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An der Grundschule Tarmstedt Tempo 30: Jetzt stehen die Schilder

Jetzt stehen auch die Schilder, die anzeigen, dass an der Grundschule Tarmstedt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern gilt – von Montag bis Freitag jeweils von 7 bis 16 Uhr.
08.08.2020, 14:00 Uhr
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Von Johannes Heeg

Tarmstedt. Es ist vollbracht. In diesen Tagen hat die Straßenmeisterei die Schilder aufgestellt, die anzeigen, dass im Bereich der Grundschule Tarmstedt die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduziert ist. Und zwar von Montag bis Freitag jeweils von 7 bis 16 Uhr. Damit ist nun sozusagen Gesetz, wofür der Elternrat der Grundschule seit Anfang 2018 mit Argumenten, Leidenschaft und Beharrlichkeit gekämpft hat. „Wir freuen uns für die Kinder aus dem Kindergarten, aus der Grundschule und der KGS, dass deren Weg nun hoffentlich sicherer wird“, so die Vorsitzende Wiebke Scheidl. Ein wenig getrübt wird die Feierstimmung von Wiebke Scheidl und ihren Mitstreiterinnen vom Elternrat allerdings dadurch, dass der verkehrsberuhigte Bereich kleiner ist als sie gehofft hatten.

Bei einem Treffen an der Hauptstraße zeigte sich zweierlei. Erstens werden die Tempo-30-Schilder offensichtlich von kaum einem Auto- oder Lkw-Fahrer beachtet. Gefühlt mit 50 bis 60 Sachen brettern die meisten wie eh und je über das kerzengerade Stück der Landesstraße, an der die Schule liegt. Nur wenige gehen mit dem Tempo herunter, was sich auch sofort am deutlich reduzierten Geräuschpegel der vorbeifahrenden Autos und Laster zeigt. Wie schnell sie unterwegs sind, könnte das Tempomessgerät der Gemeinde anzeigen, das derzeit in Höhe der Schule an einem Laternenmast montiert ist. Doch das Display bleibt einstweilen schwarz, weil die Verwaltung das Gerät erst einmal auf die neue Höchstgeschwindigkeit einstellen müsse, wie es auf Anfrage heißt.

Das andere, das die Elternvertreterinnen noch stört: In Richtung Ortsmitte endet der Tempo-30-Bereich bereits in Höhe von Hausnummer 8. Fest gerechnet habe sie damit, dass der verkehrsberuhigte Bereich von der Ampel Schulstraße bis zur Ampel Gartenstraße reichen wird, so Wiebke Scheidl. „So ist das bei dem Ortstermin im Januar ganz klar besprochen worden“, sagt sie. Nun fühle sie sich „veräppelt“. Denn der relativ schmale Gehweg auf der Schulseite sei ja das Problem, insbesondere wenn die Kinder zu zweit, zu dritt oder zu viert nebeneinander gingen und dann noch Rollerfahrer oder Radfahrer dazu kämen.

Nun aber steht das Tempo-30-Schild, wo es steht, und es wird wohl auch dort bleiben, in Höhe von Haus Nummer acht. Denn auf Anfrage unserer Redaktion erklärt Gerd Hachmöller vom Landkreis Rotenburg: „Die Länge der angesprochenen Geschwindigkeitsreduzierung ist korrekt.“ Diese Art der Geschwindigkeitsreduzierung sei schon gesetzlich nur im unmittelbaren Bereich vor der Schule möglich. „Hierzu war in dem besagten Gespräch damals auch deutlich gemacht worden, dass diese Beschilderung gesetzlich maximal für 300 Meter aufgestellt werden darf und passende Standorte gefunden werden müssten“, so Hachmöller. Eine Aufstellung vor dem Einmündungsbereich Gartenstraße sei somit rechtlich durch die Begrenzung auf den unmittelbaren Bereich vor der Schule nicht möglich. „Zu nahe dürfte eine solche Beschilderung an die Ampel sowieso nicht heranreichen, da ansonsten die Sicht auf die Ampel bedeckt wird“, so der Sprecher der Kreisverwaltung.

Trotz der aus ihrer Sicht nicht idealen Lösung sei sie froh über das Erreichte, sagt Kerstin Holle. Und auch Saskia Schnackenberg freut sich: „Das ist ein großer Erfolg im Sinne der Kinder.“ Dabei sei der Weg bis dahin „mit mancher Schrecksekunde“ verbunden gewesen, meint Wiebke Scheidl. Wie berichtet, hatten die Elternvertreter über eine Unterschriftenaktion und eine Online-Petition zwar erreicht, dass der Landkreis Rotenburg seinen langjährigen Widerstand gegen Tempo 30 vor der Tarmstedter Grundschule im Januar aufgab und die Aufstellung der Schilder anordnete.

Doch dann tat sich Monate lange gar nichts. Mitte Mai kam durch eine Nachfrage unserer Redaktion ans Licht, woran das lag, dass die Schilder einfach nicht kamen: Das niedersächsische Verkehrsministerium wollte die Verkehrsberuhigung ausbremsen. Man sehe "keine Grundlage für die Anordnung von Tempo 30 im Zuge der Ortsdurchfahrt Tarmstedt“, hieß es in der Antwort aus Hannover. Die Verhältnisse in Bezug auf die Verkehrssicherheit seien "sehr gut".

Die Argumente des Ministeriums gegen Tempo 30 erwiesen sich jedoch schnell als schwach bis unsinnig. So solle die Schule angeblich gar nicht direkt an der viel befahrenen Hauptstraße liegen. Dass das Quatsch ist, hat der zuständige Staatssekretär dann selbst gemerkt, als er sich mit Hilfe von Satellitenbildern ein Bild von der tatsächlichen Lage gemacht hatte. Kleinlaut vollzog das Verkehrsministerium eine komplette Kehrtwendung und teilte schließlich mit, man habe nichts mehr gegen einen Tempo-30-Bereich.

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