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Unternehmen in Stuhr: Brinkumer Firma Kubikfoto ist mit zwei Webawards ausgezeichnet worden Konstrukteure virtueller Bilderwelten

Stuhr-Brinkum. Überall an den Wänden in dem alten Fachwerkhaus hängen alte Bilder, von klassischen Stillleben in geschnitzten Holzrahmen bis zu Popart-Zeichnungen ist alles vertreten. Davor stehen Stative für Kameras und weitere Fotografen-Ausrüstung.
12.08.2016, 00:00 Uhr
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Konstrukteure virtueller Bilderwelten
Von Esther Nöggerath

Stuhr-Brinkum. Überall an den Wänden in dem alten Fachwerkhaus hängen alte Bilder, von klassischen Stillleben in geschnitzten Holzrahmen bis zu Popart-Zeichnungen ist alles vertreten. Davor stehen Stative für Kameras und weitere Fotografen-Ausrüstung. Man könnte leicht auf die Idee kommen, dass man sich in ein Künstleratelier verirrt hat, wenn man die Räume von Kubikfoto betritt. Mit Kreativität hat die Arbeit der zehn Mitarbeiter dort in der Tat zu tun, allerdings nicht auf Leinwand oder Papier, sondern ausschließlich in der digitalen Welt.

Das Unternehmen entwirft, programmiert und gestaltet interaktive Seiten und Kampagnen für das Internet, alles auf Basis von eigenen Fotografien. Und das offenbar sehr erfolgreich: Kubikfoto ist für sein jüngstes Projekt „Gestrandete Wale“ gleich mit zwei internationalen Webawards ausgezeichnet worden, dem „fwa“ und „awwwards“. „Das sind so die angesehensten Webawards, die es weltweit gibt, die gehen sonst eher an Unternehmen in London oder sonst wo, aber eher nicht nach Stuhr“, freut sich Holger Weber, einer der Mitbegründer von Kubikfoto, über die Auszeichnung.

Dem Unternehmen liegen vor allem Themen wie Nachhaltigkeit oder Umwelt am Herzen. So ist „Gestrandete Wale“ etwa in Zusammenarbeit mit und für Greenpeace entstanden. Als Anfang dieses Jahres an der Küste zahlreiche der Meerestiere gesichtet wurden, machte sich das Team von Kubikfoto auf den Weg dorthin, um vor Ort Video- und Bildmaterial zu sammeln. Etwas, das sich als schwieriger erwies, als anfangs noch gedacht. Zum einen waren die Tiere teilweise schon nicht mehr zu finden und zum anderen musste man dann auch erstmal nah genug ran, um Aufnahmen machen zu können. „Wir sind dann dort mit auf den Greenpeace-Schiffen rausgefahren“, berichtet Weber. „Technisch gesehen war das für uns auch gar nicht so einfach, du kannst ja nicht einfach ein Stativ auf so einem Schlauchboot aufstellen.“

Insgesamt vier Tage waren die Fotografen auf dem Meer und an der Küste unterwegs, die eigentliche Arbeit begann dann aber erst anschließend am Computer. Rund zweieinhalb Monate brauchte das Team für die Postproduktion. Vor anderthalb Wochen ist das Projekt schließlich online gegangen. Unter www.gestrandete-wale.info können sich die Besucher der Website jetzt ein umfangreiches Bild von den Gegebenheiten vor Ort machen und sich über das Thema informieren. Unter anderem gibt es dort eine 360-Grad-Ansicht über das Meer ausgehend vom Schiff.

Der Schwerpunkt von Kubikfoto liegt vor allem auf Fotos basierenden virtuellen Räumen, die der User mittels Scrollen durchlaufen kann. „Auf dem Monitor macht das noch nicht so viel Sinn, aber in Verbindung mit Virtual-Reality-Brillen ist das schon spektakulär“, sagt Holger Weber, der das Unternehmen vor 15 Jahren gemeinsam mit Thorsten Schomburg und Ole Leifels in Heiligenrode aufgebaut hat.

2006 zog Kubikfoto nach Bremen um, vor einem halben Jahr ist die Firma schließlich wieder nach Stuhr zurückgekehrt. „Mit Bremen konnte ich mich irgendwie nicht so recht anfreunden“, gesteht Weber, der selbst aus Seckenhausen kommt. In dem ehemaligen Zollhaus an der Bremer Straße in Brinkum hat das Unternehmen nun seinen neuen Sitz gefunden. „Ich habe das Haus vor einem Jahr gekauft, meiner Frau gehört das Yogastudio, das hier vorher drin war“, sagt Weber. Das Yogastudio ist auch nach wie vor in dem Gebäude angesiedelt, allerdings ist es in die hinteren Räume umgezogen. Der Rest des Hauses stand voll bis obenhin mit alten Möbeln, Bildern und Büchern. „Der Mann, dem das Haus vorher gehörte, hat hier 20 oder 25 Jahre lang gebrauchte Antiquitäten zwischengelagert, die noch nicht restauriert waren“, erzählt Weber.

Gut ein halbes Jahr dauerte es dementsprechend, um erst einmal auszumisten und auszusortieren. „Wir wollten nicht einfach alles wegschmeißen und ein Teil der Möbel wird sicherlich auch wieder einen Platz bei uns finden“, sagt Weber. Kreative Ideen haben die Mitarbeiter von Kubikfoto jedenfalls: Einige der alten Bilderrahmen haben sie als Dekoration um die Monitore platziert, die auf den alten Schreibtischen stehen.

Die Arbeitsplätze im Erdgeschoss sind allerdings nur Übergangslösung während der Umbauphase. „Ich hoffe, dass wir in vier bis sechs Wochen nach oben ziehen können“, erzählt Weber. Denn dort soll das eigentliche Hauptquartier von Kubikfoto entstehen. Bis dahin müssen aber noch einige Kabel und Fußböden verlegt werden. „Das Haus steht komischerweise nicht unter Denkmalschutz, aber ich versuche trotzdem, es so originalgetreu zu renovieren wie es geht“, sagt er. Rund 200 000 Euro hat der 45-Jährige schon in die Sanierung des rund 600 Quadratmeter großen Gebäudes gesteckt und noch einmal die Hälfte wird wohl bis zum Abschluss der Arbeiten dazukommen.

Wenn dann irgendwann alles soweit fertig ist, sollen die vorderen Räume im Erdgeschoss vermietet werden. „Es wäre cool, wenn der Mieter auch irgendwie zu uns passen würde“, findet Weber, der sich beispielsweise vorstellen könnte, an junge Gründer zu vermieten oder in den Räumlichkeiten einen Biosupermarkt einzurichten. „Irgendwas Verrücktes oder Nachhaltiges wäre toll“, sagt er.

„Technisch gesehen war das für uns auch gar nicht so einfach.“ Holger Weber, Kubikfoto
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