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Eisenbahn-Film Pferde, Proteste und Pendler

Weltpremiere in Weyhe: Der neue Eisenbahnfilm ist am Sonntagabend vorgestellt worden. Einige Zuschauer erkannten gleich vertraute Gesichter wieder.
13.03.2017, 17:44 Uhr
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Von Kaya Leimann

Weyhe-Kirchweyhe. Eine fünf Generationen zurückreichende Eisenbahnergeschichte in einem Film festhalten – an dieses nicht ganz einfache Unterfangen hatte sich im vergangenen Jahr die Weyher Filmgruppe gewagt und Film- sowie Bildmaterial zusammengetragen. Etwa ein Jahr und viele Stunden harter Arbeit später war es am Sonntag soweit: Gemeindearchivar Wilfried Meyer, Helmut Fellermann, Hermann Bischoff, Helmut Raddatz, Wolfgang Wortmann und Dieter Helms präsentierten ihr 53-minütiges Werk „Die Eisenbahnen in Weyhe“ auf Leinwand in der Aula der Kooperativen Gesamtschule Kirchweyhe.

„Ein anderer Ort als Kirchweyhe wäre für dieses besondere Ereignis auch nicht infrage gekommen“, richtete sich Bürgermeister Andreas Bovenschulte in seiner Eröffnungsrede an die etwa 120 Gäste. „Der Kern der Eisenbahnen Weyhes liegt ganz klar in Kirchweyhe, hier hat alles um 1870 begonnen.“ Damals war der Kirchweyher Bahnhof einer der größten Rangierbahnhöfe Norddeutschlands. Und auch heute habe er eine entscheidende Bedeutung für die vielen Pendler.

Der Weyher Filmgruppe war es besonders wichtig, den stetigen Wandel und den Vergleich zwischen heute und früher zu verdeutlichen. „Der Film ist nicht für Fachleute gedacht, sondern soll verständlich für die Masse sein“, machte Meyer deutlich. „Manchmal war es gar nicht so leicht, die von früher ausschließlich vorliegenden Bilder in einem Film zu integrieren. Eigentlich sollte die DVD schon zu Weihnachten vorliegen, aber gerade in der Schlussphase sind noch viele wichtige Dinge passiert“, erklärte Meyer. Mit ihrem Werk wolle die Filmgruppe auch Jugendliche anregen, sich an ähnliche Projekte zu wagen.

Im Anschluss an diese kurze Einführung startete der Film und versetzte die Zuschauer in eine Zeit, in der das Pferd noch als Maß der Geschwindigkeit galt. 1870 lebten 1400 Menschen in Kirchweyhe, das Haupteinkommen war die Landwirtschaft. In dieser Zeit begannen die ersten Planungen, und auf den damaligen Kuhweiden sollten Schienen entstehen. Der Protest der Bauern half nichts: 1873 erhielt Kirchweyhe Anschluss an das Schienennetz.

Die dazugehörige Bahnhofsgaststätte bekam schon bald Konkurrenz von neu eröffneten Restaurants in der Umgebung und auch sonst veränderte sich das Dorf mit der Entstehung der Eisenbahn. Kutschen wurden verkauft, unter anderen am Papenkamp und am Richtweg entstanden Vier- und Achtfamilienhäuser für die Arbeiter und auch die Post zog in die Bahnhofstraße. 1919 lebten rund zwei Drittel der Bevölkerung in Kirchweyhe von der Eisenbahn.

Friedrich Eickhorst hielt in den 1920er- und 1930er-Jahren auf eindrucksvollen Fotos den Brückenbau in Dreye fest, die im Krieg 1945 getroffen und zunächst nur notdürftig repariert wurde. Als die Menschen im Jahre 1960 die 1100-Jahr-Feier Weyhes begingen, ahnten sie wohl noch nicht, dass sich die Eisenbahnerzeit schon bald dem Ende zuneigen würde. 1968 fuhr in Kirchweyhe die erste E-Lok ein, die restlichen Dampfloks wurden auf das Abstellgleis gebracht und verrosteten dort.

Der letzte Teil des Filmes beleuchtet dann die Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten. Bei den Aufnahmen ging immer wieder ein Raunen durch das Publikum, denn viele entdeckten bekannte Gesichter auf der Leinwand. Ähnlich erging es Jutta Wichmann, deren Großvater und Vater im Eisenbahnergeschäft involviert waren. „Ich selbst bin im Papenkamp aufgewachsen und habe vieles wiedererkannt. Der Film hat mir ausgezeichnet gefallen“, resümierte Wichmann.

Auch Axel und Renate Sauerbier hatten den Film interessiert aufgenommen, obwohl sie erst vor zehn Jahren in die Gemeinde gezogen waren. „Es ist sehr interessant zu sehen, wie es früher war. Wir finden, dass sich vor allem das 2011 umgebaute Bahnhofsgebäude in ein echtes Schmuckstück verwandelt hat“, sagte Axel Sauerbier.

Ein weiteres Mal wird der Film am kommenden Sonntag, 19. März, ab 19 Uhr im Forum der KGS Leeste öffentlich gezeigt.

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