Es ist eine Geschichte, an die Andreas Dettmer bei seinem ersten Schützenfest als neuer erster Vorsitzender des Schützenvereins Stuhr wahrscheinlich nicht einmal im Traum gedacht hätte. Ein nicht ganz freiwilliger Gast aus Norwegen sorgte mit seinem Erscheinen für viel Wirbel rund um die Feier in Alt-Stuhr. Und hält den Verein weiter in Atem.
Aber der Reihe nach: Während die Schützen aus Stuhr am Sonnabend ausgelassen auf ihrem Festgelände an der Stuhrer Landstraße feierten, strandete ein Ehepaar aus Norwegen mit seinem Auto auf der Durchreise am Autobahnzubringer in Arsten. Der 65-jährige Mann machte sich nach Polizeiangaben mit dem Fahrrad auf den Weg, um Benzin zu holen. Seine Frau blieb am Wagen zurück. Weil der Mann aber nach mehreren Stunden noch nicht zurück war, alarmierte die 66-Jährige die Polizei. Diese leitete sogar eine Fahndung nach dem vermissten Mann ein.
Gegen 1 Uhr erhielten die Bremer Polizisten dann einen Anruf von ihren Kollegen aus der Dienststelle Weyhe. Diese hatten den Mann beim Stuhrer Schützenfest aufgegriffen. Angetrunken hatte er den Weg zurück zu seinem Wagen nicht mehr gefunden, heißt es von den Beamten. Mit dabei hatte der Mann aber zwei Flaschen Kraftstoff. „Ich habe das gar nicht mitbekommen“, sagt Andreas Dettmer mit einem Schmunzeln rückblickend über den Verlauf des Abends. Auch die anderen Schützen hätten die Geschichte rund um den internationalen Gast erst am Sonntag erfahren. Da saßen die Mitglieder gerade beim gemeinsam Essen bei ihrem König. Plötzlich meldeten sich die Handys einiger Mitglieder, die ungläubig die Meldung über den Mann aus Norwegen lasen, berichtet Dettmer.
Norwegische Medien berichten über den Fall
Nach dem WESER-KURIER berichteten immer mehr Portale über die Geschichte. „Das ist eine völlig unglaubliche Story“, findet Andreas Dettmer, der die Nachricht auch gleich in seine Ansprache bei der Königsproklamation am Sonntagabend einbaute. „Das hat für Stimmung gesorgt“, berichtet er über die Reaktionen aus dem Festzelt. Und die „unglaubliche Story“ sollte noch weitere Kreise ziehen.
Auch norwegische Medien und lokale Radiosender seien auf den Vorfall aufmerksam geworden, erzählt Andreas Dettmer. Für ihn sei wichtig gewesen, den Mann auch persönlich kennenzulernen. Daher verfasste der Schützenverein einen Aufruf und suchte den Mann über unsere Zeitung. Außerdem erkundigte sich Dettmer direkt bei der Polizei. „Sie haben alles bestätigt“, sagt er.
Einen Namen durften ihn die Beamten allerdings nicht nennen. Am Dienstag tingelte Dettmer dann durch zwei Radiosender in Bremen. „Wir machen den Spaß gerne mit“, sagt der Neuling auf dem Vorstandsposten. Der Schützenverein plane, den norwegischen Gast zum nächsten Schützenfest einzuladen, berichtet Dettmer. Auch die Übernachtung würde der Verein bezahlen.
Am Mittwoch kam dann eine Nachricht aus Norwegen: Ein Redakteur der norwegischen Zeitung Dagbladet aus Bergen hatte von der Geschichte erfahren, und behauptet, den außergewöhnlichen Schützenfestgast zu kennen. Dieser komme wohl aus einem Außenbezirk der zweitgrößten Stadt Norwegens, sagte Andreas Dettmer. Er wolle nun ein Gespräch mit dem Redakteur führen.
Das erste Schützenfest unter seiner Regie wird Dettmer wohl so schnell nicht mehr vergessen.