Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Weitere Landkreis-Hilfen nötig Kulturstiftungen: Fusionspläne vertagt, Worpsweder Kunsthalle in Not

Bange Blicke im Kulturausschuss: Die geplante Fusion von Kreis-Kulturstiftung und Barkenhoff-Stiftung muss vorerst vertagt werden. Und die in Not geratene Worpsweder Kunsthalle braucht weitere Landkreis-Hilfen.
05.09.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Kulturstiftungen: Fusionspläne vertagt, Worpsweder Kunsthalle in Not
Von Bernhard Komesker

Die Fusionspläne von Kreis-Kulturstiftung und Barkenhoff-Stiftung sind ins Stocken geraten. Der Nutzen, den sich der Landkreis Osterholz durch den Abbau von Doppelstrukturen erhofft, lässt damit weiter auf sich warten. Der geplante Termin für den Zusammenschluss als "Stiftung Worpsweder Museen" zum 1. Januar 2025 ist nach den Worten von Kreisdezernent Dominik Vinbruck nicht mehr zu halten. Außerdem muss nun die Hilfe für die notleidend gewordene Kunststiftung Friedrich Netzel verlängert werden, die eigentlich zum Jahreswechsel enden sollte. Der Kulturausschuss des Kreistags will den Betreibern der Worpsweder Kunsthalle im nächsten Jahr noch mal 72.000 Euro zukommen lassen; darüber entscheidet der Kreistag am 5. Dezember. "Um 2030 herum", so Vinbruck, könne die Netzel-Stiftung als Dritte im Bunde in dem bis dahin fusionierten Gebilde aufgehen, wenn sie nicht allein aus den roten Zahlen kommt.

Worum geht's bei der Fusion?

Mit der Kulturstiftung des Landkreises (Große Kunstschau, Kaffee Worpswede) und der privatrechtlichen Barkenhoff-Stiftung (Vogeler-Museum, Worpsweder Archiv) sollen nun zunächst zwei ungleiche Partner zusammenkommen, deren Ziele und Arbeitsfelder sich aus Verwaltungssicht jedoch gut ergänzen. Vinbruck sagt, er betrachte anfängliche Zweifel und Bedenken der Worpsweder Seite als ausgeräumt – "auch wenn noch Gesprächsbedarf bestehen mag". Seinerzeit ging es um Fragen von Künstlerförderung und Vermögenszuordnung (wir berichteten). Gremienstruktur, wissenschaftlich-künstlerische Leitung und kaufmännische Führung, Mitarbeiterschaft, Liegenschaften, Sammlungsobjekte: Alles soll in einer neuen Stiftungssatzung unter einen Hut gebracht werden.

Woran hakt es?

Die jüngste Verzögerung der Elefantenhochzeit entstand nach Angaben des Dezernatsleiters durch juristische Hürden bei den bisherigen Stiftungszwecken und -satzungen sowie durch die Auslegung des seit 2023 geltenden neuen Bundesrechts, welches die Fusion erst möglich macht. Vinbruck: "Stiftungen sind ja eigentlich Konstrukte, die für die Ewigkeit gemacht sind."

Das Organisatorische nehme neben dem normalen Museumsbetrieb und dem großen Sanierungsvorhaben rund um das Kaffee Worpswede viel Zeit in Anspruch, zumal es auch Umbesetzungen im Innenministerium des Landes gab, welches die Stiftungsaufsicht führt. Mit Hannover wolle der Landkreis "die geplante Fusion so besprechen, dass die neue Stiftung auskömmlich ausgestattet ist". Es bleibe das feste Ziel des Landkreises, Barkenhoff- und Kultur-Stiftung zusammenzubringen – "und zwar so schnell, wie es verantwortbar geht".

Welche Rolle spielt die Kunststiftung Netzel?

Damit die heutigen Träger von Kunstschau und Barkenhoff zunächst Zeit zum Zusammenwachsen erhalten, bleibt die Worpsweder Kunsthalle vorläufig auf sich allein gestellt.

Die Osterholzer Finanzspritze soll einstweilen ihr Überleben sichern – trotz schwieriger Lage im Kreishaushalt, wie Vinbruck betont. Die Sammlung Netzel sei ein wichtiges Kleinod; sie müsse zusammengehalten werden und öffentlich zugänglich bleiben, und zwar in Worpswede, so das Credo des Dezernenten und der Ausschussmehrheit.

Um wie viel Geld geht es?

In den fünf Jahren seit 2020 hat der Landkreis insgesamt 222.000 Euro an die Worpsweder Kunsthalle und ihre ehrenamtliche Geschäftsführung überwiesen. Während die Kreis-Kulturstiftung mit jährlich 400.000 Euro bezuschusst wird, sollte die Stiftung Netzel 2025 eigentlich wieder auf eigenen Beinen stehen. Doch da die Kunsthalle schon 2019 ein strukturelles Jahresdefizit von 60.000 Euro eingefahren hatte, hat sich die Lage seit Corona und der Inflation nicht verbessert – trotz erkennbarer Professionalisierung, so Vinbruck. Von den jährlich 72.000 Euro, die nach gründlicher Prüfung bis 2030 das Betriebsdefizit decken helfen sollen, sind 12.000 Euro als Personalkostenzuschuss gedacht.

Was sagen die großen Fraktionen?

Rainer Sekunde (CDU) hält den Vorschlag zur Rettung der Kunsthalle für "eine Glanzarbeit der Verwaltung". Die Union werde ihn auch bei der Haushaltsdebatte unterstützen, es handele sich um ein Alleinstellungsmerkmal. "Worpswede ist uns lieb und teuer", sagt Sekunde. Der mit Landeshilfe erstellte Masterplan fürs Künstlerdorf, zu dem auch die Stiftung Netzel im Museumsverbund beitrage, nähere sich der Vollendung. Nach Angaben von Michael Harjes (SPD) sehen die Genossen eine weitere Förderung der Kunsthalle ebenfalls wohlwollend. Das Ausmaß sei keineswegs üppig, wie ein Ortstermin gezeigt habe. "Da ist hart verhandelt worden."

Wie positionieren sich die übrigen Abgeordneten?

Grüne und UWG wollen gegenwärtig weder Ja noch Nein sagen. Nötig sei eine Gesamtschau während der Etatberatung im Dezember, die schmerzhafte Einschnitte erfordern werde, warnt Fraktionschefin Dörte Gedat. FDP-Mann Timo Koschnick indes sieht sich auf der Seite von CDU und SPD. Er sagt: "Kunst und Kultur muss man sich leisten wollen." Reinhard Seekamp (Linke) wiederum teilt die Zweifel der Grünen an einer durchgreifenden Besserung. Der Handlungsdruck sei so groß, dass eine durchgreifende Lösung nicht auf 2030 vertagt werden solle. Während sich die AfD nicht öffentlich geäußert hat, richtet Jochen Semken (UWG) seine Hoffnungen auf die Synergien eines Dreier-Bündnisses. Er sagt: "Worpswede ohne die Kunsthalle kann ich mir nicht vorstellen."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)