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Worpsweder Museum macht Minus Hilfe für das Haus im Schluh: Kreis plant jährlichen Zuschuss ab 2026

Das Haus im Schluh steckt in finanziellen Nöten. Der Landkreis Osterholz sieht ab 2026 eine finanzielle Unterstützung vor, um die Existenz des Worpsweder Museums zu sichern. Was es damit auf sich hat,
12.09.2025, 11:00 Uhr
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Hilfe für das Haus im Schluh: Kreis plant jährlichen Zuschuss ab 2026
Von Bernhard Komesker

Museum, Shop und Weberei: Das Haus im Schluh bietet den Besuchern auf Schritt und Tritt Kunst- und Kulturgeschichtliches von Weltrang. Betreut und betrieben wird die Worpsweder Hofanlage mit ihren fünf Ferienwohnungen bis heute von den Nachfahren Martha Vogelers, Heinrich Vogelers erster Ehefrau, die sich 1920 dort niederließ. Bislang ist es der Familie mithilfe von Förderverein und Heinrich-Vogeler-Stiftung gelungen, ohne einen regelmäßigen Betriebskostenzuschuss der öffentlichen Hand auszukommen. Das wird sich im kommenden Jahr voraussichtlich ändern.

Wenn es nach dem Kulturausschuss des Kreistags geht, sollen ab 2026 jährlich bis zu 47.000 Euro vom Landkreis an die Träger-Stiftung fließen. Die einstimmige Beschlussempfehlung wird Gegenstand der Haushaltsberatungen sein, die im November/Dezember anstehen. Die allgemeine Teuerung, so die Erkenntnis von Politik und Verwaltung, habe ein Finanzloch entstehen lassen, das der Schluh mit Bordmitteln nicht mehr stopfen kann. Die denkmalgeschützte Einrichtung sei personell schon denkbar schlank aufgestellt, teilte die Verwaltung den Abgeordneten mit. So setze der Schluh maximal auf Ehrenamt und Minijobs, Honorarkräfte und Aufwandspauschalen, um die laufenden Kosten halbwegs im Griff zu behalten. Dennoch wird seit 2022 ein Defizit von rund 35.000 Euro pro Jahr eingefahren, das nicht mehr länger aus Stiftungsrücklagen beglichen werden kann, wie Schluh-Geschäftsführer Markus Schmidt dargelegt hat.

Zuschuss soll gedeckelt werden

Obwohl es sich um ein professionelles Museum handelt, kommt das Haus im Schluh bisher mit einem Gesamtbudget von 163.000 Euro aus. Ein externes Gutachten, das bei der Rezertifizierung für das Museumssiegel der Jahre 2026 bis 2032 erstellt wurde, hat Schmidt zufolge gezeigt, dass der Schluh seine Erlöse nicht so weit steigern kann, dass man aus den roten Zahlen kommt. Aktuell werden 11.000 Besucher pro Jahr gezählt, die Potenziale der Ferienwohnungen und des Museumsladens gelten als nahezu ausgeschöpft. Bei Management und künstlerischer Leitung bahnt sich überdies ein Generationswechsel mit einem absehbaren Anstieg der Personalkosten an.

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Da der Landkreis in einem vergleichbaren Fall, der Worpsweder Kunsthalle, bereits einen jährlichen Personalkostenzuschuss von 12.000 Euro für die dortige Stiftung der Familie Netzel leistet, ist es aus Sicht der Kreisverwaltung nur fair, die Heinrich-Vogeler-Stiftung nicht schlechter zu stellen. Bei der Kunsthalle ist der institutionelle Zuschuss inzwischen auf 72.000 Euro gedeckelt, seit die Förderung 2020 mit zunächst 60.000 Euro begann. Bei kleinerem Defizit wird weniger gezahlt, und alle sechs Monate ist die ordnungsgemäße Betriebsführung nachzuweisen. So ist es nun auch für die Heinrich-Vogeler-Stiftung vorgesehen, mit der eine Vereinbarung zum Schluh-Betrieb mit einer Obergrenze von 47.000 Euro abgeschlossen werden soll.

Auf fremde Hilfe angewiesen

"Angesichts der Haushaltssituation fällt es dem Landkreis nicht leicht, in einen neuen Bereich als Geldgeber einzusteigen", gestand Kulturdezernent Dominik Vinbruck bei der Vorlage des entsprechenden Verwaltungsvorschlags. "Trotzdem halten wir es notwendig, denn ohne Hilfe von außen wird es das Haus im Schluh nicht weiter schaffen." Der Landkreis sieht laut Sitzungsdrucksache eine Mitverantwortung der öffentlichen Hand bei der Existenzsicherung kulturell bedeutsamer Einrichtungen. Anders verhält es sich mit deren Weiterentwicklung: Besagtes Gutachten hat ergeben, dass jährlich 50.000 bis 85.000 Euro nötig wären, um das Ensemble und seinen Inhalt in eine auch wirtschaftlich bessere Zukunft zu führen. Das müsse – beim Schluh wie auch anderswo – aus eigenem Antrieb, durch Freunde und Förderer erfolgen, so die Verwaltung.

Neben dem Barkenhoff, der Großen Kunstschau und der Worpsweder Kunsthalle ist der Schluh eine der vier Säulen im Museumsverbund, der regelmäßig mit überregional beachteten Gemeinschaftsausstellungen für Furore sorgt, so aktuell auch mit "Paula Modersohn-Becker und ihre Weggefährtinnen". Als einziges Haus der vier Museen finanzierte sich der Schluh bislang komplett aus Eigenmitteln, wie der UWG-Abgeordnete Jochen Semken hervorhob. Der Hotelier aus Worpswede stellte dankbar fest: "Wenn sich die Familie bisher nicht so stark eingebracht hätte, dann wäre die Frage schon früher auf uns zu gekommen." Vom Betrieb der Worpsweder Museen hingen gemeindeweit 400 bis 800 Arbeitsplätze ab, fuhr Semken fort. "Auch daran muss man denken, damit das Rad sich weiter dreht."

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Wilfried Pallasch von der Bürgerfraktion bekräftigte, das Haus im Schluh sei in Sachen Kunst und Atmosphäre eine einzigartige Einrichtung. Möglicherweise gebe es bei der gastronomischen Nutzung noch Luft nach oben, aber für ihn gehe es auch um die Gleichbehandlung, so Pallasch: "Wenn wir der Stiftung Netzel helfen, dann können wir hier gar nicht Nein sagen." Klaus Sass (SPD) nickte, gab aber zu bedenken, dass sich damit zugleich die Tür für neue Begehrlichkeiten weiter öffne. Darüber, so Sass, müsse in nicht-öffentlicher Sitzung noch geredet werden. Reinhard Seekamp (Linke) gab zu Protokoll, für ihn sei "Worpswede ohne das Haus im Schluh undenkbar". Es habe neben dem Barkenhoff die bewegteste und bedeutendste Geschichte.

Info

Informationen zum Haus im Schluh sind im Internet unter der Adresse www.vogeler-worpswede.de zu finden.
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