten-Weltraum-Dekoration auf die Straße. Die Partywagen waren hingegen am Ende des Zuges platziert worden. „Wir sind froh, dass wir den Abendumzug im Trockenen und ohne Vorfälle durchführen konnten“, freute sich Komiteemitglied Bödeker. Beeindruckend sei auch für ihn gewesen, wie viele Menschen entlang der Umzugsstrecke anzutreffen waren. „An vielen Stellen wurde gegrillt und mitgefeiert“, so seine Beobachtung.
Lübberstedt hat Nachbarn zu Gast
„Bei uns sind 29 Wagen an den Start gegangen“, sagte am Sonntagnachmittag Lüberstedts Erntedankfest-Komitee-Vorsitzender, Tjorben Prigge. Das sei bei 700 Einwohnern doch recht ordentlich. „Die Ohlenstedter waren dabei natürlich ein großes Brett. Die waren allein mit sechs Gespannen dabei“, so Prigge, der die nachbarschaftliche Verbundenheit zu schätzen wusste. Angeführt von einer historischen Feuerwehrkutsche und gefolgt von den Lübbster Trecker- und Oldtimer-Freunden tuckerte der Zug gemächlich durch die Ortschaft. Mit von der Partie waren unter anderem die Sonntagsfahrer und die Feiergeier aus Lübberstedt. Zum Ende begrüßte Sven Balke alle Einheiten auf dem Festplatz. Bei der Auszeichnung der schönsten Umzugswagen entschied sich die Jury für die Weizendesigner. Bei der Prämierung der Ehrenpforten landete die Wiesenstraße mit der Raupe Nimmersatt ganz vorne.

Die Biloher hatten eine große Kaffeekanne zum Umzug nach Lübberstedt mitgebracht.
Guter Dinge zeigten sich alle drei Komiteemitglieder über ihre Partys, den Umzügen vorausgegangen waren. Lübberstedt hatte sich dazu das Motto „Lübberstedt bebt“ gegeben. „Wir waren am Freitagabend ausverkauft“, freute Komitee-Vorsitzender Prigge. In Vollersode habe man 450 Karten verkaufen können, teilte Bödeker zur Fete am Sonnabenabend mit, während in Scharmbeckstotel nach Einschätzung von Reichelt wohl bis zu 2300 Menschen das Party-Zelt aufgesucht hatten. Auch das Gewitter habe dem Vergnügen keinen Abbruch getan. „Das hat sich draußen und drinnen verteilt.“
Komitees trotz Regens zufrieden
Generell waren die Komitee-Sprecher auch mit dem Verlauf weiterer Programmpunkte zufrieden, ob Bunte Nachmittage oder Laternenumzüge. Es sei insgesamt eine friedliche Veranstaltung ohne größere Probleme gewesen, so Bödeker. „Leider hat das Wetter in diesem Jahr nicht so ganz mitgespielt“, räumte der Vollersoder ein. Das habe sich ein wenig auf die Besucherzahlen ausgewirkt. „Wir hoffen, dass im nächsten Jahr günstigeres Wetter ist und die Open-Air-Programmpunkte ein wenig besser angenommen werden,“ bilanzierte auch Prigge. Dann wäre es vollkommen gewesen.

Beim Umzug in Lübberstedt hatte der Wagen der Sonntagsfahrer ein Heimspiel.
Traditionell gehören zu den Ernte-Feierlichkeiten auch Festgottesdienste. So versah Pastor Björn Beißner in Lübberstedt den Predigtdienst. Er verwies darauf, dass in früheren Gesellschaften das Leben besonders stark auf dem Miteinander aufgebaut gewesen sei. Ohne das Zusammenwirken einer Gemeinschaft wäre das Einbringen der Ernte gar nicht möglich gewesen, betonte der Pastor.