Landkreis Diepholz. Ziele gibt es genug, doch eines haben Katrin Kurtz und Mechthild Strake besonders im Blick. „Wir brauchen eine unabhängige Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen“, sagen die beiden Frauen, die seit Kurzem die neue Spitze des Behindertenbeirates des Landkreises Diepholz bilden. Auch die Barrierefreiheit und die Mobilität wollen sie weiter verbessern.
Mechthild Strake aus Neubruchhausen und Katrin Kurtz aus Lahausen sind beide Mütter eines Kindes mit einer Behinderung. Schon deshalb sind sie längst zu Expertinnen geworden, was Rechte, Rahmenbedingungen, Probleme und Herausforderungen auf dem Gebiet angeht – gerade in Bereichen wie Schulbesuch, Wohnen und Kontakt mit Behörden. Beide Frauen haben zudem schon viele Jahre Erfahrung in der Gremienarbeit. Auch der Kreisbehindertenbeirat ist für sie kein Neuland. Denn Strake war bereits zehn Jahre lang die Vorsitzende des Gremiums. Nun ist sie Stellvertreterin und Kurtz Vorsitzende. Strake steht jetzt der Landesarbeitsgemeinschaft „Gemeinsam leben – gemeinsam lernen“ vor, einem Dachverband für Initiativen in Niedersachsen, der sich für Menschen mit Behinderungen einsetzt. Auch Kurtz ist dort aktiv.
„Wir haben schon ganz viel zusammen gemacht“, fasst Kurtz zusammen. Zum Beispiel seien sie auch im Kreiselternrat einige Jahre gemeinsam aktiv gewesen. „Dabei sind wir grundverschieden“, fügt Kurtz hinzu und Strake ergänzt: „Das ist sehr gewinnbringend.“ Beide Frauen schätzen auch den Austausch untereinander. Und sie erinnern sich außerdem noch gut an die Anfänge des Kreisbehindertenbeirates im Jahr 2006. „Angestoßen haben wir das aber schon 2003“, sagt Strake. Ein Gutachten habe ergeben, dass es wenig Transparenz für Menschen mit Behinderungen im Landkreis gebe. „Es gab Beiräte in einzelnen Orten, aber es fehlte das Bindeglied, auch zum Land“, so Strake. Der Kreisbehindertenbeirat sei schließlich von der Politik als Selbstvertretung initiiert worden, weiß Kurtz zu berichten. „Wir arbeiten autonom, die Politik soll uns unterstützen“, sagt sie.
Die Satzung, die der Landkreis dem Beirat nach einem einstimmigen Votum der Politik gegeben hat, sei eine gute. Darin ist etwa festgelegt, dass das Grundgesetz die Richtschnur der Arbeit des Beirates ist, wie auf der Homepage des Landkreises zu erfahren ist. Es dürfe niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. „Der Beirat will Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen Mut machen, sich zu ihren Interessen zu äußern. Die Beiratsmitglieder möchten auch einzeln zu konkreten Anliegen angesprochen werden und versuchen, als Vermittler und Fürsprecher sachgerechte Lösungen zu finden“, fasst der Landkreis zusammen.
„Wir werden oft um Rat gefragt“, berichtet Strake auch aus der täglichen Arbeit, die die 21 Mitglieder des Beirates allesamt ehrenamtlich leisten. Unter anderem gehe es dabei häufig um Probleme mit Ämtern. „Die Angehörigen erzählen uns von ihren Schwierigkeiten, wir gehen das dann mit ihnen durch“, beschreibt sie weiter. Doch Kurtz betont: „Rechtsberatung dürfen wir nicht anbieten.“ Der Bedarf sei aber da.
Auch deshalb setzt sich der Beirat für eine unabhängige Beratungsstelle ein. „Das wird aber auch vom Bundes- und Teilhabe-Gesetz gefordert“, sagt Strake. Die politische Diskussion im Landkreis dazu steht noch an, aber Kurtz und Strake haben schon Vorstellungen, wie das Angebot aussehen sollte. Eine Beratungsstelle in Diepholz wäre ihnen nicht zentral genug. „Das muss auch eine aufsuchende Beratung sein und ganz niederschwellig“, sagt Kurtz.
Auch das Thema Inklusion ist ein zentrales für den Beirat. Der Landkreis habe den Auftrag angenommen, einen Aktionsplan aufzustellen, so Kurtz. „Inklusion bedeutet Gleichstellung“, betont Strake. Viele könnten sich aber nicht vorstellen, wie Inklusion klappen kann. Das hänge auch damit zusammen, dass oft nicht die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen würden, denken die Frauen zum Beispiel im Hinblick auf die Schulen. „Die Politik ist nicht gewillt, Nägel mit Köpfen zu machen“, so ihr Eindruck. Zwei ihrer Ziele sind deshalb ganz grundsätzliche: „Wir müssen auch Ängste nehmen und eine gemeinsame Basis finden.“